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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Townsend war kurz nach ihm gestorben, an einem Schlaganfall, der sie im Schlaf überrascht hatte.
    »O ja. Wir freuen uns immer, wenn die Jungen zurückkehren. Es ist ein bisschen einsam hier, nur noch wir beide. Ohne Familie, der wir zu Diensten sein können. Nur Gehämmere und Geklopfe und schmutzige Stiefel.« Kopfschüttelnd betrachtet er den Bogen des Säulenvorbaus.
»Tja, das alte Haus hat sich sehr verändert. Wart’s ab, wenn du erst mal siehst, was sie mit meinem Zimmer gemacht haben.« Dann strahlt er über das ganze Gesicht. »Und du, Grace«, sagt er sanft. »Wie geht es dir?«
    »Ich bin müde«, erwidere ich. »Ich bin sehr müde, Mr Hamilton.«
    »Ich weiß, Kleines«, sagt er. »Nicht mehr lange.«
    »Was ist los?« Ursula steht neben mir und verstaut das Parkticket in ihrer Handtasche. »Sind Sie müde?« Sie schaut mich stirnrunzelnd an. »Ich werde Ihnen einen Rollstuhl besorgen. Bei der Renovierung hat man Aufzüge eingebaut.«
    Ich antworte, dass das wohl das Beste wäre, und schiele noch einmal zu Mr Hamilton hinüber. Aber er ist nicht mehr da.
     
    In der Eingangshalle begrüßt uns eine quirlige, wie die Gattin eines Landedelmanns in den Vierzigerjahren gekleidete Frau, die uns erklärt, dass die Eintrittskarte eine Führung beinhaltet, mit der sie jetzt gleich beginnen wird. Bevor wir widersprechen können, werden wir einer Gruppe von sieben weiteren ahnungslosen Besuchern zugeteilt: ein Pärchen aus London auf einem Tagesausflug, ein Schüler, der für den Heimatkundeunterricht recherchiert, und eine vierköpfige amerikanische Familie – Eltern und Sohn in den gleichen Turnschuhen und T-Shirts, die halbwüchsige Tochter groß, bleich und ganz in Schwarz. Unsere Führerin – sie stellt sich als Beryl vor, und deutet auf ihr Namensschild – lebt seit ihrer Geburt in Saffron Green und ermuntert uns, Fragen zu stellen.
    Die Führung beginnt im Dienstbotentrakt, dem Herzen des englischen Herrenhauses, wie Beryl lächelnd und augenzwinkernd verrät. Ursula und ich nehmen den Aufzug, der an der Stelle eingebaut wurde, wo sich früher
die Garderobe befand. Als wir unten ankommen, drängen sich die anderen bereits um Mrs Townsends Küchentisch und amüsieren sich laut über eine komische Liste traditioneller englischer Gerichte aus dem neunzehnten Jahrhundert, die Beryl vorliest.
    In dem Dienstbotentrakt ist alles noch wie früher, aber irgendetwas wirkt dennoch verändert. Es ist das Licht. Elektrische Glühbirnen haben die flackernden, flüsternden Ecken zum Schweigen gebracht. Wir hatten auf Riverton sehr lange keine Elektrizität. Selbst als Teddy Mitte der Zwanzigerjahre elektrischen Strom legen ließ, war es mit dem jetzigen Zustand nicht zu vergleichen. Ich vermisse das Dämmerlicht, aber die Räume mit den Mitteln von damals zu beleuchten wäre vermutlich heute gar nicht mehr erlaubt, noch nicht einmal, um einen historisch authentischen Effekt zu erzielen. Solche Dinge werden heutzutage durch Gesetze geregelt. Gesundheit und Sicherheit. Öffentliche Haftung. Niemand will sich verklagen lassen, nur weil ein Tourist zufällig in einem spärlich beleuchteten Treppenhaus ausrutscht.
    »Folgen Sie mir«, zwitschert Beryl. »Wir nehmen den Dienstbotenausgang zur Terrasse hinter dem Haus, aber keine Sorge, Sie brauchen keine Schürzen anzuziehen.«
     
    Wir befinden uns auf dem Rasen oberhalb von Lady Ashburys Rosengarten. Überraschenderweise sieht es hier unverändert aus, obwohl neben den Stufen Rampen angelegt wurden. Es gibt jetzt ein Team von festangestellten Gärtnern, sagt Beryl, die sich um eine Menge Dinge kümmern müssen: um die Gärten selbst, die Rasenflächen, die Brunnen und diverse Gebäude auf dem Anwesen und schließlich um das Sommerhaus.
    Der Bau des Sommerhauses war eins der ersten Dinge, die Teddy veranlasste, nachdem ihm Riverton im Jahre
1923 zugefallen war. Es wäre ein Verbrechen, meinte er, dass ein so schöner See, das Juwel des Grundstücks, nicht mehr genutzt würde. Er stellte sich Sommerpartys auf Booten vor, mit abendlichem Sternegucken. Teddy ließ auf der Stelle Pläne anfertigen, und als wir im April 1924 aus London eintrafen, war das Haus nur deswegen noch nicht ganz fertig, weil eine Lieferung italienischen Kalksteins noch nicht eingetroffen war und der anhaltende Frühlingsregen die Bauarbeiten verzögert hatte.
    Auch an dem Morgen unserer Ankunft regnete es. Erbarmungslos strömender Regen, der eingesetzt hatte, als wir durch die abgelegenen Dörfer von

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