Geheimnis am Holunderweg
du so etwas denkst!”
„Speisekammerliebe!” sagte die Mutter lächelnd.
„Können die andern zum Essen bleiben?” fragte Dicki.
„Ja, wenn du dein Fleisch mit ihnen teilen willst?”
Aber das wollte Dicki nicht gern, und so verabschiedete er sich etwas zögernd von seinen Freunden.
„Ihr könnt nachmittags zum Tee kommen, wenn ihr wollt”, sagte Frau Kronstein zu ihnen. „Dietrich, ruf Purzel zur Ordnung. Er fängt schon wieder an herumzurasen. Das macht mich ganz schwindlig.”
„Purzel, benimm dich!” rief Dicki streng. Und – o Wunder! – der wilde kleine Scotchterrier legte sich wie ein sanftes Lamm zu Dickis Füßen hin und leckte ihm die Schuhe.
Dicki begleitete die anderen Kinder noch bis ans Gartentor. „Kommt um drei Uhr wieder. Dann machen wir einen gemütlichen Schwatz in meinem Schuppen.”
Als er ins Haus zurückkam, sagte seine Mutter: „Hör mal, Dietrich, vorhin hat hier ein Fremder geklingelt und wollte durchaus ins Haus, um seine Schwester zu besuchen. Johanna sagte ihm, daß seine Schwester hier nicht wohne, und da fing er furchtbar an zu schimpfen und sagte etwas von ,bösen Kindern’. Weißt du etwas von der Sache? Habt ihr dem Mann etwa einen Streich gespielt?”
„Wie kommst du denn darauf?” Dicki machte ein gekränktes Gesicht. „Ich traf den armen Kerl am Gartentor, und dann brachten wir ihn alle zusammen zum Haus Baumgrün am Holunderweg, wo er hin wollte. O Mutter, darf ich in die Küche gehen? Ich habe Johanna noch nicht begrüßt.”
„Ja, geh nur. Aber iß bitte keine gebratenen Zwiebeln aus der Pfanne. Es ist nett, daß du wieder zu Hause bist. Wenn ich nur immer wüßte, was du im Schilde führst! Beschäftige dich in diesen Ferien bitte nicht wieder mit irgendwelchen aufregenden Dingen. Erst gestern hat Frau Hillmann zu mir gesagt, in der letzten Woche wäre es so wundervoll friedlich gewesen.”
Frau Kronstein bekam keine Antwort mehr. Dicki war schon in der Küche und angelte mit einer Gabel halb durchgebratene Zwiebelringe aus der Bratpfanne. Johanna kicherte. Sie hatte Dicki sehr gern und versprach ihm, allerlei leckere Dinge aufzutischen, wenn die Kinder zum Tee kamen. „Dietrich ist eine tolle Nummer”, pflegte sie zu ihren Bekannten zu sagen. „Wenn er zu Hause ist, muß man auf alles gefaßt sein.”
Bei Tisch erzählte Dicki seiner Mutter dann von der Schule. Er schien recht gute Zensuren bekommen zu haben. „Es könnte allerdings sein”, sagte er etwas zögernd, „daß in meinem nächsten Zeugnis steht, ich solle mich mehr an meine eigene Stimme halten. Mach nicht so ein entgeistertes Gesicht, Mutter. Das heißt nur, daß ich große Fortschritte im Bauchreden gemacht habe.”
Dicki hatte sich das Bauchreden selber beigebracht und es in dieser Kunst ziemlich weit gebracht. Aber seine Lehrer waren nicht so begeistert davon wie seine Schulkameraden. Einen ganzen Vormittag hatte Dickis Klasse nach einem fürchterlich stöhnenden Mann gesucht, der jämmerlich um Hilfe gerufen hatte. Als sich dann herausstellte, daß alle auf ein Bauchrednerkunststück von Dicki hereingefallen waren, hatte er einen strengen Verweis bekommen. Seitdem hütete er sich, solche Kunststücke zu wiederholen. Aber er gab das Bauchreden nicht gern auf, weil er aus der Übung zu kommen fürchtete.
Punkt drei Uhr hörte er das Gartentor gehen und guckte aus dem Fenster. Gina, Betti, Rolf und Flipp gingen im Gänsemarsch um das Haus herum. Schnell lief er mit Purzel nach unten und folgte ihnen zu einem Schuppen, der hinten im Garten stand.
Der Schuppen war sein ganz persönliches Reich. Er hielt ihn stets sorgsam verschlossen. Erwachsene brauchten nicht zu wissen, was sich darin befand. Dickis Mutter wäre sehr erstaunt gewesen, wenn sie all die alten Sachen gesehen hätte, die er bei Trödlern und Altwarenhändlern gekauft hatte und für seine Maskierungen verwandte – aus der Mode gekommene Hüte, zerrissene Schals, lange Frauenröcke, abgeschabte Samthosen, heruntergetretene Schuhe und anderes mehr.
Nun schloß er die Tür auf. „Kommt hinein, Spürnasen. Ich habe gleich nach Tisch den Petroleumofen angesteckt, es ist sicher schön warm drin.”
Wirklich schlug den Kindern eine angenehme Wärme entgegen. Durch ein kleines Fenster schien die Sonne.
„Wie staubig es hier ist!” sagte Gina. „Morgen werde ich mal ordentlich sauber machen, damit wir es gemütlicher haben. Ist es nicht nett, daß die sechs Spürnasen wieder beisammen sind?”
„Aber leider
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