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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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nickte, und mein Herz begann zu rasen, weil mich das ungute Gefühl beschlich, jemandes Geheimnis preisgegeben und damit eine Büchse der Pandora geöffnet zu haben, die ich nicht wieder schließen konnte.
    »Das ist absurd«, sagte Mr Hamilton und rückte seine Weste zurecht. Dann kehrte er an seinen Platz zurück und setzte seine Brille auf. »Alfred ist kein Feigling. Er leistet seinen Beitrag in diesem Krieg mit jedem Tag, an dem er dabei hilft, diesen Haushalt in Gang zu halten. Er bekleidet eine wichtige Stellung bei einer wichtigen Familie.«
    »Aber das ist doch nicht so wichtig wie kämpfen, oder, Mr Hamilton?«, bemerkte Katie.
    »O doch, das ist es ganz gewiss«, polterte Mr Hamilton. »In diesem Krieg hat jeder von uns seine Aufgabe, Katie. Selbst du. Es ist unsere Pflicht, die guten alten Bräuche in unserem Land zu bewahren, damit die Soldaten, wenn sie siegreich heimkehren, die Gesellschaft so vorfinden, wie sie sie in Erinnerung haben.«
    »Heißt das, dass auch ich meinen Beitrag leiste, wenn ich die Töpfe schrubbe?«, fragte Katie erstaunt.
    »So wie du sie schrubbst, nicht«, antwortete Mrs Townsend.
    »Ja, Katie«, sagte Mr Hamilton. »Indem du deine Pflichten erfüllst und indem du Schals strickst, leistest du deinen Beitrag.« Er schaute Nancy und mich an. »So wie wir alle.«

    »Wenn ihr mich fragt, reicht das nicht«, erwiderte Nancy mit gesenktem Kopf.
    »Was meinst du damit, Nancy?«, wollte Mr Hamilton wissen.
    Nancy hörte auf zu stricken und legte ihre knochigen Hände in den Schoß. »Nun«, sagte sie zögernd. »Nehmen wir zum Beispiel Alfred. Er ist ein junger, kräftiger Mann. Er könnte sich bestimmt nützlicher machen, wenn er den anderen Jungs drüben in Frankreich zur Seite stünde. Den Sherry kann doch jeder servieren. «
    »Jeder kann …?« Mr Hamilton erbleichte. »Ausgerechnet du müsstest wissen, dass sich nicht jeder zum Hausdiener eignet.«
    Nancy errötete. »Selbstverständlich, Mr Hamilton. Ich wollte damit auch nichts anderes andeuten.« Sie rieb sich ihre geschwollenen Knöchel. »Es … es ist nur, dass ich mir in letzter Zeit ein bisschen überflüssig vorkomme. «
    Mr Hamilton wollte gerade etwas darauf entgegnen, als Alfred die Treppe heruntergelaufen kam. Mr Hamilton verstummte, und ein verschwörerisches Schweigen breitete sich im Zimmer aus.
    »Alfred«, sagte Mrs Townsend schließlich, »was ist denn in dich gefahren, dass du so die Treppe runterpolterst? « Sie sah sich um und entdeckte mich. »Du hast der armen Grace einen gehörigen Schrecken eingejagt. Die Arme wäre beinahe in Ohnmacht gefallen.«
    Ich lächelte Alfred verlegen an, denn ich hatte mich keineswegs erschrocken. Nur gewundert, wie alle andern auch. Und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Ich hätte Mr Hamilton nie von der Feder erzählen sollen. Ich mochte Alfred immer mehr: Er war liebenswürdig und hatte sich oft genug Zeit genommen, um mich ein bisschen
aus meinem Schneckenhaus zu locken. Hinter seinem Rücken über die für ihn peinliche Situation zu reden, hatte ihn irgendwie blamiert.
    »Tut mir leid, Grace«, sagte Alfred. »Aber Master David ist eingetroffen.«
    »Ja«, sagte Mr Hamilton mit einem Blick auf seine Armbanduhr. »Wie erwartet. Dawkins sollte ihn vom Zehn-Uhr-Zug am Bahnhof abholen. Mrs Townsend hat das Abendessen für ihn bereitet, du kannst es nach oben bringen.«
    Alfred nickte. »Ja, das weiß ich, Mr Hamilton …« Alfred schluckte. »Aber … Master David, na ja, er hat jemanden mitgebracht. Von Eton. Ich glaube, es ist Lord Hunters Sohn.«
     
    Ich hole tief Luft. Du hast mir einmal erzählt, Marcus, dass in den meisten Geschichten ein Punkt kommt, von dem an es kein Zurück mehr gibt. Wenn alle wichtigen Figuren die Bühne betreten haben und die Tragödie ihren Lauf nehmen kann. Der Erzähler zieht sich in den Hintergrund zurück, und die Figuren agieren aus eigenem Antrieb.
    Robbie Hunters Auftritt bringt die Geschichte ans Ufer des Rubikon. Soll ich ihn überqueren? Vielleicht ist es noch nicht zu spät für eine Umkehr. Nicht zu spät, um sie alle vorsichtig zwischen Seidenpapier in den Schachteln meiner Erinnerung zu verstauen.
    Ich lächle, denn ich kann diese Geschichte ebenso wenig anhalten wie den Lauf der Zeit. Ich bin nicht romantisch genug, um mir einzubilden, sie wolle unbedingt erzählt werden, aber ich bin ehrlich genug, um zuzugeben, dass ich sie erzählen möchte.
    Kommen wir also zu Robbie Hunter.

    Früh am nächsten Morgen rief Mr Hamilton mich

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