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Geheimnis der Leidenschaft

Titel: Geheimnis der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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geschmolzener Fels, schmerzlich und wunderschön zugleich. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie alle seine Schmerzen auf sich genommen, hätte ihn geheilt und ihn für die Liebe befreit. Aber das war noch unmöglicher als ihr Traum, ihr Leben mit ihm zu teilen.
    »Ein schwieriger Weg«, meinte Hunsaker. Er hielt sich an der Armlehne fest, während der Wagen über Felsen und losen Sand holperte und schwankte. »Es muss harte Arbeit sein für Sie, hier herauszukommen und Wasser für Ihr Haus und Ihren Hengst zu holen.«
    Hope zuckte die Schultern. Es war nicht der Weg, der ihr die tiefen Linien ins Gesicht gegraben hatte, es war der Verlust des Mannes, den sie liebte. Sie wünschte sich, Hunsaker würde weiter erzählen, würde seine Erinnerungen an Rio mit ihr teilen, jede einzelne. Wenn sie genügend Erinnerungen an ihn sammeln könnte, genügend Teile von ihm, würde er vielleicht geheilt werden - und sie auch.
    Hunsaker rauchte schweigend seine Zigarette.
    »Sie müssen ein Freund von Rio sein«, meinte sie schließlich. »Sie wissen sehr viel über ihn.«
    Lächelnd zog er noch einmal an seiner Zigarette. »Ich bin wohl eher ein Fan von ihm. Rio ist für mich so etwas wie ein Hobby.«
    Erstaunt warf sie dem Hydrologen einen Blick zu. »Ein Hobby? Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe meine Diplomarbeit über die Suche von Wasser mit der Wünschelrute geschrieben. Ich dachte damals, das alles sei ein großer Unsinn und überhaupt nichts wert.«
    »Da sind Sie nicht der Einzige, der so denkt.«
    »Ja. Na ja, Rio hat von meiner Diplomarbeit gehört. Er hat mich aufgesucht und mir erklärt, dass ich mich schrecklich irren würde. Ich habe das nicht sehr freundlich aufgenommen.«
    Hope war nicht überrascht. Trotz seines lässigen Western-Akzents war Hunsaker ein harter Mann.
    »Und was ist passiert?«, fragte sie. »Fäuste und Stiefel in der Morgendämmerung?«
    Hunsaker lachte. »Nein, Ma’am. Selbst damals war ich kein Dummkopf. Rio war vielleicht gerade siebzehn, aber das vergaß man, wenn man ihm in die Augen sah. Er war ein zäher
    Hundesohn. Ich habe meine Argumente mit Worten und Theorien und Formeln untermauert.«
    »Aber Sie haben ihn nicht überzeugt.«
    »Nein. Und ich wollte ihm nicht zuhören. Also sind wir beide zu einem Ort in der Wüste gefahren, westlich von hier. Ich hatte meinen Kompass dabei, meine Karten, Satellitenfotos, Laser-Messgeräte, das ganze verdammte Zeug.«
    »Ich wünschte, ich hätte das gesehen.«
    Hunsaker lächelte reumütig. »Da gab es nicht viel zu sehen. Rio hat Wasser gefunden, noch ehe ich meine Voruntersuchungen fertig hatte.«
    »Wirklich?«
    »Ganz sicher. Mir haben sich die Nackenhaare gesträubt.«
    Ein Schauer der Erinnerung rann durch Hopes Körper, sanfte, elektrische Schockwellen, Rios Augen, so schwarz und tief, mit altem Wissen.
    Hunsaker rutschte auf dem holpernden Sitz hin und her und starrte aus dem Fenster auf das nicht sehr viel versprechende Land. »Wasser zu finden, ist mein Beruf, und ich will verdammt sein, wenn ich mir vorstellen kann, wie das Wasserzaubern möglich ist.« Er drückte seine Zigarette in seinem Reise-Aschenbecher aus, faltete ihn zusammen und steckte ihn in den Rucksack, der zwischen seinen Füßen stand. »Also sammele ich Geschichten über die Suche nach Wasser mit Wünschelruten, während ich unterwegs bin, um meine hydrologischen Untersuchungen durchzuführen. Rios Name taucht dabei so regelmäßig auf, wie die Sonne aufgeht. Er hat Wasser gefunden, seit er dreizehn Jahre alt war.«
    Hope stieß einen überraschten Laut aus.
    »Es ist wahr«, versicherte Hunsaker. »Es ist genauso, wie die Arbeit mit der Wünschelrute. Eigenartig aber dennoch wahr. Sehen Sie, ich weiß eine ganze Menge über Rio - über seine Eltern, seine Großeltern, über das Wasser, das er gefunden hat, über die Menschen, denen er geholfen hat, über die
    Pferde, die er gezähmt hat, und die Männer, mit denen er gekämpft hat, über die Frauen, die er hätte haben können und die er nicht gewollt hat.«
    Einen Moment lang fühlte Hope sich ganz benommen, beinahe schwindlig.
    »Aber ich weiß überhaupt nichts über ihn, nicht wirklich«, fuhr Hunsaker fort. »Nicht einmal seinen richtigen Namen. Niemand kennt ihn. Er ist ein sehr zurückgezogen lebender Mann, und er hat nie seine Geheimnisse mit einem anderen Menschen geteilt.«
    Mein Name ist Bruder des Windes.
    Rios Worte klangen in Hopes Kopf, und in ihren Augen brannten ungeweinte Tränen. Er hatte so

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