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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Dann verspürte er den Drang, Türen einzutreten und Fremde am Kragen zu packen, bis er jemanden erwischte, der ihm bewies, dass sie nicht nur ein Produkt seiner überreizten Phantasie war.
    Seine Entschlossenheit, sie aufzuspüren, wankte nicht, doch die Zweifel, die ihn seit seinem Besuch auf dem Anwesen der Carstairs quälten, wollten nicht weichen. Er erinnerte sich an den verregneten Nachmittag, als sie ihm aus Eile geboten vorgelesen hatte. Sie hatte jede Rolle überzeugend gespielt. Was aber, wenn sie nur die Rolle einer Frau gespielt hatte, die sich in ihn verliebte? Doch wenn das der Fall war, wie hatte sie sich ihm so großzügig schenken können? Wie hatte sie ihm ihre Unschuld opfern können, ohne etwas im Gegenzug zu erbitten?
    Als er eine schmale Straße überquerte, stieg ihm ein vertrauter Duft in die Nase. Abrupt blieb er stehen, schloss die Augen und atmete tief ein, die Dunkelheit willkommen heißend, statt sie zu fliehen. Da war es wieder – ein unverkennbarer Hauch von Zitronenmelisse, der sich deutlich von den vermischten Gerüchen von angebrannten Würsten und verschüttetem Ale abhob.
    Die Augen öffnend, betrachtete er die schattenhaften Umrisse um sich herum. Eine Frau mit einem Umhang war auf der anderen Straßenseite an ihm vorübergegangen. Durch den Nieselregen, da war er ganz sicher, sah er eine kastanienbraune Strähne unter ihrer Kapuze hervorlugen.
    Gabriel lief ihr nach, fasste sie am Ellbogen und riss sie herum, sodass sie ihn ansah. Ihre Kapuze rutschte nach hinten, um ein beinahe zahnloses Grinsen und einen Hängebusen zu enthüllen, der aus dem klaffenden Ausschnitt zu quellen drohte. Gabriel wich zurück, als ihr nach Gin stinkender Atem ihm entgegenschlug.
    »Nun mal langsam, Meister, kein Grund, grob zu werden zu einer Dame. Es sei denn, Sie mögen es so.« Sie klimperte mit ihren spärlichen Wimpern, was jedoch nicht im Geringsten neckisch, sondern vielmehr grotesk wirkte. »Für ein paar Schilling extra bin ich vielleicht bereit, das herauszufinden.«
    Gabriel ließ seine Hand sinken und widerstand nur mit Mühe dem Drang, sie sich an seinem Mantel abzuwischen. »Verzeihen Sie, Madam, ich habe Sie mit jemandem verwechselt.«
    »He, nicht weglaufen!«, rief sie ihm nach, als er sich umwandte und forthastete, wobei er fast einen Kaminkehrer umrannte, so eilig wollte er entkommen. »Für einen hübschen Kerl wie Sie gebe ich vielleicht sogar eine Kostprobe umsonst. Ich weiß, ich hab nicht mehr viele Zähne, aber manche Kerle sagen, das macht es nur umso süßer.«
    Müde bis ins Mark ließ Gabriel die Schatten der Gasse hinter sich, entschlossen, Zuflucht in seiner Kutsche zu suchen, die er um die Ecke hatte warten lassen.
    Den Kragen seines Mantels gegen den eiskalten Wind und Regen hochschlagend, überquerte er die belebte Straße, wich einer Kutsche voller kichernder Schönheiten und einem rotgesichtigen Laternenanzünder aus. Der junge Bursche eilte von Lampe zu Lampe, das Öl mit einer flüchtigen Berührung seiner wild flackernden Fackel entzündend.
    Gabriel hätte die schäbige Gestalt, die auf dem Bürgersteig unter einer der Straßenlaternen kauerte, gar nicht bemerkt, hätte er den Mann nicht rufen hören: »Ein Almosen, bitte! Gebt einen Kreuzer für die, die sich nicht selber helfen können.«
    »Warum kriechst du nicht ins Arbeitshaus und hilfst uns allen?«, rief ein vorübergehender Herr verächtlich.
    Immer noch unverzagt lächelnd, hielt der Mann seine Blechtasse einer Frau mit langer Nase hin; ihr folgten eine Zofe, ein Lakai und ein unglücklich dreinschauender afrikanischer Page, der unter der Last unzähliger Päckchen und Pakete strauchelte. »Bitte einen Kreuzer für eine Tasse warme Suppe, Ma'am?«
    »Sie brauchen keine Tasse warme Suppe. Sie brauchen Arbeit«, teilte die Angesprochene dem Bettler kühl mit und hob ihre Röcke an, damit sie ihn nicht berührten. »Vielleicht hätten Sie dann keine Zeit mehr, anständige Christenmenschen zu belästigen.«
    Kopfschüttelnd zog Gabriel einen Sovereign aus der Tasche und warf die Münze in die Tasse des Mannes, als er an ihm vorüberging.
    »Danke, Leutnant.«
    Die leise gesprochenen Worte ließen Gabriel innehalten. Langsam drehte er sich um.
    Als der Mann seine Hand zum Salutieren hob, war es unmöglich, sein unkontrolliertes Zittern oder das Aufblitzen von Intelligenz in seinen hellbraunen Augen zu übersehen. »Martin Worth, Mylord. Wir haben zusammen auf der Victory gedient. Wahrscheinlich werden

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