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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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es denn nicht?«
    Obwohl es schon vor etwa einer Stunde dunkel geworden war, drangen immer noch geheimnisvolle Geräusche durch den ersten Stock des Hauses. Dumpfes Poltern, Klirren und Scheppern, Keuchen und ab und zu das Scharren eines schweren Möbelstückes, das über den Parkettboden geschoben wurde, waren seit dem Vormittag ohne Unterlass zu vernehmen gewesen.
    Die Diener hatten ihren Tag so verbracht wie die meisten ihrer Tage seit Gabriels Heimkehr aus dem Krieg – um den alten Eichentisch vor dem Küchenfeuer versammelt, Erinnerungen an bessere Zeiten hingegeben. An diesem kühlen Frühlingsabend saßen Beckwith und Mrs. Philpot einander gegenüber, tranken eine Tasse Tee nach der anderen, ohne ein Wort zu sagen oder es zu wagen, dem anderen in die Augen zu sehen.
    Nach einem besonders heftigen Poltern, bei dem alle zusammenzuckten, erkundigte sich leise eines der Stubenmädchen: »Meinen Sie nicht, wir sollten …«
    Mrs. Philpot antwortete mit einem strafenden Blick, der das arme Kind wie versteinert erstarren ließ, wo es gerade stand. »Ich denke, wir sollten uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    Einer der jungen Lakaien trat vor und traute sich genau die eine Frage zu stellen, die sie alle vermieden hatten auszusprechen: »Was, wenn der Herr etwas hört?«
    Seine Brille abnehmend, um sie mit seinem Ärmel zu putzen, schüttelte Beckwith betrübt den Kopf. »Es ist lange her, seit der Herr sich um das gekümmert hat, was um ihn herum geschieht. Es gibt keinen Grund, warum es heute anders sein sollte.«
    Seine Worte warfen einen Schatten der Niedergeschlagenheit über alle Anwesenden. Einst waren sie stolz gewesen, das prächtige Gebäude, das ihnen anvertraut war, in Schuss zu halten. Aber ohne jemanden, der sah, wie das Holz unter ihrer liebevollen Pflege glänzte, oder sie lobte, weil die Böden so sauber gefegt waren und genug Feuerholz in jedem Kamin lag, machte es für sie keinen Sinn, mit dem Trübsalblasen aufzuhören und sich zur Arbeit aufzuraffen.
    So nahmen sie es kaum wahr, als eines der jüngeren Stubenmädchen leise eintrat. Es ging geradewegs zu Mrs. Philpot, machte einen Knicks und schließlich noch einen, unverkennbar zu schüchtern, sie anzusprechen.
    »Steh nicht herum und spring nicht auf und nieder wie ein Korken auf dem Wasser, Elsie«, entfuhr es Mrs. Philpot scharf. »Was ist los?«
    Ihre Schürze in den Händen wringend, knickste das Mädchen noch einmal. »Ich denke, Madam, Sie sollten am besten mitkommen und es sich selbst ansehen.«
    Nach einem erschöpften Blick auf Beckwith erhob sich die Haushälterin. Der Butler stieß sich vom Tisch ab, um ihr zu folgen. Als sie die Küche verließen, waren sie beide zu sehr in Gedanken versunken, um zu bemerken, dass sich ihnen der Rest der Dienerschaft angeschlossen hatte – einer nach dem anderen.
    Auf der obersten Treppenstufe blieb Mrs. Philpot plötzlich stehen und hätte dadurch fast eine katastrophale Kettenreaktion ausgelöst. »Pst! Hören Sie mal!«, verlangte sie.
    Alle hielten den Atem an, vernahmen aber nur eines.
    Stille.
    Als die schweigsame Parade Zimmer um Zimmer durchschritt, knirschte unter ihren Sohlen kein zerbrochenes Glas oder zerborstenes Holz. Mondlicht strömte durch die vorhanglosen Fenster und zeigte, dass die Böden sauber gefegt worden waren und jemand das kaputte Mobiliar in zwei ordentlichen Stapeln zusammengestellt hatte – einer mit Stücken, die noch zu retten waren, und der andere mit denen, die nur noch zum Feuermachen taugten. Obwohl ein paar der schwereren Möbel an Ort und Stelle standen, war in den meisten Räumen ein Gang frei geräumt worden; zerbrechliche Gegenstände waren nach so weit oben wie möglich auf Bücherregale oder Kaminsimse verbannt worden. Alle Teppiche, deren geflochtener Rand oder lange Fransen sich zu Fallstricken auswachsen konnten, standen aufgerollt und an die Wand gelehnt da.
    Schließlich fanden sie die neue Pflegerin ihres Herrn in einem Lichtkreis aus Mondschein in der Bibliothek, wo sie auf einer Ottomane zusammenkauert erschöpft eingeschlafen war. Die Diener stellten sich um sie herum auf und starrten sie mit unverhohlener Neugier an.
    Die früheren Pflegerinnen des Earls hatten sich ohne Murren mit dem etwas vagen sozialen Status begnügt, der Gouvernanten und Hauslehrern gewöhnlich vorbehalten war. Ganz gewiss wurden sie nicht als ihrem Arbeitgeber ebenbürtig betrachtet, aber sie hatten sich auch nie herabgelassen, sich mit den anderen Dienern

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