Geheimnis am Holunderweg
hatte ihn sehr lieb und hielt ihn für den klügsten und nettesten Jungen von der Welt. Was für herrliche Einfälle er immer hatte! Und wie wunderbar er sich zu maskieren verstand! Ohne ihn war in Peterswalde überhaupt nichts los. Der Vater hatte schon recht, sobald Dicki auftauchte, passierte gewöhnlich etwas Aufregendes.
Als Betti in die Hauptstraße einbog, hörte sie einen grellen Pfiff und drehte sich um. Hinter ihr kamen Rolf und Gina. Sie winkten heftig und setzten sich in Trab. Die Geschwister waren mit Betti und Flipp befreundet. Dicki war der Anführer der „sechs Spürnasen”, wie sich die Kinder nannten. Der Scotchterrier Purzel gehörte mit zu dem Bund.
„Wo ist denn Flipp?” fragte Gina, als sie und ihr Bruder Betti erreicht hatten.
„Er kommt gleich nach”, antwortete Betti. „Ich hole nur noch Purzel. Wird der sich aber freuen, daß sein Herrchen kommt!”
„Ich wette, er weiß es und wartet schon mit heraushängender Zunge am Gartenzaun”, sagte Rolf.
Aber der kleine schwarze Hund war nirgends zu sehen, als die drei Kinder den Garten der Kronsteins betraten. Dickis Mutter pflückte Narzissen. Sie lächelte den Kindern freundlich zu. „Nun, wollt ihr Dietrich von der Bahn abholen?”
„Ja, wir freuen uns schon auf ihn”, antwortete Rolf.
„Wo steckt denn Purzel? Wir möchten ihn mit zum Bahnhof nehmen.”
„Er wird wohl in der Küche sein. Ich hab’ ihn ins Haus geschickt, weil er immer über die Blumenbeete läuft.”
Die Kinder gingen zur Küchentür und riefen: „Purzel, Purzel! Komm, wir wollen Dicki abholen.”
Aber kein freudiges Hundegebell antwortete ihnen, und der Scotchterrier ließ sich nicht blicken. Statt dessen kam die Köchin Johanna heraus.
„Purzel ist nicht hier”, sagte sie. „Vor kurzem war er noch in der Küche. Sicherlich ist er mit dem Bäckerjungen mitgelaufen. Für den hat er eine besondere Vorliebe.”
„Dann müssen wir eben ohne ihn gehen”, sagte Rolf.
„Wie dumm, daß er gerade jetzt nicht da ist! Dicki wird sehr enttäuscht sein.”
Auf dem Weg zum Bahnhof stieß Flipp zu den Kindern. Er wunderte sich, daß Purzel allein fortgelaufen war. Das sah ihm eigentlich gar nicht ähnlich.
„Hoffentlich hat sich Dicki nicht maskiert”, meinte Betti. „Ich möchte ihn am liebsten so sehen, wie er wirklich ist, dick und freundlich und übers ganze Gesicht lachend.”
Rolf sah auf seine Uhr. „Wir müssen uns beeilen. Ach, da kommt der Zug schon, und wir sind nicht da! Los, wir wollen laufen!”
Als die Kinder etwas atemlos auf dem Bahnsteig ankamen, fuhr der Zug schon wieder weiter. Ein paar Reisende, die ausgestiegen waren, gingen zur Sperre. Andere warteten auf einen Gepäckträger.
„Seht bloß, dort ist Purzel!” rief Flipp. „Na so was!
Da sitzt er unter der Bank und guckt nach Herrchen aus.”
Betti sah sich erstaunt um. „Tatsächlich! Woher wußte er nur, daß Dickis Zug jetzt ankommt? Er ist ganz allein zum Bahnhof gelaufen und auch rechtzeitig hier gewesen, während wir zu spät gekommen sind.”
„Aber wo ist denn Dicki?” fragte Gina. „Ich kann ihn nirgends entdecken.”
„Vielleicht hat er sich verkleidet, um unsern Scharfsinn zu prüfen”, meinte Flipp. „Nehmt alle Leute gründlich aufs Korn, besonders die mit Brillen.”
Die Kinder gingen zur Sperre und musterten die Reisenden, die ihre Fahrkarten abgaben und durchgingen – eine dicke aufgeregte Frau, ein paar Schulkinder, einen Mann mit einer Tasche, zwei Soldaten mit schweren Tornistern. Etwas verdächtig erschienen ihnen zwei Männer in dicken Mänteln, die Brillen trugen. Ob einer von ihnen Dicki war? Beide hatten ungefähr seine Figur. Als sie vorbeigingen, hörten die Kinder, daß sie sich in einer fremden Sprache unterhielten. Sie sahen ihnen zweifelnd nach und wandten sich dann den übrigen Reisenden zu. Aber keiner von ihnen hätte Dicki sein können.
Zum Schluß kam Purzel ganz allein angetrabt. Betti schien es, als sähe er traurig aus. Sie streichelte ihn.
„Hast du Herrchen nicht gefunden, Purzel? Sag, war er vielleicht einer von den beiden eingemummelten Männern?”
Nun befand sich nur noch ein Gepäckträger auf dem Bahnsteig. „Kommt!” sagte Rolf. „Wir wollen den beiden Männern folgen. So leicht soll uns Dicki nicht hereinlegen.”
Ein peinlicher Irrtum
Die Kinder verließen den Bahnhof und sahen sich nach den beiden Männern um.
„Dort an der Ecke stehen sie!” rief Rolf. „Der rechte muß Dicki sein.”
„Aber wer
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