Geheimnis des italienische Grafen
Thalia schnell zu. Ihr fröhliches Lachen klang, dank ihrer schauspielerischen Fähigkeiten, beinahe echt. „In meinem Reiseführer steht, man müsste nach rechts und noch einmal nach rechts gehen, dann nach links. Aber was man tun soll, wenn man die Orientierung verloren hat, wird nicht erwähnt.“
„Also suchen wir gemeinsam unser Ziel“, schlug Seine Lordschaft vor und übernahm die Führung.
Auf seinen Stock gestützt, hinkte er zum nächstbesten Weg. Bald wurde Marco vom weiblichen Teil der Gruppe umringt, und so konnte er das Gespräch mit Thalia nicht fortsetzen.
Keine Chance für Entschuldigungen und Erklärungen, die alles noch verschlimmern würden, dachte sie bedrückt. Und die Situation erschien ihr ohnehin schon verwirrend genug – wie die Sackgasse im Irrgarten …
Doch es war nur eine Galgenfrist, das wusste sie. Früher oder später würde sie Marco mit der Frage konfrontieren müssen, welche Absichten er in Bath verfolgte. Und sich selbst mit den Gefühlen, die sie für ihn hegte.
Dann würde sie die Wahrheit erfahren, ob sie es wollte oder nicht.
Marco stand am Eingang der Sydney Gardens und starrte Thalia nach, die mit Lord Grimsby und seinen Freunden davonging.
Zu seinem Leidwesen hatten sie ihr angeboten, sie nach Hause zu begleiten. Diese Gelegenheit wollten sie nutzen und Lady Westwood besuchen. Und Marco hatte vergeblich einen plausiblen Vorwand gesucht, um Thalia zurückzuhalten, um wieder allein mit ihr zu sein.
Wären diese Leute nicht im unpassenden Moment aufgetaucht, hätte er Thalia gezwungen, ihm in die Augen zu schauen und ihn anzuhören.
Und er hätte sie noch einmal geküsst.
„Cazzarola“, fluchte er, riss seinen Hut vom Kopf und fuhr sich durchs Haar, zerrte an einzelnen Strähnen, als könnte das sein brennendes Verlangen nach dieser Frau bezähmen. Oder die Vision verscheuchen, die er heraufbeschworen hatte – Thalia Chase, nackt in seinem Bett, das offene Haar auf dem Kissen ausgebreitet, streckte sie ihm ihre Arme entgegen …
Seit der ersten Begegnung in Santa Lucia spürte er diese inbrünstige Sehnsucht, diese starke Anziehungskraft. So schön und temperamentvoll war sie, eine englische Rose mit unwiderstehlichem Charme. In seinem Leben hatte er viele schöne Frauen gekannt. Aber irgendetwas an Thalia faszinierte ihn viel mehr – etwas, das ihn rettungslos gefangen hielt. Eine seltsame Trauer in ihren Augen, eine verborgene Melancholie hinter dem strahlenden Lächeln.
Diese Geheimnisse wollte er ergründen, alles über sie herausfinden. Unglücklicherweise – oder glücklicherweise, das hatte er noch nicht entschieden – schienen sein und ihr Leben ständig in verschiedenen Richtungen zu verlaufen. Er hatte seine Arbeit, die Pflichten gegenüber seiner Familie und seinem Land. Nicht immer hieß er diese Verpflichtungen willkommen, doch er würde sie niemals vernachlässigen.
Und diese Belastung konnte er einer jungen Dame wie Thalia nicht aufbürden. Ganz egal, wie reizvoll ihm ihre rosigen Lippen erschienen, wie sehr es ihn drängte, sie wieder zu küssen, bis sie beide vergehen würden …
An der Straßenecke verschwand sie aus seinem Blickfeld. Aber er glaubte immer noch ihr Parfüm zu riechen, den schwachen und doch nachhaltigen Duft nach Frühlingstagen und weißem Flieder, der so gut zu ihrer sonnigen Schönheit passte. Und er schmeckte sie immer noch auf seinen Lippen.
Er wandte sich von der belebten Straße ab und kehrte in den ruhigeren Park zurück. In den nächsten Stunden musste er arbeiten. Davon durften die Gedanken an Thalia ihn nicht ablenken. Seine Zeit in Bath näherte sich dem Ende, das bewies Domenico de Luccas Brief.
Während er dahinschlenderte, streifte sein Blick die Stelle, wo Thalia ihn erwartet hatte. Auf der Steinbank lag ihr vergessener Regenschirm.
Er nahm das Bündel aus schwarzer Seide an sich und sah ein eingraviertes D auf dem Elfenbeingriff – ein D für de Vere. Obwohl der Griff des Schirms kalt war, folgte Marco einer albernen romantischen Eingebung und schnupperte daran, in der Hoffnung auf Fliederduft.
Natürlich roch er nichts dergleichen. Er lachte über sich selbst und warf den Schirm hoch in die Luft, fing ihn auf und schwang ihn wie ein Schwert umher. Schon seit Jahren hielt er die Behauptung, alle seine Landsleute wären heißblütige Romantiker, für reinen Unsinn. Und jetzt führte er sich so auf, als wollte er das Vorurteil bestätigen.
Könnte Thalia ihn beobachten, würde sie ihn auslachen. Und
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