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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Während im Haus die Renovierungsarbeiten Fortschritte machten, verbrachte sie viel Zeit im Freien. Sie ging im
Park spazieren, wanderte zu den weit abgelegenen Wiesen und kehrte strahlend zum Mittagessen zurück, die Wangen gerötet und den Rocksaum mit winzigen Grassamen übersät.
    Sie hat Robbie aufgegeben, dachte ich. Es mochte Liebe gewesen sein, aber offenbar hatte sie beschlossen, darauf zu verzichten. Man mag mich für naiv halten, und das war ich wohl auch. Schließlich hatte ich nichts zum Vergleich außer meinen eigenen Erfahrungen. Ich hatte Alfred aufgegeben, war nach Riverton zurückgekehrt und hatte mich daran gewöhnt, dass er nicht da war, und ich ging davon aus, dass es sich bei Hannah ebenso verhielt. Dass auch sie eingesehen hatte, dass ihre Pflichten woanders lagen.
    Eines Tages machte ich mich auf den Weg, um sie zu suchen. Teddy war für den Sitz der Torys in Saffron nominiert worden, und ein Mittagessen mit Lord Gifford war geplant. Er sollte in einer halben Stunde eintreffen, und Hannah war noch nicht von ihrem Spaziergang zurückgekehrt. Schließlich fand ich sie im Rosengarten. Sie saß auf den Steinstufen unter dem Laubengang – an derselben Stelle, wo Alfred vor all den Jahren gesessen hatte.
    »Gott sei Dank, Ma’am«, rief ich außer Atem. »Lord Gifford wird jeden Moment eintreffen, und Sie sind noch nicht angezogen.«
    Hannah lächelte mich über die Schulter hinweg an. »Also, ich hätte schwören können, dass ich mein grünes Kleid anhabe.«
    »Na, Sie wissen doch, was ich meine, Ma’am. Sie müssen sich zum Mittagessen umziehen.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie. Sie streckte ihre Arme aus und ließ die Hände kreisen. »Heute ist so ein schöner Tag. Es ist doch eine Schande, sich im Haus aufzuhalten.
Vielleicht können wir Teddy ja dazu überreden, auf der Terrasse zu speisen?«
    »Ich weiß nicht, Ma’am«, antwortete ich. »Ich glaube nicht, dass Mr Luxton das für eine gute Idee hält. Sie wissen doch, dass er Insekten nicht leiden kann.«
    Sie lachte. »Du hast natürlich recht. Na ja, war auch nur so ein Gedanke.« Sie stand auf, sammelte ihre Schreibutensilien ein und klemmte sie sich unter den Arm. Obenauf lag ein unfrankierter Brief.
    »Soll ich Mr Hamilton den Brief geben, damit er ihn für Sie zur Post bringt, Ma’am?«
    »Nein«, erwiderte sie lächelnd und hielt sich den Schreibblock fest vor die Brust. »Nein, danke, Grace. Ich gehe heute Nachmittag in die Stadt und bringe ihn selbst zur Post.«
    Kein Wunder, dass ich sie für glücklich hielt. Sie war es tatsächlich. Aber nicht, weil sie es geschafft hatte, Robbie aufzugeben. Da irrte ich mich. Und erst recht nicht, weil ihre Liebe zu Teddy neu entflammt war. Und auch nicht, weil sie wieder auf ihren Familiensitz zurückgekehrt war. Nein. Sie war glücklich aus einem ganz anderen Grund. Hannah hatte ein Geheimnis.
     
    Beryl führt uns durch den Park. Es ist eine holprige Fahrt im Rollstuhl, aber Ursula ist sehr umsichtig. Als wir das zweite Schwingtor erreichen, finden wir ein Hinweisschild vor. Beryl erklärt, dass der hintere Teil des Parks wegen Renovierungsarbeiten am Sommerhaus geschlossen ist und wir es nicht besichtigen können. Wir dürfen bis an den Ikarus-Brunnen gehen, aber nicht weiter. Dann öffnet sie das Tor, und wir gehen einzeln hindurch.
     
    Die Party war Deborahs Idee. Die Leute sollten wissen, dass Teddy und Hannah sich, auch wenn sie nicht mehr
in London lebten, keineswegs aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen hatten. Teddy war begeistert. Die Renovierungsarbeiten waren weitgehend abgeschlossen, und eine Party war eine ausgezeichnete Gelegenheit, seinen neuen Wohnsitz zu präsentieren. Überraschenderweise hatte auch Hannah keine Einwände. Mehr noch, sie nahm die Organisation selbst in die Hand. Teddy, überrascht, aber hocherfreut, zog es vor, keine Fragen zu stellen. Deborah, die es nicht gewohnt war, die Planung einer Party mit jemandem zu teilen, war hingegen weniger begeistert.
    »Aber du willst dich doch sicherlich nicht mit all den Einzelheiten belasten«, sagte sie, als die beiden Frauen beim Morgentee zusammensaßen.
    Hannah lächelte. »Im Gegenteil. Ich habe eine ganze Menge Ideen. Wie wär’s zum Beispiel mit chinesischen Lampions?«
    Es war Hannahs Wunsch, anstelle einer Dinnerparty mit wenigen ausgesuchten Gästen ein rauschendes Fest zu feiern. Sie stellte Gästelisten zusammen und schlug vor, einen Tanzboden aufbauen zu lassen. Die Mittsommernachtparty sei

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