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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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«
    »Na ja«, sagte ich. »Jetzt brauchst du es nicht mehr zu tun.«
    »Das ist unnötig«, antwortete er kühl.
    »Was?«
    »Dass du mich kontrollierst. Dass du mir überallhin folgst wie ein Schatten.«
    »Das tue ich gar nicht. Ich hab den Fingerabdruck zufällig entdeckt, als ich gerade dabei war, die Platzkarten zu verteilen.«
    »Und ich hab dir gesagt, ich wollte mich später um die Gläser kümmern.«
    »Also gut«, sagte ich leise und stellte das Glas wieder auf den Tisch. »Dann lass ich’s eben.«

    Alfred schien zufrieden damit und zog ein Tuch aus seiner Hosentasche.
    Ich rückte die Platzkarten, obwohl sie schon exakt angeordnet waren, noch einmal zurecht und tat so, als würde ich Alfred nicht beobachten.
    Er hatte sich vorgebeugt, die rechte Schulter leicht hochgezogen, sodass er mir den Rücken zukehrte. Es war eine eindeutige Bitte, allein gelassen zu werden, doch die verflixten Glocken der guten Absichten klangen zu laut in meinen Ohren. Wenn ich ihn zum Sprechen brachte, herausfand, was ihn bedrückte, würde ich ihm dann vielleicht helfen können? Wer wäre dazu besser geeignet als ich? Die Nähe, die sich während seiner Abwesenheit zwischen uns entwickelt hatte, hatte ich mir doch sicherlich nicht eingebildet? Nein, unmöglich, er hatte in seinen Briefen selbst davon geschrieben. Ich räusperte mich und sagte leise: »Ich weiß, was gestern passiert ist.«
    Er ließ sich nicht anmerken, ob er mich gehört hatte, sondern konzentrierte sich auf das Glas, das er gerade polierte.
    Ich versuchte es etwas lauter: »Ich weiß, was gestern passiert ist. Im Salon.«
    Er hielt inne, das Glas in der Hand. Stand wie versteinert. Die verletzenden Worte hingen wie Nebel zwischen uns, und am liebsten hätte ich sie zurückgenommen.
    Seine Stimme klang tödlich leise. »Die kleine Miss hat wohl geplaudert, was?«
    »Nein …«
    »Ich wette, sie hat sich köstlich amüsiert.«
    »Nein, nein«, sagte ich hastig. »So war es gar nicht. Sie macht sich Sorgen um dich.« Ich schluckte, wagte zu sagen: » Ich mache mir Sorgen um dich.«

    Er sah mich durch die Haare, die ihm beim Polieren der Gläser ins Gesicht gefallen waren, wütend an. Seine Lippen waren gespannt. »Du machst dir Sorgen um mich?«
    Sein seltsamer, scharfer Tonfall ließ mich zurückschrecken, doch gleichzeitig hatte ich das überwältigende Bedürfnis, alles wieder in Ordnung zu bringen. »Es ist einfach … Es passt überhaupt nicht zu dir, ein ganzes Tablett fallen zu lassen, und dann hast du nicht mal was davon erwähnt … Ich dachte, du fürchtest vielleicht, dass Mr Hamilton davon erfahren könnte. Aber er würde sich nicht aufregen, Alfred, da bin ich mir ganz sicher. Jeder macht mal einen Fehler bei der Ausübung seiner Pflichten.«
    Er schaute mich an, und einen Augenblick lang dachte ich, er würde gleich lachen. Stattdessen schnaubte er verächtlich: »Du dummes, kleines Mädchen. Glaubst du etwa, ich würde mir Gedanken über ein paar Stücke Kuchen machen, die auf dem Fußboden landen?«
    »Alfred …«
    »Du glaubst, ich wüsste nicht, was Pflichten sind? Nach allem, was ich erlebt habe?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber du denkst es, stimmt’s? Ich spüre doch, wie ihr mich alle anseht, wie ihr mich beobachtet, wie ihr darauf wartet, dass ich einen Fehler mache. Tja, ihr könnt aufhören zu warten, und ihr könnt aufhören, euch Sorgen zu machen. Mir fehlt nichts, kapiert? Nichts!«
    Meine Augen brannten, und sein verbitterter Ton verursachte mir eine Gänsehaut. »Ich wollte doch nur helfen«, flüsterte ich.
    »Helfen?« Er lachte gequält. »Und was bringt dich auf die Idee, du könntest mir helfen?«
    »Aber, Alfred«, sagte ich zögernd, unsicher, was er meinte. »Du und ich … wir … In deinen Briefen hast du mir doch geschrieben …«

    »Vergiss, was ich geschrieben hab.«
    »Aber, Alfred …«
    »Lass mich in Frieden, Grace«, sagte er kühl und konzentrierte sich wieder auf die Gläser. »Ich hab dich nicht um deine Hilfe gebeten. Ich brauche sie nicht, und ich will sie nicht. Mach, dass du rauskommst, und lass mich meine Arbeit tun.«
    Meine Wangen glühten – vor Enttäuschung, vor Aufregung über den Streit, aber vor allem vor Verlegenheit. Ich hatte Nähe empfunden, wo offensichtlich keine war. In meinen geheimsten Träumen hatte ich sogar schon angefangen, mir eine Zukunft mit Alfred auszumalen. Verliebtsein, eine Hochzeit, vielleicht sogar eine kleine Familie. Und jetzt musste ich feststellen, dass ich

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