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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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anstatt eine helfende Hand anzunehmen, aber sie zuckte dennoch zusammen, als kurz darauf ein lautes Gepolter aus einem der angrenzenden Räume drang.
    Samantha blieb an diesem Vormittag nichts anderes zu tun, als durch die verdunkelten Zimmer von Fairchild Park zu streifen. Die Stille war beinahe so erdrückend wie das Dämmerlicht. Es war nichts von der Geschäftigkeit zu spüren, die man von einem bewohnten Landsitz in Buckinghamshire eigentlich erwartet hätte. Es gab keine Stubenmädchen, die mit ihren Staubwedeln über Wände, Geländer und Simse fuhren, keine rotgesichtigen Waschmägde, die Körbe frisch gewaschener Leintücher die Treppe hinaufschleppten, keine Lakaien, die mit den Armen voller Brennholz durch die Flure eilten, um Feuer in den Zimmern zu entzünden. Jeder Kamin, an dem sie vorüberkam, war kalt und dunkel, seine Glut zu Asche zerfallen. Geschnitzte Cherubinen blickten sie betrübt von den reich verzierten Kaminverkleidungen an, ihre runden Wangen rußverschmiert.
    Die paar Dienstboten, denen sie begegnete, schienen ohne besondere Aufgabe durch das Haus zu schlendern. Sobald sie sie erblickten, verschmolzen sie mit den Schatten, ihre Stimmen nie lauter als ein Flüstern. Keiner von ihnen schien es eilig zu haben, einen Besen zu holen, um die Scherben und das zerbrochene Mobiliar zusammenzufegen, das überall auf dem Boden herumlag.
    Samantha stieß ein paar vergoldete Flügeltüren am Ende eines dunklen Korridors auf. Marmorstufen führten hinunter in einen riesigen Ballsaal. Sie hatte sich in den düsteren Wintermonaten wenig Zeit für wehmütige Gedanken gegönnt, aber einen winzigen Moment lang konnte sie nicht widerstehen, die Augen zu schließen. Sie stellte sich den Raum als ein Meer aus bunten Farben und Licht, Musik und fröhlichem Geplauder vor, sie stellte sich vor, wie sie in den starken Armen eines Mannes über den schimmernden Tanzboden wirbelte. Sie sah, wie er sie anlächelte, wie sie die Hand hob und die Goldtressen auf seinen breiten Schultern berührte.
    Samantha riss die Augen auf. Über ihre Narrheit den Kopf schüttelnd, warf sie die Ballsaaltüren zu. Daran war nur der Earl Schuld. Wenn er ihr erlauben würde, die Pflichten zu erfüllen, für die sie angestellt war, dann gelänge es ihr vermutlich, ihre Phantasie im Zaum zu halten.
    Sie schritt durch einen weitläufigen Salon und achtete nicht mehr auf ihre Umgebung, als Gabriel es getan hätte, bis sie mit dem Fuß gegen ein umgeworfenes Beistelltischchen stieß. Einen wütenden Schmerzenslaut ausstoßend, hüpfte sie auf einem Bein umher, wobei sie sich die schmerzenden Zehen durch das abgestoßene Leder ihres Stiefels rieb. Hätte sie Ziegenlederstiefeletten getragen, hätte sie sich bestimmt die Zehen gebrochen.
    Die schmalen Sonnenstrahlen betrachtend, die sich durch die schweren Samtvorhänge kämpften, stemmte Samantha die Hände in die Hüften. Gabriel mochte ja beschlossen haben, sich in diesem Mausoleum zu vergraben, sie allerdings ganz gewiss nicht.
    Als sie plötzlich aus dem Augenwinkel etwas Weißes wahrnahm, fuhr sie herum und entdeckte ein Stubenmädchen, das gerade auf Zehenspitzen an der Tür vorüberschlich.
    Samantha rief ihr zu: »He! Du da!«
    Das Mädchen blieb stehen und drehte sich mit unverhohlenem Widerstreben um. »Ja, Miss?«
    »Komm bitte her. Ich brauche deine Hilfe, um diese Vorhänge aufzuziehen.« Vor Anstrengung um Atem ringend, schob Samantha eine üppig gepolsterte Ottomane zum Fenster.
    Statt an ihre Seite zu eilen, um ihr behilflich zu sein, begann das Mädchen zurückzuweichen; sie rang ihre blassen, sommersprossigen Hände und schüttelte besorgt den Kopf. »Das wage ich nicht, Miss. Was würde der Herr sagen?«
    »Vielleicht, dass du deine Arbeit machst«, entgegnete Samantha spitz und stieg auf die Ottomane.
    Da sie mit dem trödelnden Mädchen ungeduldig wurde, streckte sie den Arm aus, fasste zwei Hände voll Vorhangstoff und zerrte mit aller Kraft daran. Doch anstatt zur Seite zu rutschen, rissen die Vorhänge aus ihrer Verankerung. In einer erstickenden Wolke aus Samt und Staub fielen sie auf Samantha herab, sodass sie mehrmals niesen musste.
    Sonnenlicht strömte durch die bis zum Boden reichenden Fenster, ließen die aufgewirbelten Staubflusen feenhaft glitzern.
    »Ach, Miss, das hätten Sie nicht tun sollen!«, jammerte das Dienstmädchen und blinzelte wie ein scheues Waldtier, das jäh aus dem dämmerigen Unterholz ans Licht gekrochen ist. »Ich werde sofort Mrs. Philpot

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