Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)
das tut er nicht«, erwiderte sie grimmig. »Er sucht sie . Weißt du nicht mehr? Es war deine Idee, dass wir ihm ein Empfehlungsschreiben deiner Eltern geben. Und du warst es, die die Unterschrift deines Vaters gefälscht hat.«
»Aber wir sind davon ausgegangen, dass sie immer noch in Rom wären, falls er versuchen sollte, mit ihnen in Kontakt zu treten.«
»Soll ich dir etwas verraten? Sie sind es nicht.«
»Samantha Wickersham?«, sagte Lord Carstairs im Salon. »Ich denke nicht, dass ich mich an den Namen erinnern kann. War sie ein Hausmädchen oder so?«
»Nicht direkt«, antwortete Gabriel. »Dem Empfehlungsschreiben nach zu urteilen, das Sie ihr gegeben haben, war sie die Gouvernante Ihrer Kinder. Zwei Jahre lang.«
Lady Carstairs klang noch verwunderter als ihr Ehemann. »Ich kann mich keines solchen Briefes entsinnen. Es muss zwar mehrere Jahre her sein, aber ich bin mir sicher, der Name würde mir etwas sagen.«
»Ihre Anstellung kann nicht so lange zurückliegen«, bemerkte Gabriel, und der Argwohn in seiner Stimme wurde immer offenkundiger. »Miss Wickersham ist eine junge Frau, vermutlich nicht älter als fünfundzwanzig.«
»Nun, da haben Sie es. Das ist völlig ausgeschlossen. Unser Sohn Edmund ist in Cambridge, während unsere Tochter … einen Moment bitte. Estelle, Liebes«, rief ihre Mutter in Richtung offenes Fenster, »bist du noch irgendwo da draußen?«
Estelle sah Cecily entsetzt an.
» Los! Geh schon!« Cecily gab ihr einen verzweifelten Schubs, »bevor sie dich suchen kommen.«
Estelle stolperte hinter dem Busch hervor. Sie strich den weißen Musselin ihres Rockes glatt und warf Cecily einen letzten schreckensstarren Blick zu, ehe sie fröhlich antwortete: »Ja, Mama. Ich bin hier.«
Als Estelle im Haus verschwand, kroch Cecily durch den Busch und setzte sich mit dem Rücken gegen die Ziegelsteinmauer unter das Fenster. Sie kniff die Augen zu und rang den schier übermächtigen Drang nieder, einen flüchtigen Blick auf Gabriel zu werfen. Es war eine wahre Folter, ihm so nahe zu sein, und doch eine Welt entfernt.
»Dies ist unsere Estelle«, erklärte Lord Carstairs mit unverhohlenem Stolz in der Stimme. »Wie Sie sehen, ist sie schon vor ein paar Jahren der Obhut einer Gouvernante entwachsen.«
»Sie ist genau im richtigen Alter, das Kinderzimmer mit eigenem Nachwuchs zu füllen«, fügte seine Frau mit einem nervösen Lachen hinzu. »Nachdem wir den richtigen Ehemann für sie gefunden haben, natürlich erst.«
Ein Stöhnen unterdrückend, lehnte Cecily den Kopf an die Mauer. Gerade, als sie gedacht hatte, dass es nicht noch schlimmer kommen könnte, musste sie mit anhören, wie Lady Carstairs versuchte, ihre beste Freundin mit dem einzigen Mann zu verkuppeln, den sie je lieben würde.
Während Gabriel eine Begrüßung murmelte, bemühte sie sich, sich nicht vorzustellen, wie er sich über Estelles Hand beugte, versuchte sich nicht auszumalen, wie er mit seinen geschickten Lippen ganz leicht die zarte weiße Haut streifte. Im Gegensatz zu Cecily wagte sich Estelle nur sehr selten ohne Handschuhe und Hut in die Sonne.
»Wo ist deine kleine Freundin?«, erkundigte sich Lady Carstairs. »Habt ihr nicht eben noch miteinander Tee getrunken?«
Cecilys Augen weiteten sich vor Entsetzen. Das leiseste Wispern ihres Namens würde sie verraten und als die Lügnerin und Betrügerin bloßstellen, die sie war.
»Es gibt keinen Grund, weshalb wir nicht alle zusammen mit Lord Sheffield den Tee einnehmen«, verkündete Estelles Vater dröhnend. »Warum gehst du nicht und holst Miss …«
Estelle bekam plötzlich einen Hustenanfall. Erleichtert ließ sich Cecily zurücksinken. Nach mehreren Runden besorgten Gemurmels und ein paar Klapsen auf den Rücken gelang es Estelle schließlich herauszubringen: »Tut mir so Leid. Ein Stück Teekuchen muss sich verklemmt haben.«
»Aber Sie haben doch gar keinen Teekuchen gegessen«, bemerkte Gabriel.
»Vorhin«, antwortete sie. Ihr eiskalter Ton klang wie eine Kampfansage für den Fall, dass er ihr widersprechen sollte. »Und ich fürchte, Sie werden meine Freundin entschuldigen müssen. Sie ist überaus schüchtern. Sie ist wie ein verängstigtes Kaninchen fortgelaufen, als sie die Türglocke gehört hat.«
»Das ist völlig in Ordnung«, versicherte ihr Gabriel. »Ich habe wirklich nicht die Zeit, noch länger zu verweilen. Und auch wenn ich Ihre Gastfreundschaft sehr zu schätzen weiß, fürchte ich, muss ich Ihre Einladung zum Tee doch
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