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Geheimnis des italienische Grafen

Geheimnis des italienische Grafen

Titel: Geheimnis des italienische Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A McCabe
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eingeengt. Nun musste sie ins Freie flüchten.
    Im oberen Stockwerk erklang schrilles Geschrei. Offenbar teilte jemand ihre Unrast.
    Eine halbe Stunde später wanderte sie den Crescent entlang und schob den Kinderwagen mit Psyche vor sich her. Thalia hatte die Proteste der Kinderfrau zurückgewiesen und erklärt, sie sei zweifellos imstande, das Baby einen Nachmittag lang zu betreuen.
    Mit winzigen Händchen fuhr Psyche durch die Luft, gluckste fröhlich und genoss den warmen Sonnenschein auf ihrem Gesicht. Offenbar tat ihr der Aufenthalt außerhalb des Hauses genauso gut wie ihrer Tante.
    „Was hältst denn du von alldem, Psyche?“, fragte Thalia. „Gestohlene Antiquitäten, Intrigen …“
    Lachend schwenkte das Baby seine Händchen noch energischer herum.
    „Da hast du völlig recht“, stimmte Thalia zu. „So was macht richtig Spaß. Komm, ich weiß, wohin wir gehen müssen.“
    Sie schob den Kinderwagen den Kiesweg hinab, der zum Queen’s Square führte, und steuerte das kleine Museum der Bath Society of Antiquities an. Sicher war es nicht zu früh, mit Psyches Ausbildung zu beginnen.
    Als man einen Teil des alten Sulis-Minerva-Tempels freigelegt hatte, war eine versiegte heilige Quelle entdeckt worden. Jahrelang hatten die Gläubigen ihre Opfergaben ins Wasser geworfen – Münzen und dünne Zinnbleche. Auf diese Bleche hatten sie Flüche, Nachrichten und Bitten graviert und göttliche Antworten erhofft.
    Jetzt wurde alles, was die Arbeiter bei den Ausgrabungen nicht entwendet hatten, im Bath-Society-Museum ausgestellt und stieß auf geringes Interesse. Das merkte Thalia, als sie den Kinderwagen durch die Tür schob. In den düsteren Räumen erhoben sich einige größere Statuen zwischen den Schaukästen.
    Nur wenige Besucher schlenderten umher, im schwachen Licht fast verborgen, und Thalia fand das sehr angenehm. Niemand beobachtete sie, niemand belästigte sie mit albernem Geschwätz. Unbehelligt konnte sie sich an der wundervollen, schweigsamen Schönheit der Antike freuen. An der Macht alter Träume, Wünsche und Hoffnungen.
    Auch Psyche schien das zu empfinden, denn sie war ungewöhnlich still, während sie in ihrem Kinderwagen an den ausgestellten Münzen und zusammengerollten Zinnblechen vorbeigefahren wurde. Einen winzigen Finger im Mund, starrte sie die Vitrinen mit großen Augen an.
    Vor einem steinernen Kopf der Göttin Sulis Minerva blieb Thalia stehen und hob das Baby aus dem Wagen. „Hier siehst du die Schutzherrin der heißen Quellen von Bath, Psyche“, erklärte sie und zeigte auf die ausdruckslosen Steinaugen. „Sie heißt Sulis Minerva. Früher glaubte man, die Quellen würden direkt aus der Unterwelt stammen und sie wäre die Hüterin einer Verbindung zwischen dem hellen Diesseits und den dunklen Geheimnissen der Tiefe. Wenn die Verehrer der Göttin ihre Opfergaben in das Wasser warfen, dachten sie, dadurch könnten sie sich mit der Unterwelt vereinen und aus Sulis Minervas Weisheit Kraft schöpfen.“
    Gurrend streckte das kleine Mädchen ihre Arme nach der Skulptur aus.
    „Ja, so ist es gut, Psyche“, murmelte Thalia, drückte ihre Nichte an die Schulter und atmete den süßen Babyduft ein. „Bitten wir die Göttin, deiner Mama bei der Genesung zu helfen. Damit Callie sich bald wieder so fühlt wie vor deiner Geburt.“
    Sie legte Psyche in den Kinderwagen zurück und rollte ihn in den nächsten Raum, der ein Miniaturmodell des antiken Tempels enthielt.
    „Schau mal, an dieser Stelle erhob sich der große Altar mit dem nach unten gewölbten oberen Rand, und …“
    Abrupt verstummte sie, als sie merkte, dass sie nicht allein waren. Auf der anderen Seite des Tempelmodells stand Marco di Fabrizzi und beobachtete sie. Hastig verbarg er seine Verblüffung bei ihrem Anblick.
    „Oh“, hauchte sie verwirrt und spürte, wie ihr heiß das Blut in die Wangen stieg. Weil sie ihn so unerwartet wiedersah und keine Zeit fand, um sich darauf vorzubereiten, schienen Schmetterlinge in ihrem Bauch zu flattern. „Ich dachte, hier würde ich niemanden antreffen …“
    Wie albern … Hatte sie tatsächlich geglaubt, in einem öffentlichen Museum niemanden anzutreffen?
    Aber Marco lächelte sie an und ging um das Modell herum. „Das habe ich auch geglaubt. Alle Leute scheinen sich zu sehr mit Klatschgeschichten und dem Genuss dieses grässlichen Wassers zu beschäftigen, um die historischen Schätze zu würdigen, die direkt vor ihren Füßen zu finden sind. Aber ich hätte ahnen müssen, dass

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