Geheimnis des italienische Grafen
Österreicher.“
„Also bist du nach Bath gekommen?“, fragte sie skeptisch und runzelte die Stirn. Diese zarten Linien über den schön geschwungenen Brauen ließen Thalia noch zauberhafter erscheinen und weckten den Wunsch, sie zu umarmen und die lächerlichen Fältchen wegzuküssen, bis sie wieder mit ihm lachen würde. „Plagt dich vielleicht die Gicht?“ Offenbar ahnte sie nichts von seinen lasziven Wünschen – von der Gefahr, ihr Fliederparfüm könnte ihn zum Wahnsinn treiben. „Oder an Verdauungsbeschwerden? Gewiss, diese vielen Tomaten in der italienischen Küche …“
„Keineswegs“, entgegnete er grinsend. „Ich wollte den sonderbaren orientalischen Palast eures Prinzregenten sehen.“
„Dann bist du am falschen Ort, Marco. Der Pavillon befindet sich in Brighton.“
Dramatisch schlug er mit der Handfläche auf seine Stirn. „Ah! Meine schrecklichen Englischkenntnisse!“
„Nun, wenigstens wird Lady Riverton dich retten.“ Thalia trat etwas näher, und er sah die silbrigen Pünktchen in ihren Augen, die blonden Locken, die unter der Hutkrempe hervorlugten. „So weit sind wir von Sizilien entfernt“, flüsterte sie. „Aber ich weiß noch sehr gut, was dort geschehen ist. Irgendetwas hast du in Bath vor, Marco, und ich will herausfinden, was .“
Das hatte er befürchtet. Inzwischen kannte der die Chase-Schwestern lange genug, um zu wissen, dass sie vor keiner Herausforderung zurückschreckten. Nun waren ihm zwei auf der Spur, Thalia und Lady Westwood, der er in Yorkshire begegnet war, als Zigeuner verkleidet, beim Versuch, dem Duke of Averton eine Statue zu stehlen. Würden Clio und dieser Duke, mittlerweile ihr Gemahl, auch noch in Bath auftauchen?
Das Allerletzte, was er brauchen würde … Nicht jetzt, wo so viel auf dem Spiel stand …
„Hör mir zu, Thalia“, bat er in kühlem Ton. „Wie schwer das einer Chase fällt, weiß ich, aber ich rate dir dringend, kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten. Du hast kein Recht, dich in mein Privatleben einzumischen.“
„Ah, dein Privatleben?“ Aus ihren Augen schossen funkelnde Blitze. „Glaub mir, die Privatsphäre eines so geschmacklosen Mannes, der Lady Rivertons Gesellschaft sucht, interessiert mich nicht im Mindesten. Übrigens finde ich an deinen englischen Sprachkenntnissen nichts auszusetzen!“
Marco fürchtete, in diese zornig glitzernden Augen zu stürzen und zu ertrinken. Vergiss Thalia, ihre Schönheit, ihr wundervolles Temperament, ihr Talent – und dass du sie seit den Ereignissen in Sizilien nicht aus den Gedanken verbannen kannst … Er zwang sich, zurückzutreten und ihr ein sorgloses Lächeln zu schenken. „Hoffentlich verstehen wir uns, Thalia. Und nun wünsche ich dir einen guten Tag.“
„Ich dir auch!“, fauchte sie. In einem Wirbel aus blau-weißen Röcken fuhr sie herum und stolzierte davon. Sekunden später wurde sie von der Menschenmenge verschluckt und verschwand, als wäre sie niemals da gewesen.
Marco musste seine ganze Willenskraft aufbringen, um in die Trinkhalle zurückzukehren.
Um ihr nicht nachzulaufen, um sie nicht in seine Arme zu reißen und ihr alles zu erzählen.
Die Verachtung in ihrem Blick hatte ihn schmerzhafter verletzt als ein Dolchstoß.
Doch sie durfte nicht erfahren, was er wirklich für sie empfand. Nicht jetzt – niemals.
5. KAPITEL
„Oh, du Schwachkopf!“, murmelte Thalia, während sie von einem Ende ihres Zimmers zum anderen wanderte. Ob sie sich selber oder Marco di Fabrizzi meinte, wusste sie nicht. Oder vielleicht waren sie beide töricht. Zumindest kam es ihr in diesem Moment so vor.
Sie erreichte den verschnörkelten Marmorkamin und wandte sich wieder in die andere Richtung. Obwohl ihr Zimmer sehr schön war, mit einer cremefarbenen Tapete und blau und cremefarben gemusterten Vorhängen, fand sie es zu klein, denn es gestattete ihr keine ausgreifenden, befriedigenden Schritte. Schließlich setzte sie sich an den winzigen Schreibtisch.
An diesem Morgen, vor dem Besuch der Trinkhalle, hatte sie einen Brief an Clio zu schreiben begonnen. Und jetzt fragte sie sich, wie sie ihn fortsetzen sollte. All die Familienneuigkeiten und die Klatschgeschichten über die Leute in Bath erschienen ihr belanglos, verglichen mit den Fragen, die ihr auf der Seele brannten, die sie ihrer Schwester stellen wollte.
Liebste Clio, war der Conte di Fabrizzi wirklich in Dich verliebt, so wie ich es annahm? Brach sein Herz, weil Du die Frau des Dukes wurdest? Ist das der Grund,
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