Geheimnis am Holunderweg
freute er sich auch.
Nach kurzer Zeit kam Frau Kronstein aus dem Wohnzimmer und rief ärgerlich: „Dietrich, was fällt dir ein! Ich habe Besuch, und du machst einen Lärm wie eine ganze Indianerhorde.”
„Ach, entschuldige, Mutter!” Dicki fiel seiner Mutter um den Hals. „Ich habe gerade eine wichtige Entdeckung gemacht und feiere sie nur ein bißchen. Sei bitte nicht böse.”
„Feiere in deinem Schuppen”, entgegnete Frau Kronstein etwas milder gestimmt. „Vergiß aber nicht, daß Großvater mit dem Elfuhr-Zug kommt. Du mußt ihn abholen.”
„Ach herrje, das hab’ ich ja ganz vergessen! Tut mir leid, aber ich kann ihn unmöglich abholen.”
„Du mußt es aber tun. Ich habe Besuch und kann nicht fort. Außerdem holst du Großvater doch immer ab. Er fährt heute abend wieder fort und würde sehr enttäuscht sein, wenn du nicht am Bahnhof wärest. Du wußtest doch, daß er heute kommt.”
„Ja, natürlich, aber ich hatte es total vergessen. Und nun habe ich etwas Wichtiges vor, das nicht aufgeschoben werden darf.”
„Entweder es wird aufgeschoben, oder du bittest Rolf oder Flipp, es für dich zu tun”, sagte Frau Kronstein bestimmt, ging ins Wohnzimmer zurück und machte die Tür hinter sich zu.
Dicki starrte auf Purzel hinunter, der bei dem scharfen Ton von Frau Kronstein den Schwanz eingezogen hatte. „Verflixt! Ausgerechnet jetzt, wo ich ein fehlendes Stück zu dem Puzzlespiel gefunden habe, kann ich es nicht in das Bild einfügen. Warum kommt Großvater bloß gerade heute!”
Dicki hatte seinen Großvater sehr gern, aber an diesem Tag paßte ihm sein Besuch gar nicht. „Die Möbel von Herrn Schauer stecken bestimmt in einem Transportwagen”, sagte er zu Purzel. „Ich möchte sie gern finden, ehe jemand anders sie entdeckt. Wie würde sich Wegda ärgern, wenn ich außer dem Geld auch noch die Möbel fände!”
Heute konnte Dicki aber nicht nach Marlow fahren. Sollte er Rolf und Flipp anrufen und sie hinschicken? Ach nein, lieber nicht! Womöglich machten sie eine Dummheit und verdarben dadurch alles. Er wollte bis zum Abend warten und der Sache dann selber nachgehen. Etwas enttäuscht ging er zum Bahnhof und holte seinen Großvater ab.
„Nun, gibt es wieder Geheimnisse?” fragte der alte Herr augenzwinkernd. „Du bist wohl gerade mit einem Fall beschäftigt, was? Laß dir den dicken Polizisten nur nicht zuvorkommen.”
„Bestimmt nicht!” Dicki lachte. „Das nächstemal erzähle ich dir, wie es ausgegangen ist.”
Er widmete sich den ganzen Tag über seinem Großvater und brachte ihn um sechs Uhr abends wieder zur Bahn. Dann rannte er zu Hillmanns und traf dort auch Gina und Rolf an.
„Dicki, du siehst ja ganz aufgeregt aus!” rief Betti, als er ins Zimmer stürmte. „Ist etwas passiert?”
„Ja, eine Menge.” Dicki sprudelte seine Neuigkeiten hervor – wie er die Geldscheine in den Vorhängen gefunden hatte, daß Wilfrieds Eltern wahrscheinlich Reitställe und also auch Transportwagen für Pferde besäßen, und daß er, Dicki, noch abends nach Marlow fahren und nach dem Wagen mit den Möbeln suchen wolle.
„Ich komme mit”, sagte Rolf sofort.
„Ja, Flipp kann auch mitkommen. Wir werden zu dritt nach Marlow fahren, uns dort den Film ,Ivanhoe’ ansehen und danach auf die Suche gehen.”
„Können Gina und ich nicht auch mitkommen?” fragte Betti.
„Nein, das ist nichts für Mädchen. Es geht auch nicht, daß ihr ins Kino mitkommt. Die Vorstellung ist ziemlich spät aus, und ihr könnt unmöglich im Dunkeln warten, bis wir zurückkommen. Es kann ziemlich lange dauern.”
Betti mußte Dickis Gründe anerkennen. „Wie aufregend das alles ist! Es war sehr klug von dir, daß du an die Vorhänge gedacht hast.”
„Eigentlich dachte ich gar nicht daran”, bekannte Dicki. „Ich hielt nur zufällig einen Vorhang in der Hand, und da fiel es mir auf, daß die Säume so steif waren. Nun wissen wir wenigstens, daß Marian das Geld nicht gestohlen hat. Sie wollte es nur vor Wilfried verstecken. Aber warum ist sie dann fortgelaufen?”
„Das weiß ich auch nicht.”
Nach dem Abendbrot radelten die drei Jungen nach Marlow. Purzel mußte zu Hause bleiben. Er heulte enttäuscht, als Dicki ohne ihn fortfuhr.
Der Film „Ivanhoe” war schön und aufregend. Trotzdem dachten die Jungen im Kino hin und wieder an ihr Vorhaben. Sie waren sehr gespannt, wie es ausgehen würde, und kaum war das letzte Bild erloschen, stürmten sie in die dunkle Nacht hinaus.
„Die
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