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Geheime Versuchung

Geheime Versuchung

Titel: Geheime Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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solltest. Dafür kann ich zwar nicht selbst sorgen, doch ich kann dir eine Waffe geben, damit du dich im Notfall verteidigen kannst.«
    »Ja, ich erinnere mich an Aden.« Er erinnerte sich an jedes Kind, das er in der Gardistenschule unterrichtet hatte, an jede Verletzung, jeden gebrochenen Knochen, dessen Zeuge er gewesen war, an jede Beschwerde, die er als frischgebackener Lehrer dem »Fürsorge tragenden« Teil der Lehrerschaft, seinen Vorgesetzten und sogar dem Rat zu Gehör gebracht hatte, ehe ihm klar geworden war, dass niemand ihm zuhörte.
    Das alles hätte ihn zerbrechen können, doch er hatte sich dagegen gewehrt, einfach aufzugeben, denn er hatte herausgefunden, dass er seinen Schützlingen geistige Waffen zur Verfügung stellen und sie sogar manchmal beschützen konnte, wenn auch nur für kurze Zeit. Mehr als einen hatte er nach den Schulstunden dabehalten – offiziell als Strafe oder zu Nachhilfestunden –, nur damit das Kind schlafen, sich ausruhen und heilen konnte, soweit es möglich war, in dem sicheren Wissen, dass niemand es aus dem Schlaf reißen und dem unsagbaren Schrecken aussetzen würde, der aus Kindern Killermaschinen machen sollte.
    Viele der Jüngsten, deren Gefühle noch nicht durch Silentium erstickt worden waren, waren weinend in seinen Armen zusammengebrochen, weil sie plötzlich ein wenig Freundlichkeit erfuhren. Er spürte immer noch die kleinen Körper, die Tränen auf seinem Hemd, das Bröckeln der Konditionierung hinter dem telepathischen Schutzwall, in dem er sie einschloss, ihnen einen kurzen Moment der Freiheit verschaffte.
    Aden hatte nie geweint, war nicht zerbrochen … und hatte nie seine Seele verloren. »Er schüttelte immer den Kopf, wenn ich versuchte, ihn nach der Schule dazubehalten.« Der Junge hatte Verletzungen erlitten, die kein Kind jemals erleiden sollte, sein Arm war sehr oft gebrochen und wieder gerichtet worden. »Ich solle lieber eines der jüngeren Kinder dabehalten, sagte er dann zu mir.«
    »Ich bin stärker. Ich werde überleben. Sie brauchen die Ruhe mehr als ich.«
    Judd sah seinen Bruder aufmerksam an. Walker sprach nur selten über seine Zeit als Lehrer der Garde, und Judd hatte ihn nie dazu gedrängt. Was er auch heute Abend nicht tat.
    »Aden hat sich nicht verändert«, sagte er. »Er führt die Garde, schützt jene, die gebrochen sind, und wacht über die Kinder.«
    Walker spürte Stolz auf den Jungen, dessen Lehrer er gewesen war.
    »Er hat mich gebeten, dir in seinem Namen zu danken«, fuhr Judd fort. »Ich soll dir sagen, dass deine Lehren ihm geholfen haben, Leben und Verstand vieler Gardisten zu retten.«
    Das bedeutete Walker viel. »Ich würde gern mit ihm sprechen, wenn er dadurch nicht in Gefahr gerät.« Er wollte den Mann kennenlernen, zu dem der Junge herangewachsen war.
    »Ich sage ihm Bescheid.« Judd zog einen schwarzen Datenkristall aus der Hosentasche und reichte ihn ihm. »Das sind die Namen und Adressen der Kinder, die sich in der Ausbildung befinden. Falls die Pläne der Gardisten scheitern, müssen wir sie rausholen.«
    Walker nahm den Kristall entgegen. Aden setzte großes Vertrauen in ihn, und in altem Zorn keimte neue Hoffnung. Schweigend betrachtete Walker die unter dem von Sternen übersäten Himmel liegende Landschaft, bis sein Blick an ein paar Wölfen hängen blieb, die auf einer Lichtung herumtollten. »Lake, Maria, Ebony und Cadence«, sagte er, denn er erkannte sie an der unterschiedlichen Größe und Fellzeichnung.
    Lake hob den Kopf und nickte ihnen grüßend zu.
    Walker grüßte zurück, und Judd sagte: »Gut, wieder zu Hause zu sein, nicht wahr?«
    »Ja.« Zweifellos betrachteten die Mächtigen im Medialnet ihre Familie umso mehr als Bedrohung, seit sich Siennas mächtige Gabe gezeigt hatte. Sie würden versuchen, ihnen zu schaden, doch zum Kampf würde es erst später kommen. Im Augenblick waren Walkers Lieben sicher, und er war der Gefährte einer Frau, durch ein Band an sie gebunden, das so stark und zart wie Lara selbst war.
    Er hoffte nur, dass Lara nicht eines Tages bereuen würde, sich an einen Mann gebunden zu haben, der in sich die Schatten von Silentium trug.
    Ein Kuss auf den Nacken weckte Lara, kühle Hände strichen rau über die warme Haut. »Du bist zurück.« Sie drehte sich um, in Walkers Arme hinein, legte den Kopf an seine Kehle und sog den geheimnisvollen Duft nach dunklem Wasser ein. »Wie spät ist es?«
    »Gerade sechs.« Noch ein Kuss, heiß und feucht. Er legte sich auf sie, schob das

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