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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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zusammen. »Und ich sehe Sie auch keinen Schal tragen, sondern eine Stola aus feinstem Kaschmir, so weich wie Engelsflügel; sie endet direkt über dem verführerischen Grübchen an Ihrem Ellbogen. Der Rocksaum streift Ihre Knöchel, gerade hoch genug, um bei jedem Schritt einen verlockenden Blick auf rosarote Strümpfe zu gewähren.«
    Er hätte eigentlich damit gerechnet, dass sie seine schockierende Aufzählung mit einem empörten Protest unterbrechen würde, aber es war fast, als sei sie von seiner leisen, rauchigen Stimme hypnotisiert.
    »An den Füßen tragen Sie ein Paar rosa Seidenschuhe, vollkommen frivol und für alles ungeeignet, außer um in einen Ballsaal zu trippeln und die Nacht durchzutanzen. Ein farblich abgestimmtes Band ist durch die kunstvoll zu einem Krönchen aufgesteckten Locken gewunden, wobei einigen gestattet wurde, ihre Wangen zu umschmeicheln – fast so, als seien Sie eben erst Ihrem Bade entstiegen.«
    Einen langen Augenblick war kein Geräusch zu vernehmen. Als Samantha schließlich sprach, klang ihre Stimme leicht atemlos, was Gabriel innerlich lächelnd zur Kenntnis nahm. »Gewiss kann Ihnen niemand einen Mangel an Phantasie vorwerfen, Mylord. Oder dass Sie sich nicht mit Damenbekleidung auskennen.«
    Er zuckte leicht verlegen mit den Achseln. »Eine Folge, weil ich in meiner Jugend zu viel Zeit darauf verwandt habe, sie zu entfernen.«
    Ihr Schlucken war deutlich hörbar. »Vielleicht sollten wir jetzt lieber essen, ehe Sie sich genötigt fühlen, meine imaginäre Unterwäsche zu beschreiben.«
    »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte er mit seidenglatter Stimme. »Sie tragen keine.«
    Samanthas scharfes Luftholen und das laute Klappern von Silber auf Porzellan verriet ihm, dass sie sich rasch einen Bissen Essen in den Mund geschoben hatte, um der Antwort auf weitere Unverschämtheiten zu entgehen.
    Mit dem Wunsch, dasselbe tun zu können, stach Gabriel mit der Gabel auf seinen Teller. Es gelang ihm, ein Stück Fleisch aufzuspießen, doch dessen Gewicht verriet ihm, dass es zu groß war, um es sich in den Mund zu stecken, ohne dafür getadelt zu werden. Die Zähne zusammenbeißend seufzte er. Dieser Truthahn war für ihn genauso leicht zu verzehren, wie wenn das Tier kreischend und mit flatternden Flügeln auf dem Tisch herumgesaust wäre. Wenn er nicht bis morgen früh verhungern wollte, blieb ihm anscheinend keine andere Wahl, als die Dienste seines Messers in Anspruch zu nehmen.
    Er tastete die Gegend rechts von seinem Teller ab, doch bevor er den Griff des Messers finden konnte, grub sich die scharfe Schneide in seinen Daumen.
    »Verdammt!«, fluchte er und hob den verwundeten Finger an seine Lippen.
    »Ach je!«, rief Samantha ehrlich bekümmert. »Tut es weh?« Er hörte ihren Stuhl über den Boden scharren, als sie aufstand.
    »Nicht!«, fuhr er sie an und schwenkte die Gabel in ihre Richtung, als wäre sie ein Säbel. »Ich brauche Ihr Mitleid nicht. Was ich dagegen dringend brauche, ist etwas zu essen in meinem Magen, denn wenn ich noch hungriger werde, verspeise ich am Ende Sie.«
    An dem Rascheln ihrer Röcke erkannte er, dass sie sich wieder setzte. »Ich habe nicht nachgedacht«, erklärte sie entschuldigend. »Würden Sie mir wenigstens erlauben, Ihr Fleisch zu schneiden?«
    »Nein, danke. Wenn Sie nicht vorhaben, mir den Rest meines Lebens hinterherzulaufen, Fleisch klein zu schneiden und den Mund abzuwischen, dann sollte ich es selber lernen.«
    Die Gabel hinwerfend, griff Gabriel nach seinem Weinglas, in der Hoffnung, dass ein großzügiger Schluck Wein seine Verlegenheit ob seiner Ungeschicklichkeit mildern würde. Doch seine ungelenke Suche führte nur dazu, dass er das Glas umwarf. Er musste nicht sehen können, sondern nur Samanthas bestürztes Aufkeuchen hören, um zu wissen, dass der Wein sich über das schneeweiße Tischtuch und in ihren Schoß ergossen hatte.
    Er sprang auf, von Scham, Hunger und Frustration schließlich doch überwältigt. »Das hier ist Wahnsinn! Ich wäre besser dran, wenn ich an der Straßenecke betteln müsste, anstatt so zu tun, als bestünde noch die Hoffnung, weiterhin als Gentleman durchzugehen!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass das Geschirr schepperte. »Wussten Sie, dass Damen früher um das Vorrecht gestritten haben, bei Tisch neben mir zu sitzen? Dass sie um meine Aufmerksamkeit gebuhlt haben, als wäre sie die erlesenste Köstlichkeit? Welche Frau sollte sich jetzt noch meine Gesellschaft wünschen? Sie hat

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