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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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das neue Jahr einläutete, brach großer Jubel aus. Nachdem Mr Hamilton »Auld Lang Syne« angestimmt hatte und wir alle eingefallen waren, plauderten wir wie immer über unsere Pläne und guten Vorsätze für das neue Jahr. Katie erklärte, sie hätte sich vorgenommen, nie wieder etwas vom Kuchen in der Vorratskammer zu stibitzen. Plötzlich stand Alfred auf.
    »Ich habe mich freiwillig gemeldet«, verkündete er, den Blick auf Mr Hamilton gerichtet. »Ich ziehe in den Krieg.«
    Ich hielt den Atem an, und alle warteten schweigend auf Mr Hamiltons Reaktion. Schließlich ergriff er das Wort. »Nun«, sagte er mit einem grimmigen Lächeln. »Das ist ein ehrenwerter Entschluss, Alfred, und ich werde in deinem Namen mit Lord Ashbury darüber sprechen, aber ich fürchte, er wird nicht bereit sein, dich gehen zu lassen.«
    Alfred schluckte. »Vielen Dank, Mr Hamilton. Aber das ist nicht nötig.« Er holte tief Luft. »Ich habe selbst mit Lord Ashbury gesprochen, als er aus London zu Besuch war. Er hat gesagt, ich würde das Richtige tun, und er hat mir viel Glück gewünscht.«
    Mr Hamilton brauchte einen Augenblick, um das zu verdauen. Ich entdeckte ein Flackern in seinen Augen, die Empörung über Alfreds Dreistigkeit. »Selbstverständlich. Das Richtige.«
    »Ich werde im März meinen Dienst antreten«, sagte Alfred schüchtern. »Zuerst muss ich aber noch eine Ausbildung machen.«
    »Und dann?«, fragte Mrs Townsend, als sie endlich die Sprache wiedergefunden hatte, die Hände in die gut gepolsterten Hüften gestemmt.

    »Dann …« Er lächelte freudig erregt. »Dann geht’s ab nach Frankreich, schätze ich.«
    »Tja«, sagte Mr Hamilton steif, nachdem er sich wieder gefasst hatte. »Darauf stoßen wir an.« Er stand auf und hob sein Glas. Zögernd folgten wir anderen seinem Beispiel. »Auf Alfred. Möge er so glücklich und gesund zu uns zurückkehren, wie er uns verlässt.«
    »Auf Alfred«, rief Mrs Townsend, die ihren Stolz nicht verbergen konnte. »Auf dass er so bald wie möglich wieder bei uns ist.«
    »Immer mit der Ruhe, Mrs T.«, sagte Alfred grinsend. »Allzu bald werde ich nicht zurückkommen. Erst möchte ich ein paar Abenteuer erleben.«
    »Pass auf dich auf, mein Junge«, antwortete Mrs Townsend mit feuchten Augen.
    Während die anderen ihre Gläser erneut füllten, wandte Alfred sich an mich. »Ich leiste meinen Beitrag zur Verteidigung des Vaterlands, Grace.«
    Ich nickte. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass er nie ein Feigling gewesen war. Dass ich ihn nie dafür gehalten hatte.
    »Schreibst du mir, Gracie? Versprichst du es mir?«
    Ich nickte noch einmal. »Natürlich.«
    Er lächelte mich an, und ich spürte, wie meine Wangen glühten.
    »Wo wir schon mal beim Feiern sind«, rief Nancy und schlug mit einer Gabel an ihr Glas, um für Ruhe zu sorgen. »Ich habe auch eine Neuigkeit für euch.«
    Katie riss die Augen auf. »Du heiratest doch nicht etwa, oder, Nancy?«
    »Selbstverständlich nicht«, fauchte Nancy.
    »Was ist es dann?«, wollte Mrs Townsend wissen. »Sag bloß, du verlässt uns auch? Ich glaube, das würde ich nicht verkraften.«

    »Nicht ganz«, sagte Nancy. »Ich habe mich zum Dienst als Kontrolleurin bei der Eisenbahn gemeldet. Unten im Bahnhof. Ich hab die Anzeige gesehen, als ich letzte Woche im Dorf was besorgen musste.« Sie wandte sich an Mr Hamilton. »Lady Ashbury war ganz stolz auf mich. Sie hat gesagt, es würde ein gutes Licht auf das Haus werfen, wenn sogar die Dienstboten ihren Beitrag leisten.«
    »In der Tat«, sagte Mr Hamilton seufzend. »Solange wie die Übrigen es schaffen, ihren Beitrag innerhalb des Hauses zu leisten.« Er nahm seine Brille ab und rieb sich erschöpft die Nasenwurzel. Dann setzte er sie wieder auf und schaute mich streng an. »Du tust mir vor allem leid, meine Kleine. Wenn Alfred weg ist und Nancy eine doppelte Belastung auf sich nimmt, wird eine große Verantwortung auf deinen jungen Schultern lasten. Ich kann unmöglich einen Ersatz für Alfred finden. Nicht in diesen Zeiten. Du wirst einige von seinen Pflichten in den oberen Etagen übernehmen müssen, bis sich die Lage wieder normalisiert. Hast du das verstanden?«
    Ich nickte feierlich. »Ja, Mr Hamilton.« Jetzt begriff ich auch, warum Nancy in letzter Zeit so verstärkt auf meine Leistungen geachtet hatte. Sie hatte mich darauf vorbereitet, ihren Platz einzunehmen, in der Hoffnung, dadurch leichter die Erlaubnis für eine Arbeit außerhalb des Hauses zu erhalten.
    Mr Hamilton rieb

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