Geheimnis der Leidenschaft
wie es ihre Gewohnheit geworden war, fuhr Hope mit dem Wagen in die Stadt. Worth wartete in der Bank auf sie. Der Ausdruck auf seinem Gesicht sagte ihr, dass er eine unangenehme Szene erwartete.
Und der helle Pick-up auf dem Parkplatz sagte ihr, dass Turner irgendwo in der Nähe war und darauf wartete, die Ranch zu einem Schleuderpreis kaufen zu können, und dass er darauf wartete, sie betteln zu hören.
Die zweite Hypothek war heute fällig.
»Guten Tag, Miss Gardener«, sagte Worth und schloss die Tür seines Büros hinter ihr. »Ich weiß, die Situation ist schwierig für Sie, aber Sie sind ja noch jung. Es ist noch Zeit genug, um zu ...«
»Einen Scheck auszuschreiben ist nicht so schwierig«, unterbrach sie ihn kalt. »Darin habe ich schon einige Übung.«
Während er ihr ungläubig zusah, setzte sie sich, holte ihr Scheckbuch aus der Tasche und schrieb den Scheck aus, der bis auf den letzten Penny die zweite Hypothek bezahlen würde.
Worth nahm den Scheck ohne ein Wort entgegen. Dann ging er zu seinem Computer und rief den Stand ihres Kontos auf.
»Nun, du liebe Güte«, murmelte er und starrte auf den Monitor. »Wie haben Sie das, äh, geschafft?«
»Das Geld ist da«, sagte sie. »Das ist alles, was Sie und Ihre Bank wissen müssen.«
»Äh, natürlich. Ich werde eines der Mädchen veranlassen, die Papiere fertig zu machen. Das wird nur ein paar Minuten dauern. Wir haben das nicht erwartet.«
»Ich habe noch einige andere Dinge zu erledigen. Ich werde in einer Stunde zurückkommen. Bis dahin haben Sie die Papiere doch sicher fertig, nicht wahr?«
Worth blinzelte. Hope trug verwaschene Jeans und ein genauso verwaschenes rosa Arbeitshemd, ihre Stiefel waren staubig und abgetragen. Dennoch war der Ton ihrer Stimme der einer Herzogin.
»Ja, natürlich. Es wird alles bereit sein«, versicherte er ihr.
Mit einem knappen Nicken verließ Hope die Bank und machte sich daran, den Rest ihrer Rechnungen zu bezahlen und noch einige Sachen zu kaufen. Noch mehr Bohrer. Mehr Bohrgestänge. Mehr Schlamm. Mehr von allem, was sie dazu brauchte, dass Rio ihren Traum wahr machen konnte.
Sie fuhr zu einer leeren Ranch zurück. Storm Walker trabte über die große Pferdeweide und wieherte wild, er suchte nach seinen vier Stuten.
Er würde sie nicht finden. Sie waren heute Morgen aufgeladen und weggebracht worden, noch ehe McNally gekommen war.
Als Hope über die Weide sah, auf der keine schwarzen Angus-Rinder mehr weideten, ähnelten ihre Gefühle den verzweifelten Schreien des Hengstes. Doch wenn sie noch einmal diese Entscheidung treffen müsste, würde sie alles genauso wieder machen. Rinder, selbst ihre Angus, konnten ersetzt werden. Einen Traum konnte man nicht ersetzen.
Mit brennenden Augen stand sie da und sah zu, wie die Sonne unterging und sich in dem halb leeren, vollkommen nutzlosen Wassertrog spiegelte. Als sie sich abwandte, stand Rio hinter ihr.
»Die Angus«, sagte er. »Wo sind sie.«
Doch in seiner Stimme lag keine Frage. Er wusste, was geschehen war, genauso wie er das Datum des heutigen Tages kannte: der fünfzehnte Januar.
»McNally aus Utah hat sie gekauft.« Sie lächelte traurig. »Er war begeistert, als ich angerufen habe, und hat gesagt, er hätte es bedauert, dass er mir Sweetheart verkauft hat, seit er von ihren Kälbern gehört hat.«
»Und die Stuten von Storm Walker.« Rio hatte die Lippen zusammengepresst. »Hast du die auch verkauft?«
»Ja. Die Angus. Die Stuten. Die Freilandrinder. Alles, bis auf Storm Walker. Ich habe die zweite Hypothek bezahlt und genügend Ausrüstung gekauft, dass du noch mindestens einen Monat weiter bohren kannst.«
»Himmel.«
Rio schloss die Augen wie ein Mann, der zu viel erlebt hat. Er ballte die Hände zu Fäusten, so dass sich seine ledernen Arbeitshandschuhe spannten.
»Mein Diplom in Hydrologie garantiert nicht, dass ich Wasser finde«, erklärte er grob. »Das Geld von dem Verkauf der Rinder hätte dir ein neues Leben irgendwo anders ermöglicht, du hättest es nicht für ein gottverdammtes Loch im Boden ausgeben sollen!«
»Ich habe meine Rinder nicht verkauft, weil ich mich auf dein Diplom verlassen habe.« Hope ging zu Rio und legte ihre Hände auf seine Oberarme. Ihre Worte waren genauso kraftvoll wie die Muskeln unter ihren Fingern. »Ich habe gesehen, wie du dich über das Land bewegt hast. Ich habe deine Kommunikation mit dem Land erlebt. Ich habe gesehen, wie du das Wasser unter deinen Füßen gefühlt hast. Deine Gabe ist genauso
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