Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
Beiträge vom Treiben der Geheimdienste, von Terrorismus, und fast immer versuchen wir darüber zu berichten, was Firmen, Militärs und Regierungen lieber verschweigen würden. Lange Zeit beschäftigten uns die Fehler der deutschen Behörden bei der Suche nach den Rechtsterroristen des «Nationalsozialistischen Untergrunds»; unser erstes gemeinsames Buch «Die Zelle» handelt davon. Wir, das sind John Goetz und Christian Fuchs.
John ist Amerikaner. Im Oktober 1989 kam er nach Berlin, um für einige Monate aus der DDR zu berichten, heute ist er immer noch da. Er arbeitete für den
Spiegel
, seit zwei Jahren ist er Investigativredakteur für den
NDR
und die
Süddeutsche Zeitung
. Viele Skandale – von der CDU -Spendenaffäre bis zu den CIA -Geheimgefängnissen – wären ohne seine Hilfe nicht aufgedeckt worden.
In den Monaten, als John aus New York in Berlin angekommen war, verlor Christian gerade seinen ersten Job als Wandzeitungsredakteur im Pionier-Gruppenrat in seiner Schulklasse. Er schrieb trotzdem weiter und wurde später an der Henri-Nannen-Journalistenschule zum Reporter ausgebildet. Seine Recherchen werden meistens von
ZEIT
oder
Süddeutscher Zeitung
gedruckt.
Zusammen drehen wir Dokumentationen fürs Fernsehen. Diesen Spruch von George Orwell können wir beide unterschreiben: «Journalismus ist, zu veröffentlichen, was andere nicht gedruckt sehen wollen: alles andere ist Öffentlichkeitsarbeit.»
In den vergangenen acht Jahren haben wir oft darüber gesprochen, dass wir uns einmal auf die Suche begeben müssten, um mehr über die deutsche Rolle im «Krieg gegen den Terror» herauszufinden. Immer wieder war uns aufgefallen, dass die Bundesrepublik die Vereinigten Staaten in jeder Phase dieses Kampfes unterstützte. Doch die Details dieser Kooperation kamen nur sehr schleppend ans Licht, oft sollten sie verheimlicht werden. Die Bevölkerung bekam davon wenig mit. Gab es vielleicht noch mehr, noch unbekannte Formen der Zusammenarbeit?
Eine dieser unbekannten Kooperationen wurde erst kurz vor dem Druck dieses Buches bekannt und traf unseren NDR -Kollegen Stefan Buchen. Im Jahr 2010 fragte die CIA beim Bundesnachrichtendienst ( BND ) und beim Bundesamt für Verfassungsschutz an, was die Deutschen über den Reporter wussten. Buchen recherchiert oft investigativ im Nahen Osten und in Afghanistan. Er geriet wohl in den Fokus der Nachrichtendienste, weil er auch radikale Muslime im Jemen interviewt hatte. Laut Aussage des Verfassungsschutzes haben die deutschen Agenten wohl keine Details zu seiner Person an die Amerikaner übermittelt. Sie informierten Stefan Buchen aber auch nicht über das Interesse eines fremden Geheimdienstes an seiner Person oder klärten die CIA darüber auf, dass das Ausspionieren eines Journalisten ein klarer Verstoß gegen die Pressefreiheit in Deutschland ist. Der Verfassungsschutz hat die Datengier der CIA einfach stillschweigend geduldet.
Wie viel der US -Geheimdienst bereits über den Reporter wusste, war den Nachrichtendiensten nämlich bekannt: Die CIA hatte neben Buchens Namen, seiner Passnummer und seinem Geburtstag auch seinen beruflichen Hintergrund, seine Arbeit sowie seine Reisen ausgeforscht.
Für den Datenaustausch hatten die deutschen Dienste und die amerikanische CIA extra ein Büro in der rheinischen Stadt Neuss unter dem Tarnnamen «Projekt 6 » eingerichtet, in dem sie die Datenbank PX aufbauten. Mit dieser Software sammelten BND , Verfassungsschutz und CIA zwischen 2005 und 2010 Kfz-Kennzeichen, Telefonverbindungsdaten, aber auch Fotos von tausenden mutmaßlichen deutschen Islamisten. An die einhundert nahkampferprobte Ex-Soldaten und Navy Seals sollen in Neuss eingesetzt gewesen sein. «Projekt 6 » wurde auf Bitten der US -Regierung in der Bundesrepublik eingerichtet.
Diese letzte Nachricht wirkte am Ende unserer eigenen Recherche wie ein Beweis, den es nicht mehr gebraucht hätte. Denn wir waren schon lange beunruhigt, Deutschland könnte seine Moral und seine Prinzipien vergessen und vielleicht sogar seine Gesetze brechen, um die alliierten Amerikaner in ihrem Kampf zu unterstützen.
Immer mal wieder wurde zwar über Einzelfälle berichtet, aber kaum jemand sah, was dahinterstand. Das Muster hinter den vielen Formen der Zusammenarbeit blieb verborgen. Keiner nahm sich die Zeit, um herauszufinden, wie tief die Kooperation zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland wirklich verläuft.
In den USA setzte sich nach den Anschlägen vom 11
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