Geheimnis des italienische Grafen
Zimmer, zwei frisch gebügelte Kleider über dem Arm, eines aus rosa Tüll und Seide, das andere aus hellgrünem Musselin. „Verzeihen Sie, Miss Thalia, haben Sie etwas gesagt?“
Lächelnd schüttelte Thalia den Kopf. „Oh, ich fürchte, ich rede mit mir selber, Mary. Keine Ahnung, was ich heute Abend anziehen soll …“
Die Party der Grimsbys war nicht ganz der „familiäre kleine Spielabend“, den sie versprochen hatten. Aber es herrschte auch kein Gedränge, in dem Schleppen und Schuhe ständig von Fußtritten bedroht worden wären.
In ihrem Salon hatten Lord und Lady Grimsby einige Spieltische aufstellen lassen, dazwischen Sofas und Sessel, die zu gemütlichen Konversationen einluden. Später sollte ein Supper serviert werden. Aber vorerst spielten die Gäste zufrieden Vingt-et-un und Pikett, oder sie tauschten Klatschgeschichten aus.
Calliope und Cameron spielten Vingt-et-un Aber Thalia hatte sich niemals für Kartenspiele begeistert. Um zu gewinnen, brauchte man Geduld und Tücke. Beides besaß sie nicht.
Also spielte sie stattdessen Klavier und unterhielt die Versammlung mit alten italienischen Melodien. Diese Lieder mussten allein für italienisches Flair sorgen, weil keine italienischen Gäste anwesend waren. Wie Thalia sich entsann, hatte Lady Grimsby erwähnt, Conte di Fabrizzi sei eingeladen worden. Doch er war nicht erschienen, Lady Riverton auch nicht.
Graziös tanzten ihre Finger über die Tasten, beschworen Bilder von sonnigen ländlichen Wiesen und amourösen Schäferpärchen herauf. Aber ihre Gedanken glichen eher düsteren Gewitterwolken. Vielleicht hatten Marco und seine Gefährtin, mit einem weiteren knallbunten Turban geschmückt, in dieser Nacht ein interessanteres Amüsement entdeckt. An einem dunkleren, einsameren Ort.
Eine Fingerspitze traf einen Misston.
„Soll ich die Seiten für Sie umblättern, Miss Chase?“, erbot sich Lady Anne, eine der Töchter der Grimsbys.
„Ja, bitte, das wäre sehr nett“, antwortete Thalia und rückte auf der Klavierbank beiseite, damit das Mädchen neben ihr Platz nehmen konnte. Mit ihren Gedanken und italienischer Musik noch länger allein zu bleiben – das würde ihr nicht guttun.
Ein neues Notenblatt wurde aufgeschlagen, und Thalia spielte weiter, diesmal fehlerlos. Als sie einen seltsamen nachdenklichen Blick ihrer Schwester Calliope auffing, lächelte sie ihr zu.
„Sind Sie schon lange in Bath, Lady Anne?“, fragte sie.
„Oh, seit einer Ewigkeit“, seufzte das Mädchen. „Zumindest fühlt es sich so an. Anfangs war es ganz lustig. Aber jetzt finde ich diese Stadt furchtbar langweilig.“
„Langweilig?“ Thalia lachte. „Seit unserer Ankunft ist eine ganze Lawine von Einladungen über uns hereingebrochen. Also muss es irgendwelche Vergnügungen geben.“
„O ja! Aber ich habe noch nicht debütiert. Deshalb kann ich nicht in den Assembly Rooms tanzen. Bis zum nächsten Jahr darf ich nur zuschauen.“
Thalia lächelte über den Schmollmund des Mädchens. Wie gut erinnerte sie sich an dieses Gefühl, die Zeit würde unendlich langsam vergehen und ihr wäre kein bisschen Spaß vergönnt …
Doch dann hatte sie herausgefunden, dass einer erwachsenen jungen Dame noch mehr Einschränkungen auferlegt wurden. Immer wieder musste sie Enttäuschungen erleben.
„Die Rolle der Beobachterin ist keineswegs zu verachten“, meinte sie. „Sicher gibt es in Bath sehr viele interessante Leute – vielleicht einen besonders attraktiven jungen Mann?“
Kichernd blätterte Lady Anne eine Seite um. „Einige, ja. Aber die werden sich bald in Sie verlieben, Miss Chase. Meine Mutter sagt, Sie hätten schon so viele Heiratsanträge abgelehnt – mehr als jede andere junge Dame, die sie kennt. Und wenn Ihr Vater vernünftig wäre, würde er Sie zwingen, eine Wahl zu treffen …“ Abrupt verstummte sie und riss die Augen auf. „Oh, tut mir leid! Ständig schimpft meine Mutter mit mir, weil ich so viel schwatze.“
„Machen Sie sich deshalb keine Gedanken“, erwiderte Thalia belustigt. „Es stimmt, ich habe ein oder zwei Heiratsanträge erhalten. Aber der Richtige ist mir noch nicht begegnet. Solange er nicht auftaucht, bleibe ich ledig. Und das sollten Sie sich auch vornehmen, Lady Anne.“ Verschwörerisch stieß sie das Mädchen mit ihrem Ellbogen an. „Haben Sie unter den zahlreichen attraktiven Männern in Bath schon einen Favoriten entdeckt?“
Verstohlen spähte Lady Anne über ihre Schulter, um festzustellen, ob ihre Mutter
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