Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)
zerbrochenes Brillengestell. Sie lag direkt daneben. Er zog ihren schlaffen Körper in seine Arme und erschauerte vor Erleichterung, als er ihren Atem auf seinem Gesicht spürte.
»So ist es gut, Engel, mach weiter so«, flüsterte er und hauchte einen innigen Kuss auf ihre Stirn. »Halt dich an mir fest, es wird ja alles gut.«
Er nahm sie wie ein Kind auf den Arm und trug sie in die Richtung, aus der er gekommen war, vertraute darauf, dass Sam ihnen folgen würde. Als er aus der Tür stolperte, brach der Stall hinter ihnen in einem brüllenden Flammeninferno zusammen. Die Druckwelle sandte Gabriel beinahe in die Knie.
Er verlangsamte seine ausholenden Schritte erst, als sie ein ganzes Stück weit von der erstickenden Wolke aus Rauch und Asche entfernt waren. Als Samantha ihre Lungen zum ersten Mal wieder mit der frischen Nachtluft füllte, begann sie zu husten – ein heiserer, quälender Laut, tief aus ihrer Brust. Sich neben sie auf ein Bett aus feuchten Blättern kniend, zog Gabriel sie auf seinen Schoß. Ihre Wange war warm unter seiner Hand, aber er konnte unmöglich in Erfahrung bringen, welche Farbe ihre Haut hatte. Mit jedem ihrer gequälten Atemzüge selbst ein wenig sterbend, wartete er, bis die heftigen Krämpfe aufhörten.
Etwas Kaltes, Feuchtes stieß an seinen Arm. Gabriels suchende Hand ertastete Sams Fell. Sanft kraulte er den Collie, versuchte, das wilde Zittern zu besänftigen. »Du bist der beste Hund auf der Welt, Sam«, sagte er mit vor Kälte und den Nachwirkungen des Schreckens klappernden Zähnen. »Sobald wir wieder zu Hause sind, schenke ich dir jeden einzelnen meiner Stiefel. Verdammt, ich kaufe dir sogar ein eigenes Paar, wenn du willst.«
Als Samanthas Augen sich flatternd öffneten, erblickte sie Gabriel, der sich mit besorgter Miene über sie beugte. Selbst vernarbt und rußverschmiert war es der allerschönste Anblick, den sie je gesehen hatte.
»Ich habe dich gesehen«, krächzte sie und streckte eine Hand aus, um ihm zärtlich einen Rußfleck von der Wange zu wischen. »Du hast im Sonnenschein auf mich herabgelächelt, kurz bevor alles dunkel wurde.«
Er versuchte zu lächeln, aber seine Lippen verzogen sich in einem anderen Gefühl. Er barg sein Gesicht in ihrem Haar, hielt sie, als wollte er sie nie mehr loslassen. Samantha seufzte leise, so richtig fühlte es sich an, wieder von seinen Armen gehalten zu werden.
»Bist du verletzt?« Er drückte sie auf seinen Schoß hinunter und tastete ihre Arme und Beine ab. »Hast du dir etwas gebrochen? Hast du irgendwo Verbrennungen?«
»Ich glaube nicht.« Sie schüttelte den Kopf, zuckte aber zusammen, als bei der Bewegung ein bohrender Schmerz durch ihren Hals fuhr. »Aber mein Kopf tut mir weh.«
»Mir meiner auch«, gestand er mit einem reuigen Lachen.
Da erst entdeckte Samantha die blutige Schramme an seiner linken Schläfe. »Oh!«, stieß sie hervor, und heiße Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie begriff, wie dicht sie davor gestanden hatte, ihn zu verlieren. »Ich habe dich gesucht. Die Fledermäuse haben mich erschreckt, und dann ist mir die Lampe heruntergefallen. Alles meine Schuld.«
Seine Augen funkelten in den Schatten. »Vermutlich wird mir nichts anderes übrig bleiben, als die Kosten für den Wiederaufbau des Stalles von deinem Gehalt abzuziehen. Es wird wahrscheinlich mehrere Jahre dauern, bis du deine Schulden bei mir abgearbeitet hast.«
»Wie hast du mich gefunden?«, fragte sie, und allmählich fiel ihr das Atmen und Sprechen leichter.
»Ich hatte Hilfe.«
Seinem Nicken folgend, hob Samantha den Kopf und sah Sam, der sich in einem Nest aus Blättern zusammengerollt hatte und immer wieder den Kopf hob, um besorgt an ihr zu schnuppern. Sein Fell war mit Ruß überzogen und an manchen Stellen schwarz versengt.
»Du hast einmal zu mir gesagt, er könnte meine Rettung sein«, sagte Gabriel. »Du hattest Recht.«
»Er hätte dein Tod sein können!« Die Hand zur Faust geballt, boxte ihn Samantha kraftlos in die Schulter. »Hat dir noch niemand gesagt, dass Blinde nicht einfach so in brennende Gebäude rennen?«
»Das hört sich ja fast an, als wolltest du mich für meine Dummheit schelten.«
Sie schüttelte heftig den Kopf, wobei sie den folgenden Schmerz tapfer ignorierte. »Keine Dummheit. Heldenmut.« Die Tränen rannen ihr aus den Augen, als sie die Hand hob, um ihm die Wange zu streicheln, seine lange Narbe. » Mein Held.«
Er musste schlucken und umfing ihre Hand mit seiner, brachte ihre
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