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Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)

Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)

Titel: Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Fuchs , John Goetz
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«Aber unsere Entscheidungen über mögliche Ziele werden dadurch beeinflusst.» Die Aussagen der Asylbewerber bestätigen oft andere Informationen, die die Geheimdienste bereits über die «harten Ziele» gesammelt haben. Als Teil seiner Aufgabe befragte Garlasco auch Asylbewerber in Deutschland, die die Hauptstelle für Befragungswesen aus allen Ankömmlingen bereits vorgefiltert hatte.
    «Alles, was sie uns gesagt haben, floss in unser Zielerfassungssystem ein. Auch ein Mann, der in einem Kebabstand arbeitet, weiß vielleicht, zu welcher Zeit frühmorgens der Konvoi der Limousinen vom Sohn des Diktators regelmäßig durch seine Straße fährt», sagt Garlasco. «Das reicht manchmal schon, um ein Ziel zu bestätigen – und vielleicht auch dafür, einen Tötungsbefehl auszulösen.»
    Damit können die BND -Interviews zu einem wichtigen Baustein bei der Zielerfassung der US -Militärs werden. Das sogenannte «targeting» ist ein komplexer Vorgang. In dem mehrstufigen Prozess fließen Bilder und Töne aus Aufklärungsflügen genauso mit ein wie Satellitenaufnahmen und viele Jahre lang gesammelte Hintergrundinformationen über Personen.
    Sind die Ziele breit ausgekundschaftet und hat die politische Führung den Tötungsbefehl gegeben, beginnt ein ganzes Team in der zweiten Phase, der Zielfindung, mit den Planungen für die gezielte Hinrichtung. Neben dem Kommandeur stehen auch Munitionsexperten, Nachrichtendienstler, Juristen und weitere Spezialisten im Gefechtsstand – wie beispielsweise bei AFRICOM in Stuttgart oder auf der Kommandobrücke des Air and Space Operations Center in Ramstein. «Ihr Job ist es, die Identität eines Zieles zu verifizieren und zu bestätigen», sagt Scott Silliman. «Sie müssen entscheiden, ob das gefundene Ziel wirklich der gesuchte Kämpfer ist, der rechtmäßig angegriffen werden darf.» Silliman war leitender Justiziar im Luftgefechtskommando der US Air Force, heute ist er Jura-Professor und Experte für Militär- und Kriegsrecht an der University of North Carolina.
    Zu den Aufgaben der «targeting»-Gruppe gehöre auch, die Schäden an der Zivilbevölkerung durch einen Angriff so klein wie möglich zu halten, sagt Silliman. Dafür trainieren die Drohnenpiloten im Vorlauf die Angriffe auch an 3 D-Simulatoren, die ihnen Flüge durch genau jene Landschaft ermöglichen, in der sie real Angriffe fliegen sollen. Die Bostoner Firma meta VR hat dafür die Software entwickelt, mit der Soldaten Flüge über ihren zukünftigen Einsatzorten üben können wie bei einem Computerspiel. Das Programm «unterstützt das Training von Drohnen-Operators, um ‹high-value-targets› zu finden», wirbt das Unternehmen auf seiner Webseite.
    Den «Virtual Reality Scene Generator» gibt es laut Firmenangaben schon für 1000 «aktive» Orte und «virtuelle Dörfer». Derzeit programmiert meta VR für die US -Luftwaffe ein Simulationsprogramm, das Flüge über Somalia ermöglicht. Dafür sucht sie somalische Fotografen, die frisches Bildmaterial aus der Hafenstadt Kismayo liefern sollen.
    Trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen sind zivile Opfer von Drohnenangriffen bisher noch eher die Regel als die Ausnahme. Der Vereinigte Generalstab der US -Streitkräfte veröffentlichte im Juni 2013 eine Studie zu Drohnenbombardierungen in Afghanistan. Demnach seien bei Drohneneinsätzen zehn mal mehr Zivilisten getötet worden als bei bemannten Luftangriffen. In der Studie unter dem Titel «Überlegungen zu zivilen Opfern» heißt es zudem, dass insgesamt mehr zivile Opfer als konkrete Gegner zu beklagen waren.
    Auch Informationen zur Festlegung afghanischer Ziele stammten aus Deutschland. Vom Bundesnachrichtendienst. In internen Dokumenten des US -Geheimdienstes NSA preisen die Amerikaner die deutschen Kollegen als «Schlüsselpartner». NSA -Chef Keith Alexander sagte in einer Rede 2013 : «Es ist eine Ehre und ein Privileg, mit den deutschen Diensten zusammenzuarbeiten. Was sie in Afghanistan leisten, ist großartig.» Bei der Informationsbeschaffung über Afghanistan sei der BND «fleißigster Partner» der USA , heißt es in dem internen Dokument.
    Vielleicht stammten die Informationen auch aus Befragungen der Hauptstelle für Befragungswesen in Deutschland. Afghanische Flüchtlinge stellten in den vergangenen Jahren immer wieder die größte Gruppe unter den Asylbewerbern in Deutschland, in den letzten zehn Jahren wollten 30 000  Afghanen in Deutschland leben. Allein in den ersten Monaten des Jahres 2013 beantragten

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