Geheimnis am Holunderweg
die Quere kommen”, sagte Gina.
Die Kinder räumten nun den Tisch ab und begannen Karten zu spielen. Alle waren froh, daß Dicki wieder da war. Ohne ihn unternahmen sie niemals so viel. Er hatte immer die tollsten Einfälle; sobald er auftauchte, war etwas los.
Nach einer Weile sah Flipp nach der Uhr. „Wir müssen nach Hause gehen, Betti”, seufzte er. „Warum vergeht die Zeit nur immer so schnell, wenn es gerade am nettesten ist?”
„Das ist nun einmal so.” Dicki nahm die Spielkarten zusammen und steckte sie in ihre Hülle. „Vergeßt nicht eure Aufgaben, Flipp und Rolf. Wir wollen uns morgen nach dem Tee wieder hier treffen. Dann könnt ihr mir berichten, und ich gebe Gina das Geld für die Eintrittskarte.”
Gina lachte. „Glaubst du wirklich, daß es so leicht sein wird, Wegda die Karte zu verkaufen? Na, wir werden ja sehen, was du erreichst. Komm, Rolf, wir müssen auch nach Haus.”
Nachdem die Kinder fortgegangen waren, überlegte Dicki, wie er Herrn Grimm dazu bringen könnte, ihm die Karte abzunehmen. Er musterte die Kleider, die an einer Wand des Schuppens hingen. Natürlich mußte er sich verkleiden. Von Dietrich Kronstein würde der Polizist niemals im Leben eine Eintrittskarte zum Wohltätigkeitsfest kaufen.
Ich werde mich als alte Dame verkleiden und ihm aus der Hand wahrsagen, beschloß Dicki. Er glaubt bestimmt an solchen Unsinn. Das gibt einen Spaß!
Auch Flipp dachte über seine Aufgabe nach. Wann sollte er Herrn Grimm beschatten? In der Dunkelheit würde es am leichtesten sein. Aber er wußte nicht, wann der Polizist abends seine Runde machte, und wollte nicht stundenlang draußen auf ihn warten. Nein, der Vormittag war günstiger, da fuhr Herr Grimm immer mit dem Rad umher. Flipp wollte hinter ihm herradeln. Er wollte ihn überallhin verfolgen – als wäre er ein Einbrecher oder ein Dieb.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück fuhr Flipp mit seinem Rad zu Herrn Grimms Haus. In der Nähe stieg er ab, lehnte das Rad gegen einen Baum und ließ unauffällig die Luft aus einem Reifen. Nun konnte er sich hier zu schaffen machen, bis der Polizist aus dem Haus kam; niemand würde sich um ihn kümmern.
Er mußte recht lange warten und hatte es bald satt, immerfort den Reifen aufzupumpen und dann wieder die Luft herauszulassen. Aber endlich kam Herr Grimm aus dem Haus. Hinter ihm sah Flipp einen mageren Jungen von etwa elf Jahren. Der Polizist rief ihm etwas zu, bestieg schnaufend sein Rad und radelte die Straße hinunter. Flipp folgte ihm.
Herr Grimm merkte offenbar nicht, daß er verfolgt wurde. Herablassend winkte er hier und dort jemand zu. Dann stieg er vor einem Haus ab und ging hinein. Flipp wartete neben einer Hecke, und als der Polizist wieder herauskam, folgte er ihm weiter zur Hauptstraße.
Nach kurzer Zeit stieg Herr Grimm wieder ab und ging ins Postamt. Um sich die Wartezeit zu verkürzen, kaufte sich Flipp eine Eiswaffel. Aber unterdessen kam der Polizist aus dem Postamt heraus und radelte weiter. Flipp sah gerade noch seinen Rockzipfel hinter einer Ecke verschwinden. Rasch steckte er sich die Eiswaffel in den Mund und fuhr ihm nach. Kaum war er ein Stück gefahren, da begegnete er Frau Kronstein, die Purzel bei sich hatte. Als der kleine Hund Flipp entdeckte, lief er ihm nach.
„Geh zurück, Purzel! Ich kann dich nicht mitnehmen”, rief Flipp. Aber Purzel lief weiter keuchend hinter ihm her. Da sein Herr ihn nicht mitgenommen hatte, wollte er Flipp begleiten. Er folgte ihm hartnäckig, obwohl er mit seinen kurzen Beinen nicht so schnell laufen konnte und bald zurückblieb.
Herr Grimm war inzwischen in einen Landweg eingebogen, der zu einem Gehöft führte. Der Besitzer hatte sich darüber beschwert, daß seine Schafe von fremden Hunden gejagt wurden, und Herr Grimm wollte die Sache untersuchen. Flipp beschloß, sich ein wenig auszuruhen, bis er zurückkam. Er fand das Beschatten eigentlich ziemlich langweilig.
Nachdem er sein Rad in einem Graben versteckt hatte, kroch er durch eine Hecke. Auf dem Feld dahinter weideten Schafe. Ein paar wollige Lämmer sprangen lustig umher. Flipp setzte sich neben einen Weißdornbusch und beobachtete sie. Nach kurzer Zeit ertönte eiliges Getrappel und heftiges Keuchen hinter der Hecke. Gleich darauf stürzte sich Purzel freudig kläffend auf Flipp und versuchte ihm das Gesicht zu lecken. „Ich hab’ dich gefunden!”, schien er zu rufen. „Ich hab’ dich gefunden!”
„Pfui, Purzel, du sollst mich nicht lecken!” Flipp
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