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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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lang war Emmeline verunsichert, dann leuchteten ihre Augen wieder auf. »Aber das ist es ja gerade«, sagte sie. »Stephen Hardcastle ist nicht zurückgekommen.«
    »Noch nicht.«
    Emmeline zuckte mit den Schultern. »Na ja, alles ist möglich. Aber falls er wirklich noch zurückkehrt, wird er viel zu sehr damit beschäftigt sein, seinem Schicksal zu danken, um sich über dich Gedanken zu machen.«
    Beide Mädchen schwiegen eigensinnig. Selbst das Zimmer schien Partei zu ergreifen: Die Wände und Vorhänge schlugen sich auf Hannahs Seite, während das Grammofon Emmeline seine unterwürfige Unterstützung darbot.
    Emmeline zog ihren langen, lockigen Pferdeschwanz über eine Schulter und befingerte die Haarspitzen. Dann hob sie eine Bürste vom Boden unter dem Spiegel auf und begann, mit langen, regelmäßigen Strichen ihr Haar zu bürsten. Eine Weile sah Hannah ihr mit düsterer, undurchdringlicher
Miene zu – wütend? ungläubig? –, bevor sie sich wieder ihrem Joyce zuwandte.
    Ich nahm das rosafarbene Taftkleid vom Sessel. »Werden Sie dieses Kleid heute Abend tragen, Miss?«, fragte ich leise.
    Emmeline zuckte zusammen. »Oh! Wie kannst du dich nur so anschleichen? Du hast mich fast zu Tode erschreckt. «
    »Verzeihen Sie, Miss.« Meine Wangen glühten. Verstohlen schaute ich zu Hannah hinüber, die jedoch nichts bemerkt zu haben schien. »Möchten Sie dieses Kleid heute Abend tragen, Miss?«
    »Ja.« Emmeline kaute auf ihrer Unterlippe. »Ich glaube schon.« Nachdenklich betrachtete sie das Kleid, griff danach und ließ die Rüschen rascheln. »Hannah, was meinst du? Blau oder rosa?«
    »Blau.«
    »Wirklich?« Emmeline drehte sich überrascht zu Hannah um. »Ich dachte rosa.«
    »Dann eben rosa.«
    »Du guckst ja noch nicht mal.«
    Hannah blickte widerstrebend auf. »Egal.« Ein frustrierter Seufzer. »Sie sind beide schön.«
    Emmeline stöhnte gereizt. »Hol mir das blaue Kleid. Ich muss es mir noch mal ansehen.«
    Ich knickste und ging in ihr Zimmer. Als ich vor dem Kleiderschrank stand, hörte ich Emmeline sagen: »Es ist wichtig, Hannah. Heute Abend gehe ich zum ersten Mal auf eine richtige Dinnerparty, und da möchte ich elegant aussehen. Das solltest du auch. Die Luxtons sind Amerikaner. «
    »Und?«
    »Wir wollen doch nicht, dass sie uns für unkultiviert halten.«

    »Es interessiert mich nicht, was die denken.«
    »Das sollte es aber. Sie sind wichtig für Papas Geschäfte. « Emmeline senkte die Stimme und ich hielt die Luft an, die Wange an die Kleider gedrückt, um besser verstehen zu können, was sie sagte. »Ich hab Papa mit Großmama reden hören …«
    »Du willst wohl sagen, du hast gelauscht«, erwiderte Hannah. »Dabei hält Großmama mich immer für die Hinterhältige!«
    »Bitte sehr«, sagte Emmeline, und ich hörte an ihrem Tonfall, wie sie sorglos die Achseln zuckte. »Dann behalte ich’s eben für mich.«
    »Das schaffst du sowieso nicht. Ich sehe dir doch an, dass du es kaum erwarten kannst, alles brühwarm vor mir auszubreiten.«
    Emmeline ließ einen Augenblick verstreichen, um ihren unrechtmäßig erworbenen Vorteil auszukosten. »Also gut«, sagte sie, »wenn du darauf bestehst, erzähle ich’s dir.« Sie räusperte sich wichtigtuerisch. »Angefangen hat es damit, dass Großmama darüber gesprochen hat, was für eine Tragödie der Krieg für die Familie gewesen ist. Sie meinte, die Deutschen hätten die Ashbury-Linie ihrer Zukunft beraubt, und Großvater würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, welche Zustände hier herrschen. Papa hat versucht, ihr zu erklären, dass die Lage nicht so verzweifelt ist, wie sie denkt, aber davon wollte sie nichts hören. Sie hat gesagt, sie sei schließlich alt genug, um die Wahrheit zu erkennen, und natürlich sei die Lage verzweifelt, wo Papa der Letzte in der Linie ist, ohne einen Erben, der ihm folgen kann. Großmama meinte, es sei eine Schande, dass Papa nicht das Richtige getan und Fanny geheiratet hat, als er die Gelegenheit dazu hatte!
    Daraufhin ist Papa wütend geworden und hat gesagt, er hätte zwar seinen Erben verloren, aber er hätte immer
noch seine Fabrik, und Großmama solle sich nicht solche Sorgen machen, er würde sich schon um alles kümmern. Aber Großmama wollte gar nicht aufhören. Sie sagte, die Bank hätte schon angefangen, Fragen zu stellen.
    Papa war eine ganze Weile still, und da hab ich angefangen, mir Sorgen zu machen, weil ich dachte, er wäre aufgestanden und würde gleich die Tür aufmachen und mich

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