Geheimnis der Leidenschaft
geheimnisvoll wie unbeschreiblich, und sie ist genauso real wie meine Liebe zu dir.«
Sie sah, wie er langsam die Augen öffnete. Es waren die Augen eines Mannes, der Qualen litt.
»Rio, hör mir zu«, drängte Hope. »Ich weiß, dass dort Wasser ist. Wenn es möglich ist, so tief zu bohren, dann wirst du das schaffen. Und wenn es möglich ist, für die Bohrung zu bezahlen, dann werde ich das tun. Und wenn es nicht möglich ist, dann werden wir wenigstens für den Rest unseres Lebens wissen, dass wir alles getan haben, was wir konnten, und dass wir nichts zurückgehalten haben. Man braucht sich nicht zu schämen oder es zu bedauern, wenn man auf diese Art verliert. Die einzige Scham und das einzige Bedauern wäre, es nicht versucht zu haben!«
Er starrte sie mit einer plötzlichen Eindringlichkeit an. Er wusste nicht, dass ein erstickter Laut aus seinem Mund gekommen war, als er nach ihr griff und sie an sich presste. Er wusste nur, dass noch niemand so viel von dem, was sich unter seiner rauen Oberfläche verbarg, verstanden und akzeptiert hatte. Er bog ihren Kopf zurück und sah in ihre wunderschönen haselnussbraunen Augen.
»Ich werde Wasser für dich finden, selbst wenn ich bis in die Hölle bohren müsste.«
Zuerst gab Mason und dann auch sein Großneffe vor Erschöpfung auf. Das war der Zeitpunkt, als Hope in den Wind-Canyon kam und blieb. Sie arbeitete mit Rio zusammen, zog sich Blasen an den Händen und Verletzungen von der ungewohnten Ausrüstung zu.
In der Nacht lag sie neben ihm, schlief in seinen Armen ein und fühlte ihrer beider Wärme und Kraft. Sie wachte unter dem strahlenden Sternenhimmel auf und fühlte, wie Rios Lippen und seine Hände sie liebkosten, bis ihr der Atem stockte vor Verlangen. Sie öffnete sich ihm, rief nach ihm, und er gab sich ihr mit einer Eindringlichkeit hin, die sie tief erschütterte.
Das war der Zeitpunkt, als Hope träumte, dass ihre Suche nach Wasser ewig andauern und dass Rio bei ihr im Sonnental bleiben würde. Aber sie wusste, dass dieser Traum nicht wahr werden würde.
Und dennoch konnte sie nicht aufhören zu träumen.
In der eisigen Kälte der Wüste kurz vor Tagesanbruch stand Hope vor der Schalttafel und betrachtete die Instrumente, während Rio zu bohren begann. Die Anzeige für den Druck zitterte, als wolle sie aufgeben.
»Rio, kannst du bitte einmal hierher kommen. Ich habe Probleme mit dem ...«
Der Rest ihrer Worte ging in einem Rumpeln und einem lang gezogenen, stöhnenden Donnern unter. Hope stieß einen Schrei aus, und sah sich nach dem Grund für diesen Lärm um.
Rio nicht. Er ließ den riesigen Schraubenschlüssel fallen, den er in der Hand hielt, rannte zu ihr und zerrte sie von dem Bohrturm weg.
»Lauf!«, rief er.
Sie konnte ihn nicht hören. Aber er ließ sie nicht los, also musste sie entweder laufen oder sie würde hinfallen. Als er schließlich aufhörte zu laufen und sie mit sich zu zerren, rang sie nach Atem.
»Was ist denn los?«, keuchte sie.
»Es wird regnen, meine wunderschöne Träumerin«, sagte er und grinste sie an. »Es wird tausend Jahre lang regnen.«
Sie blickte zu dem trockenen, wolkenlosen Himmel und glaubte, er sei verrückt geworden.
Wieder donnerte es, und der Bohrturm ächzte.
»Rio? Wirklich?« Sie hörte auf zu sprechen, und fast fürchtete sie sich, es zu glauben.
»Ja«, antwortete er und lachte jubelnd. »Wir haben es geschafft!«
Wasser spritzte aus dem Bohrturm wie ein heller, silberner Speer. Es schoss über den Bohrturm hinaus und breitete sich aus wie eine mit Juwelen besetzte Gardine aus Feuchtigkeit, die in allen Farben der Morgendämmerung glitzerte.
Nach dem anfänglichen, beinahe explosionsartigen Ausbruch, schrumpfte der artesische Brunnen langsam zur Hälfte seiner ursprünglichen Größe. Langsam und elegant begann das Wasser zu tanzen, floss in anmutigen Stößen, die den verborgenen Rhythmus der Erde Wiedergaben.
Hand in Hand liefen Hope und Rio lachend den Canyon hinunter und blieben erst stehen, als die leuchtenden, durchsichtigen Tropfen des Wassers auf sie regneten. Hope hob die Arme, als wollte sie die tanzende Fontäne umarmen, doch sie griff nach Rio und leckte die kalten, silbernen Tropfen von seinen Augenbrauen, seinen Wangen, seinen Lippen.
»Süß«, sagte sie und lachte und weinte gleichzeitig.
Er küsste ihr die Tropfen von den Augenlidern und den Lippen. »Sehr süß.«
»Ich meinte das Wasser.« Sie schmiegte sich an ihn. »Ich habe befürchtet, es sei eine
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