Geheimnis am Holunderweg
eingesperrt”, antwortete seine Kusine. „Aber man hat mich befreit. Ich will Großvaters Geld holen, um es auf die Bank zu bringen. Sieh nur, es steckte in den Vorhängen. Nun bekommst du es nicht.”
Ungläubig starrte Wilfried auf die Geldscheine, die Marian aus dem Vorhang zog, und fuhr sich verwirrt mit der Hand an den Kopf. Dann wollte er davonlaufen. Aber der Herr in Zivil ergriff ihn am Arm und hielt ihn fest.
„Bleiben Sie, Wilfried”, sagte Direktor Jenks. „Sie sollen uns einige Fragen beantworten.”
Die Stimme des Direktors, die immer so freundlich klang, wenn er mit den Kindern sprach, hatte plötzlich einen eiskalten, scharfen Ton. Betti schauderte. Für böse Menschen wie Wilfried war ihr lustiger Freund ein unversöhnlicher Feind, streng und unnachgiebig.
„Johns, lassen Sie sich bitte von dem jungen Mann erzählen, wie er die Möbel fortgeschafft hat. Und dann bringen Sie ihn zusammen mit Grimm zum Polizeirevier. Ich werde in einer Stunde ebenfalls dort sein.”
„Wird gemacht!” sagte der Mann in Zivil. Herr Grimm murmelte etwas Unverständliches, aber niemand kümmerte sich um ihn. Trübselig sah der geschlagene Polizist den Kindern und Marian nach, die hinter Direktor Jenks aus dem Haus gingen. Monsieur Henri begleitete sie noch bis zum Gartentor und verabschiedete sich dort. „Ik muß schnell alles meine Schwestär erzählen”, sagte er. „Kommt wieder einmal zu uns, Kinder. Au revoir!”
„Wohin gehen wir?” fragte Betti und hängte sich in den Arm des Direktors.
Er lächelte ihr zu. „Soviel ich mich erinnere, gibt es hier eine kleine Konditorei, wo man sehr gute Makronen bekommt. Ich lade euch alle zu einer Erfrischung ein, Sie auch, Marian. Sie sehen ganz verhungert aus nach Ihrer Haft in der Pferdekiste.”
„Ich konnte kaum etwas essen, solange ich eingesperrt war”, antwortete Marian. „Was für ein Glück, daß die Jungen mich befreit haben! Sonst säße ich jetzt noch in dem engen Wagen.”
Bald war die kleine Gesellschaft an der Konditorei angekommen. „Hinein!” rief Direktor Jenks fröhlich.
„Hier gibt es die besten Makronen der Welt.”
Die kleine Frau, die die Konditorei bewirtschaftete, war sehr überrascht, daß sie noch kurz vor Mittag sieben Kunden bekam – oder eigentlich acht, denn Purzel aß ebenso gern Süßigkeiten wie die Kinder.
„Bringen Sie uns bitte einundzwanzig Makronen”, bestellte Direktor Jenks, „nein, vierundzwanzig – entschuldige Purzel! – und sieben Gläser Orangeade.”
„Gewiß, mein Herr!” Die Frau eilte davon und kam bald darauf mit der Orangeade zurück. Dann holte sie die Makronen.
Direktor Jenks hob sein Glas. „Laßt uns auf den Tag trinken, an dem Dietrich Kronstein meine rechte Hand sein wird!”
Alle nahmen einen kräftigen Schluck. Dicki errötete vor Freude, hob sein Glas und sagte: „Auf meinen zukünftigen Chef Direktor Jenks!” Die Kinder und Marian tranken ihre Gläser leer. Nur Direktor Jenks hatte noch etwas im Glas.
„Wir wollen nichts verschwenden”, meinte er lachend.
„Auf die sechs Spürnasen, die schon so viele Geheimnisse aufgeklärt haben!” Und damit trank auch er sein Glas aus.
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