Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
in das Buch, bis derjenige schließlich ging, seine besorgten Seitenblicke und bekümmerten Seufzer mit sich nehmend.
    Sie wusste, dass sie sich kindisch benahm; indem sie ihre Pflichten Gabriel gegenüber nicht erfüllte, gab sie Beckwith mehr als guten Grund, eine Nachricht an den Marquis zu schicken und sie zu entlassen. Aber mittlerweile war es ihr schlichtweg gleichgültig. Es verbesserte ihre Laune nicht gerade, feststellen zu müssen, dass er ihr ebenso sorgsam aus dem Weg ging wie sie ihm. Offenbar schreckte ihn der Gedanke, ihr zufällig zu begegnen, so sehr, dass er angeordnet hatte, die Türen zum Salon abzuschließen, wann immer er dort Zuflucht suchte. Samantha ging dann immer hoch erhobenen Hauptes an den Türen vorüber, entschlossen, das seltsame Poltern oder aufgeregte Rufen nicht zu beachten, die gelegentlich dahinter erklangen.
    Beckwith und Mrs. Philpot schien ihr Elend völlig egal zu sein. Zweimal entdeckte sie die beiden, wie sie in einer Ecke dicht beieinander standen und sich leise miteinander unterhielten. In dem Moment, da sie sie sahen, schlossen sie schuldbewusst den Mund und eilten auseinander, erklärten verlegen, sie müssten sich dringend um so wichtige Sachen kümmern wie die Suppenkelle zu polieren oder zu überprüfen, ob Meg genug Stärke für die Tischtücher in die Wäsche getan hatte. Samantha nahm an, sie beratschlagten sich, wie sie ihr am schonendsten beibringen könnten, dass sie sich besser schon einmal nach einer anderen Stellung umsehen solle.
    Schlaf blieb ihr genauso versagt wie innerer Frieden. In der dritten Nacht nach ihrem Streit mit Gabriel lag sie im Bett und blickte stirnrunzelnd zur Decke empor, als ihr Magen plötzlich zu knurren begann. Da sie bereits die halbe Nacht darauf verschwendet hatte, sich unter der Bettdecke von einer auf die andere Seite zu rollen, beschloss sie, nach unten zu schleichen und sich etwas zu essen aus der verlassenen Küche zu stibitzen.
    Sie ging gerade am Empfangssalon vorüber, als gedämpft Musikfetzen an ihr Ohr drangen. Da es ihr seltsam vorkam, dass die Türen weit nach Mitternacht geschlossen waren, drückte sie ihr Ohr an das mit Blattgold verzierte Holz.
    Sie verlor nicht langsam den Verstand. Das Geräusch, das sie gehört hatte, war wirklich Musik gewesen. In gewisser Weise. Ein Mann summte, wobei eine trillernde Frauenstimme ihn begleitete.
    Ehe sie die Worte verstehen konnte, begann der Mann rhythmisch zu zählen: »Eins, zwei, drei, vier … eins, zwei, drei, vier …«
    Ein lautes Poltern folgte. Nach einer geheimnisvollen, langen Stille näherten sich ungeduldige Schritte der Tür.
    Samantha hastete durch die Eingangshalle; nur mit Müh und Not erreichte sie eine lebensgroße Marmorstatue von Apoll, hinter die sie sich rasch duckte, ehe eine der Türen aufschwang.
    Beckwith tauchte aus dem dunklen Raum auf; er rang um Atem, die spärlichen Haare unordentlich, als wäre eine Frau mit den Fingern hindurchgefahren. Samantha blieb vor Schock der Mund offen stehen, als ihm Mrs. Philpot folgte, ihre Schürze glatt strich und sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr steckte.
    Die Haushälterin reckte ihr Kinn. »Gute Nacht, Mr. Beckwith.«
    »Schlafen Sie gut, Mrs. Philpot«, erwiderte er und machte eine förmliche Verbeugung.
    Während sie in verschiedene Richtungen davonschritten, trat Samantha mit immer noch offenem Mund hinter Apoll hervor. Sie wäre nicht überrascht gewesen, wären Elsie und Phillip aus dem Salon gekommen, mit geröteten Gesichtern und kichernd, aber sie hätte nie den steifen Butler und die strenge Haushälterin verdächtigt, ein mitternächtliches Stelldichein im Salon abzuhalten. Es sah so aus, als hätten die älteren Angestellten des Haushaltes mehr Glück in der Liebe als sie. Kopfschüttelnd stieg sie die Treppe wieder hinauf; der Appetit war ihr vergangen.
    Am nächsten Nachmittag ging Samantha ihre Verdrießlichkeit allmählich selbst auf die Nerven. Sie legte sich ihren Schal um und beschloss, einen ausgedehnten Spaziergang im Park zu unternehmen in der Hoffnung, der kräftige Aprilwind und die über den Himmel jagenden Wolken würden ihr alle Gedanken an Gabriel aus dem Kopf fortwehen.
    Als sie zurückkam, lag eine große flache Holzkiste auf ihrem Bett.
    Sie warf ihren Schal auf den nächsten Stuhl und näherte sich dem Bett misstrauisch. Vielleicht hatte Beckwith ja angeordnet, die Kiste nach oben zu bringen, damit sie darin ihre Habseligkeiten verstaute, ehe sie in hohem Bogen als

Weitere Kostenlose Bücher