Geheimnis am Holunderweg
sich zugemacht hatte. Dann ging er zu Rolf und Flipp zurück, die mit den Rädern auf ihn warteten. „Das hat gut geklappt”, sagte er zufrieden.
„Ja”, stimmte Rolf bei. „Aber als Marian in dem Wagen schrie, haben wir dich vor Schreck fallenlassen. Hast du dir wehgetan?”
„Ach wo!” Dicki war in glänzender Stimmung. „Ich war zuerst auch erschrocken. Wer hätte gedacht, daß Wilfried seine Kusine einsperren würde! Er muß in großer Geldnot sein. Nun, der gut angezogene junge Mann wird bald noch mehr in der Klemme sitzen.”
„Das geschieht ihm ganz recht”, sagte Flipp. „Marian ist ein nettes Mädchen. Ich dachte mir gleich, daß sie das Geld nicht gestohlen hat.”
Die Jungen fuhren rasch nach Hause. Als sie sich Peterswalde näherten, sagte Flipp bedrückt: „Ich kriege bestimmt Schelte, weil ich so spät heimkomme.”
„Meine Eltern sind zum Glück nicht zu Hause”, entgegnete Rolf. „Dicki hat es am besten, seine Eltern sind nicht so streng.”
„Ich bin ja auch älter als ihr – und außerdem klüger. Flipp, sag doch deinen Eltern, es wäre etwas Unerwartetes geschehen, worüber du noch nicht sprechen könntest, und morgen würde sich alles aufklären.”
„Ja, das werde ich tun. Wirst du jetzt Direktor Jenks anrufen?”
„Erraten! Hier muß ich abbiegen. Auf Wiedersehn bis morgen um halb elf im Holunderhaus! Bringt auch die Mädchen mit.”
Als Dicki nach Hause kam, stellte er sein Rad in den Schuppen und ging leise durch die Hintertür ins Haus. Seine Eltern hatten Besuch und spielten im Wohnzimmer Bridge. Um sie nicht zu stören und unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen, wollte er vom Schlafzimmer seiner Mutter aus telefonieren.
Er schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinauf, schlüpfte ins Zimmer und machte die Tür hinter sich zu. Dann erlangte er am Telefon das Polizeipräsidium in Wehnstadt. Die Verbindung war im Nu hergestellt.
„Ist Direktor Jenks da?” fragte Dicki, nachdem sich ein Beamter gemeldet hatte. „Wenn nicht, möchte ich ihn zu Hause anrufen. Es ist dringend.”
„Direktor Jenks ist nicht anwesend”, wurde ihm geantwortet. „Seine Privatnummer ist Wehnstadt 14 165.”
Dicki bedankte sich und legte den Hörer auf. Dann verlangte er die Privatnummer von Direktor Jenks und wurde auch sofort verbunden.
„Hier ist Dietrich Kronstein”, meldete er sich. „Zuerst einmal meine herzlichen Glückwünsche zu Ihrer Beförderung!”
„Vielen Dank, Dietrich!” sagte Direktor Jenks. „Aber deswegen rufst du mich wohl nicht kurz vor Mitternacht an.”
„Nein, natürlich nicht. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß wir das Geheimnis am Holunderweg aufgeklärt haben.”
„Holunderweg? Ach richtig, dort wohnt ein alter Mann, dem man Geld gestohlen hat. Und dann sind seine Möbel verschwunden and schließlich sogar seine Enkeltochter. War es nicht so?”
„Stimmt genau! Ich habe nun …”
„Du hast das Geld gefunden und auch die Möbel und das Mädchen, wie ich dich kenne.”
Dicki lachte. „So ist es wirklich. Wußten Sie denn, daß ich mich mit dem Fall beschäftige?”
„Ja. Vor zwei Tagen bekam ich einen Bericht von Herrn Grimm, in dem er sich darüber beklagte, daß Dietrich Kronstein ihm dauernd in die Quere käme. Er behauptete, das Mädchen wäre mit dem Geld fortgelaufen und müßte verhaftet werden, sobald man es fände.”
„So? Dann irrt er sich aber gewaltig. Würden Sie bitte morgen vormittag um halb elf ins Holunderhaus am Holunderweg kommen? Dort werde ich Ihnen erzählen, wie sich die Sache wirklich verhält.”
„Gut, ich werde dort sein”, versprach Direktor Jenks.
„Ich wollte sowieso morgen nach Peterswalde fahren. Das Verschwinden des Mädchens gefiel mir gar nicht. Nach allem, was ich von ihr gehört habe, muß sie grundanständig sein. Du sorgst wohl dafür, daß ich sie im Holunderhaus antreffe, nicht wahr?”
„Ja, sie wird dort sein”, antwortete Dicki. „Und – wird Herr Grimm auch kommen?”
„Natürlich! Ich werde ihm Bescheid sagen lassen. Du scheinst ihm ja wieder einmal zuvorgekommen zu sein. Wie geht es Betti? Hat sie sich auch an der Aufklärung des Falles beteiligt?”
„Ja, alle Spürnasen haben daran mitgearbeitet. Wir werden auch vollzählig im Holunderhaus erscheinen. Gute Nacht und auf Wiedersehen!”
„Auf Wiedersehen, Dietrich!”
Dicki legte den Hörer hin und rieb sich vergnügt die Hände. Alles ging nach Wunsch. Schon wollte er einen Freudentanz aufführen, da besann er sich noch
Weitere Kostenlose Bücher