Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)
ablehnen.«
»Ich bedauere überaus, dass wir Ihnen nicht helfen konnten, Earl«, sagte Lord Carstairs und erhob sich, wobei sein Stuhl bedrohlich knirschte. »Es klingt, als seien Sie das Opfer einer skrupellosen Hochstaplerin geworden. Falls dieses Schreiben noch in Ihrem Besitz ist, rate ich Ihnen, es den Behörden zu übergeben. Vielleicht sind die in der Lage, diese Frau zu finden und sie vor Gericht zu bringen.«
»Es besteht keine Notwendigkeit, die Behörden einzuschalten.« Die Entschiedenheit in Gabriels Tonfall sandte Cecily einen Schauer über den Rücken. »Wenn sie irgendwo dort draußen ist, dann werde ich sie finden.«
Als Estelle, nachdem Gabriel sich verabschiedet hatte, wieder aus dem Haus trat, saß Cecily auf dem Hügel oberhalb des kleinen Ententeiches. Eine Mutterente glitt durch die glatte Wasseroberfläche, sieben kleine braungelbe Federknäuel hinter sich.
»Ich hätte mir nie träumen lassen, dass er meine Empfehlungsschreiben überprüfen würde«, gestand sie, als Estelle sich neben ihr im Gras niederließ und ihre Röcke anmutig um sich drapierte. »Er hat sie nie gesehen.« Sie wandte sich mit einem gequälten Ausdruck in den Augen zu Estelle um. »Ich verstehe nicht, warum er mich – sie – immer noch sucht! Sobald er sein Augenlicht wieder hat, dachte ich, würde er das Leben wieder aufnehmen, das er geführt hat, bevor wir uns kennen lernten.«
»Welches der beiden Male?«, fragte Estelle sanft.
Cecily zog ein Knie an und schlang die Arme darum, nicht länger fähig, die eine Frage zu unterdrücken, die sie sich versprochen hatte, nie zu stellen. »Wie sah er aus?«
»Großartig, muss ich gestehen. Ich habe immer gedacht, dass du bei seinem Aussehen übertreibst – blind vor Liebe und so – aber ich kann nicht leugnen, dass er ein Bild von einem Mann ist. Und diese Narbe ist irgendwie besonders! Sie verleiht ihm etwas Rätselhaftes.« Estelle erschauerte wohlig. »Mit ihr sieht er wie ein Pirat aus, der sich einfach nimmt, was er haben will – sich die Frau, die ihm gefällt, über die Schulter wirft und davonträgt, bevor er sie verführt.«
Cecily wandte ihr Gesicht ab, aber Estelle bemerkte dennoch die Röte in ihren Wangen.
»Himmel, Cecily Samantha March, er ist nicht der Einzige, vor dem du Geheimnisse hast, oder?«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Ich denke doch! Stimmt es? Ist er dein …« Mit einem verstohlenen Blick über die Schulter senkte Estelle ihre Stimme zu einem Flüstern. »Liebhaber?«
»Eine Nacht lang«, gestand Cecily.
»Nur einmal?«
»Nein. Nur eine Nacht «, wiederholte Cecily und sprach jedes Wort besonders deutlich aus.
Estelle keuchte auf, schien ebenso hocherfreut wie entsetzt. »Ich kann gar nicht glauben, dass du es getan hast. Mit ihm ! Du bist ziemlich fortschrittlich, weißt du? Die meisten Frauen warten bis nach der Hochzeit, ehe sie sich einen Liebhaber nehmen.« Sie beugte sich weiter vor und fächelte sich mit einer Hand Luft zu. »Ich muss dich einfach fragen: Ist er so geschickt, wie er aussieht?«
Cecily schloss die Augen, als die Erinnerungen an Gabriels Geschick auf sie einstürmten und eine Welle heißen Verlangens durch ihre Adern sandten. »Mehr noch.«
»Ach du meine Güte!« Estelle ließ sich ins Gras zurückfallen, die Arme weit von sich gestreckt, als sei sie ohnmächtig geworden. Aber dann setzte sie sich wieder genauso unvermittelt auf und musterte Cecilys schlanke Figur kritisch. »Himmel, du bist doch nicht etwa … in anderen Umständen, oder?«
»Ich wünschte bei Gott, ich wäre es!« Das Geständnis drängte sich Cecily ohne Vorwarnung über die Lippen.
»Beweist das nicht, was für eine liederliche Person ich bin? Ich wäre bereit, meiner Familie das Herz zu brechen, die Verdammung der Gesellschaft zu erdulden und alles aufs Spiel zu setzen, wenn ich dafür nur ein winzig kleines Stück von ihm bekäme, das ich immer bei mir haben kann.« Sie barg ihr Gesicht an ihrem Knie, nicht länger in der Lage, die Last des mitleidsvollen Blickes ihrer Freundin zu ertragen.
Estelle strich ihr übers Haar. »Es ist nicht zu spät, weißt du. Warum gehst du nicht einfach zu ihm? Erzählst ihm alles? Bittest ihn, dass er dir verzeiht?«
»Wie könnte ich das?« Sie hob den Kopf und blickte Estelle durch einen Tränenschleier an. »Begreifst du denn nicht, was ich getan habe? Ich habe ihn beinahe umgebracht. Ich habe ihn schmählich im Stich gelassen, als er mich am meisten brauchte. Dann, bei dem
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