Geheimnis der Leidenschaft
Salzwasserquelle. Aber das ist es nicht. Das Wasser ist süß.«
»Nicht so süß wie du«, flüsterte er.
Sie fuhr mit den Fingern durch sein glattes, schwarzes Haar und fühlte seine Wärme unter dem kühlen Schleier des artesischen Wassers. »Danke.«
Wieder und wieder wiederholte sie dieses Wort, bis sich ihre Worte mit seinen Küssen vermischten. Leidenschaft stieg in ihr auf, und sie bog ihm voller Sehnsucht ihren Körper entgegen.
Rio fühlte ihre Leidenschaft, er schmeckte sie, und der Schmerz ergriff ihn, stärker als die Freude über das pulsierende Wasser des Brunnens. Statt ihren Kuss zu erwidern, gab er Hope sanft frei, bis ihre Füße den Boden wieder berührten.
Der Morgenwind wehte durch den Canyon und flüsterte von den Geheimnissen des Landes.
»Wir sollten es Mason sagen«, murmelte Rio.
Er senkte den Kopf und küsste sie mit einer so wilden Sehnsucht, dass sie zitterte, als sie seinen Kuss erwiderte. Dann gab er sie schnell wieder frei, doch seine Finger strichen über ihre Arme, als könne er es nicht ertragen, ihren Körper nicht mehr zu berühren. Seine Augen waren so dunkel wie eine Nacht ohne Sterne und so leer wie der Wind, der durch den Canyon wehte und seinen Namen rief.
»Rio?«, fragte sie und wusste, dass etwas nicht stimmte. Doch was es war, wusste sie allerdings nicht.
Und dann hörte sie das Heulen des Windes und wusste es.
»Nein«, bat sie mit rauer Stimme. »Noch nicht. Nicht jetzt!«
Sie wandte sich von ihm ab und presste die Faust an den
Mund, um den Fluss der Worte aufzuhalten, die sie sich geschworen hatte, niemals auszusprechen. Mit all der Kraft, die ihr noch geblieben war, kämpfte sie darum, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten.
Wenn sie jetzt zusammenbrach, würde sie all das zerstören, was sie und Rio hatten, selbst die Erinnerungen.
Sie durfte nicht zulassen, dass er sich schuldig fühlte, weil er ihr das gegeben hatte, worum sie ihn gebeten hatte - was sie von ihm verlangt hatte. Sie musste stark sein.
Nur für ein paar Minuten.
Nur lange genug, um sich von dem Mann zu verabschieden, den sie liebte.
Rio hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand einen Schlag in den Magen versetzt, als er auf ihren kerzengeraden Rücken blickte. Er versuchte zu sprechen, doch es gelang ihm nicht. Er versuchte es noch einmal. Seine Stimme klang so angespannt, dass sie sich anhörte, wie die Stimme eines Fremden.
»Hope, wenn ich jetzt nicht gehe, wird es noch viel schlimmer sein, wenn ich dich verlasse. Und verlassen muss ich dich.« Und mit einem Anflug von Selbsthass, der sie beide einschloss, fügte er hinzu: »Ich wusste, ich hätte dich niemals lieben dürfen.«
Nach einem langen Augenblick wandte sich Hope zu ihm um, ihr Gesicht war verzweifelt gelassen.
»Du hast mir so viel gegeben, wie du konntest«, begann sie mit belegter Stimme. »Und das war mehr, als ich es je von einem Mann erwartet habe. Du sollst deshalb nicht böse auf dich selbst sein. Ich liebe dich. Und ich weiß, dass meine Liebe dir nicht genügt. Das wusste ich schon, bevor ich mich in dich verliebt hatte.«
Er stieß einen rauen, verzweifelten Laut aus.
Hope hielt ihre Hand in den leuchtenden Tanz des Wassers, ließ es über ihre Finger rinnen wie Küsse, die sie nie wieder mit ihm teilen würde.
»Du hast mir meinen Traum gegeben«, sagte sie. »Ich würde dir deinen Traum geben, aber du hast keinen, und der Traum, den ich für dich geträumt habe, war nicht stark genug. Also werde ich dir all das geben, was ich kann, alles, was du willst: die Freiheit des Windes.«
»Hope.« Rios Stimme versagte. Er ballte noch einmal die Hände zu Fäusten. »O Gott, ich wünschte, ich wäre ein anderer Mann!«
»Nein!«
Sie schloss die Augen und wagte es nicht, ihn anzusehen oder ihn zu berühren. Sie hörte in jedem seiner Worte seinen Zorn auf sich selbst, hörte, wie dieser Zorn ihn zerstörte, sie zerstörte, ihre Liebe zerstörte.
»Du sollst dich nicht hassen, Rio. Wenn du das tust, dann wirst du auch mich hassen, und das könnte ich nicht ertragen.« Sie holte zitternd Luft. »Wenn du überhaupt an mich denkst, nachdem du gegangen bist, dann denke daran, dass ich dich liebe. Dich - und sogar den Wind.«
Einen Augenblick lang glaubte Hope, die Wärme seines Atems auf ihren Lippen zu fühlen. Doch dann wehte der Wind und nahm alles mit sich, die Wärme und den Mann.
Als sie die Augen wieder öffnete, war sie allein, nur der Seufzer des Windes war zu hören, der durch den Canyon
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