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Geheime Tochter

Geheime Tochter

Titel: Geheime Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shilpi Somaya Gowda
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langsam, weil sie annimmt, dass die alte Frau wohl kaum Englisch versteht. Als die Frau den Namen hört, öffnet sie die Tür und deutet auf ein kleines Büro am Ende des Flurs. Asha legt die Handflächen aneinander, um der Alten zu danken, und betritt zögernd das Gebäude. Sie war so selbstbewusst auf dem Weg hierher, doch jetzt fühlen sich ihre Beine schwach an, und ihr Herz rast. Die Tür zum Büro steht offen, aber sie klopft trotzdem. Ein Mann mit grau meliertem Haar und einer Gleitsichtbrille auf der Nase telefoniert laut in einer Sprache, die für ihre Ohren nicht vertraut klingt. Er bedeutet ihr, hereinzukommen und Platzzu nehmen. Sie räumt einen Stapel Papiere von dem einzigen Stuhl im Büro. Auf dem Schreibtisch sieht sie ein Namensschild mit der Aufschrift ARUN DESHPANDE , und ihre Handflächen werden feucht. Sie holt ihr Notizbuch und einen Bleistift hervor, während sie wartet.
    Er legt den Hörer auf und lächelt gestresst. »Hallo, ich bin Arun Deshpande, Direktor von Shanti. Nehmen Sie Platz«, sagt er, obwohl sie bereits sitzt.
    »Danke. Mein Name ist Asha Thakkar. Ich komme aus den Vereinigten Staaten. Ich … wurde von hier adoptiert, von diesem Waisenhaus. Vor zwanzig Jahren.« Sie steckt das Ende des Bleistifts in den Mund, während sie auf seine Reaktion wartet.
    Deshpande schiebt sich vom Schreibtisch nach hinten. »Thakkar? Wie Sarla Thakkar? Ist sie mit Ihnen verwandt?«
    »Sarla … äh, ja, das ist meine Großmutter. Die Mutter meines Vaters. Wieso fragen Sie?«
    »Wir sind Ihrer Großmutter sehr dankbar. Sie hat dieses Gebäude mit ihrer Spende ermöglicht, das muss vor fast zwanzig Jahren gewesen sein. Sie wollte, dass wir oben genug Klassenräume haben für alle Kinder. Jeden Tag nach der Schule lernen sie hier weiter. Musik, Sprachen, Kunst.«
    »Ach so, das … wusste ich nicht.« Asha kaut auf dem Bleistift.
    »Ich habe sie seit vielen Jahren nicht gesehen. Bitte grüßen Sie sie ganz herzlich von mir.«
    »Ja, das werde ich.« Asha holt tief Luft. »Mr Deshpande, ich bin hier, weil ich hoffe, dass Sie mir helfen können. Ich … bin auf der Suche nach meinen leiblichen Eltern, die mich hierher gebracht haben, in dieses Waisenhaus.« Als er nicht reagiert, fährt sie fort: »Ich möchte auch sagen, wie dankbar ich bin für alles, was Sie hier für michgetan haben. Ich habe ein gutes Leben in Amerika, ich liebe meine Eltern« – sie stockt, sucht nach den richtigen Worten, um ihn zu überzeugen – »und ich möchte Ihnen keine Umstände machen. Ich möchte bloß … ich hatte schon immer den Wunsch, meine leiblichen Eltern ausfindig zu machen.«
    Mr Deshpande nimmt seine Brille ab und fängt an, sie mit seinem Hemdzipfel zu putzen. »Meine Liebe, es werden pro Jahr Hunderte Kinder zu uns gebracht. Allein letzten Monat wurden uns ein Dutzend Neugeborene vor die Tür gelegt. Die Glück haben, werden adoptiert, die anderen bleiben hier, bis sie mit der Schule fertig sind, bis sechzehn höchstens. Wir können nicht über jedes Kind eine Akte anlegen. Bei den meisten wissen wir nicht mal, wie alt sie genau sind, und damals, nun ja …« Er seufzt schwer, legt den Kopf schief und blickt sie an. »Ich könnte natürlich mal nachsehen. Also. Thakkar. Asha, sagten Sie?« Er wendet sich einem altertümlichen Computer auf seinem Schreibtisch zu. Nachdem er ein paar Minuten auf der Tastatur herumgetippt und mit verkniffenen Augen auf den Bildschirm gespäht hat, schaut er sie wieder an. »Tut mir leid, ich kann den Namen nicht finden. Wir haben keinen Eintrag über Sie. Wie gesagt, unsere Unterlagen –« Er zuckt die Achseln und setzt seine Brille wieder auf.
    Sie spürt ein hohles Gefühl im Magen und blickt hinab auf ihr Notizbuch, wo die Seite leer ist. Keinen Eintrag über mich . Sie bohrt sich die Fingernägel in die Handflächen, um die Tränen abzuwehren, die gierig hinter ihren Augen lauern.
    »Wissen Sie, es sind andere Kinder zu uns gekommen, wie Sie, und selbst wenn sie einen Namen haben, ist es schwierig, die Mutter zu finden. Manchmal wollen dieFrauen nicht gefunden werden. Oft waren sie unverheiratet, und es weiß niemand, dass sie ein Baby bekommen oder das Kind zu uns gebracht haben. Es könnte sehr … schwierig für diese Mütter werden, wenn das jetzt herauskäme.«
    Asha nickt, umklammert den Bleistift und versucht, die Fassung zu bewahren. Wie lautet meine nächste Frage? Was schreibe ich auf dieses leere Blatt?
    Plötzlich beugt Arun Deshpande sich vor und starrt ihr

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