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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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weiteten sich: zwei eisblaue Monde. Der Schrecken schnürte ihr die Kehle zu. » Sag bloß nicht, du hast was Schlimmes angestellt und wurdest von der Schule verwiesen?«
    »Natürlich nicht«, antwortete David hastig. »Ich glaube einfach nur, dass das Leben nicht nur aus Büchern besteht. Mein Freund Hunter sagt, das Leben selbst ist die beste Bildung …«

    »Hunter?«
    »Er hat erst in diesem Jahr in Eton angefangen. Sein Vater ist so eine Art Wissenschaftler. Offenbar hat er was entdeckt, das dem König sehr wichtig ist, woraufhin der König ihm den Titel eines Marquis verliehen hat. Er ist ein bisschen verrückt. Robert auch, wenn man den anderen Jungen glaubt, aber ich finde ihn prima.«
    »Tja«, sagte Hannah, »dein verrückter Freund Hunter sollte sich glücklich schätzen, dass er sich den Luxus leisten kann, seine Ausbildung zu verachten. Aber wie soll ich eine erfolgreiche Dramatikerin werden, wenn Papa mir jede Bildung vorenthält?« Hannah seufzte frustriert. »Ich wünschte, ich wäre ein Junge.«
    »Ich fände es schrecklich, wenn ich zur Schule gehen müsste«, sagte Emmeline. »Und ich fände es auch schrecklich, ein Junge zu sein. Keine Kleider, langweilige Mützen und den ganzen Tag über Sport und Politik reden müssen.«
    »Mir würde es Spaß machen, über Politik zu reden«, sagte Hannah. Im Eifer des Gefechts hatten sich ihre sorgfältig geflochtenen Zöpfe gelöst. »Als Erstes würde ich Herbert Asquith zwingen, Frauen das Wahlrecht zuzugestehen. Selbst jungen Frauen.«
    David lächelte. »Du könntest Englands erste Stücke schreibende Premierministerin werden.«
    »Ja«, sagte Hannah.
    »Ich dachte, du wolltest Archäologin werden«, bemerkte Emmeline. »So wie Gertrude Bell.«
    »Politikerin, Archäologin. Ich könnte beides werden. Wir leben schließlich im zwanzigsten Jahrhundert.« Sie zog die Brauen zusammen. »Wenn Papa mir bloß erlauben würde, zur Schule zu gehen.«
    »Du weißt genau, wie Papa über die Schulausbildung von Frauen denkt«, hielt David ihr entgegen, und Emmeline
gab ihren Senf dazu, indem sie den bekannten Spruch nachplapperte: »Der gefährliche Weg in die Frauenemanzipation. «
    »Außerdem sagt Papa, dass wir von Miss Prince alles bekommen, was wir an Bildung brauchen«, fügte Emmeline hinzu.
    »Ist doch klar, dass Papa das sagt. Er hofft, dass er aus uns langweilige Ehefrauen für langweilige Ehemänner machen kann, die passabel Französisch sprechen, passabel Klavier spielen und ihre Männer höflicherweise beim Bridge gewinnen lassen. Und die nur ja nirgendwo unangenehm auffallen.«
    »Papa sagt, niemand mag Frauen, die zu viel denken«, bemerkte Emmeline.
    David verdrehte die Augen. »Wie diese Kanadierin, die ihn nach dem Besuch in der Goldmine nach Hause gefahren hat und die ganze Zeit nichts Besseres zu tun hatte, als über Politik zu reden. Die hat uns allen damit keinen Gefallen getan.«
    »Ich will überhaupt nicht von jedem gemocht werden«, erklärte Hannah mit entschlossen vorgerecktem Kinn. »Ich würde glatt meine Selbstachtung verlieren, wenn alle mich immer nur nett fänden.«
    »Die Sorge kann ich dir nehmen«, sagte David. »Ich weiß aus sicherer Quelle, dass etliche meiner Freunde dich nicht mögen.«
    Hannah runzelte die Stirn, musste jedoch gleichzeitig grinsen. »Ich gehe jedenfalls heute nicht zu ihr in den Unterricht. Ich hab es satt, Die Lady von Shalott zu rezitieren, während Miss Prince sich in ihr Taschentuch schnäuzt.«
    »Sie weint um ihre verlorene Liebe«, seufzte Emmeline.
    Hannah verdrehte die Augen.

    »Das stimmt!«, sagte Emmeline. »Ich hab gehört, wie Großmama es Lady Clem erzählt hat. Miss Prince war verlobt, bevor sie zu uns gekommen ist.«
    »Wahrscheinlich ist der Mann rechtzeitig zur Besinnung gekommen«, schnaubte Hannah.
    »Er hat stattdessen ihre Schwester geheiratet«, verkündete Emmeline.
    Hannah schwieg verblüfft, aber nur einen Augenblick lang. »Sie hätte ihn anzeigen sollen, weil er sein Heiratsversprechen gebrochen hat.«
    »Das hat Lady Clem auch gesagt – und sogar noch schlimmere Dinge –, aber Großmama meinte, Miss Prince wollte dem Mann keinen Ärger machen.«
    »Dann ist sie dumm«, sagte Hannah. »Sie sollte froh sein, dass sie ihn los ist.«
    »Hör sich einer diese Romantikerin an«, höhnte David. »Die arme Frau ist hoffnungslos in einen Mann verliebt, den sie nicht haben kann, und du bringst es nicht mal über dich, ihr hin und wieder ein trauriges Gedicht vorzutragen.

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