Geheimnis des italienische Grafen
zu, um drohenden Gefühlsausbrüchen vorzubeugen.
Oder irgendwelchen Enthüllungen.
„Unglücklicherweise wird der alte Name jetzt von ausländischem Blut durchdrungen, wie so vieles in meiner Heimat“, murmelte Domenico. „Wein in englische Keller zu schicken – einen Gelehrten zu spielen, während es so viel für uns zu tun gibt …“
Mit eisernem Griff umklammerte Marco den Arm des Mannes, den er für seinen Freund gehalten hatte. „ Basta !“ , zischte er. „Wenn du ein Problem mit mir hast, treffen wir uns im Morgengrauen auf einer Wiese deiner Wahl, mit geladenen Pistolen. Aber du wirst weder Miss Chase noch ihre Familie beleidigen.“
Erfolglos versuchte Domenico, sich loszureißen. Wie erwartet, nahm Marco unverkennbaren Brandygeruch wahr, als Domenico nach Luft schnappte. Das Haar zerzaust, in einem zerknitterten Samtfrack, sah der Mann ziemlich derangiert aus.
Verdammter Narr. Was hatte er Lady Riverton in seinem betrunkenen Zustand erzählt? Ein schöner Revolutionär war das …
„Ach, jetzt willst du kämpfen?“, murrte Domenico. „Wenn deine englische puttana beleidigt wird …“
Blitzschnell hob Marco die Faust. Doch da wurde sein Handgelenk von weichen Fingern umfasst, und er sah Thalia neben sich stehen. Sanft, aber energisch zog sie ihn beiseite, und Lady Riverton ergriff Domenicos anderen Arm.
„Bitte, verzeihen Sie ihm!“, zwitscherte sie. „Im Theater hat er ein bisschen zu tief ins Punschglas geschaut. Und Sie wissen ja, wie diese Neapolitaner sind. Kommen Sie, Signor de Lucca, Lord Westwood wird Ihnen sicher gern seine Skizzen aus Griechenland zeigen.“
Mit Lord Westwoods Hilfe zerrte sie Domenico aus dem Salon. Bereitwillig ging der Hausherr auf ihren Wunsch ein. Aber er warf Marco einen vernichtenden Blick zu.
Thalia umklammerte Marcos Handgelenk etwas fester. „Würdest du dich wirklich mit ihm duellieren?“, wisperte sie.
„Heute Nacht nicht, bella .“ Betont unbefangen lächelte er sie an. „Damit würde ich unsere Verlobungsfeier verderben. Und das möchte ich nicht.“
Sie runzelte die Stirn, und er las in ihren blitzenden Augen, dass sie einiges zu sagen hatte. Doch dann schüttelte sie nur den Kopf. „Wenn die anderen wieder Karten spielen, treffen wir uns oben im Korridor.“
„Wie skandalös, cara ! Versuchst du, unsere Heirat zu beschleunigen?“
Mit diesem Geplänkel beeindruckte er sie nicht. Fast schmerzhaft kniff sie in sein Handgelenk. „Tu einfach, was ich dir sage!“
Dann fuhr sie herum, stolzierte davon und gesellte sich zu ihrer Schwester am Teetisch. Lady Westwood wisperte ihr etwas ins Ohr und schaute zu Marco herüber.
Wie unterhaltsam die Chase-Soireen immer wieder sind, dachte er ironisch und rieb sein Handgelenk, als wollte er Thalias Berührung in seine Haut pressen. Nie wusste man, was passieren würde. Ein Abend begann mit einem familiären Dinner und harmlosen Kartenspielen – und endete mit kampflustigen Neapolitanern und Rendezvous im oberen Stockwerk …
Für immer hierzubleiben und abzuwarten, was demnächst geschehen würde – beinahe erschien ihm das zu verlockend. Zu vergessen, was ihn in Florenz erwartete, all die Gefahr … Obwohl er wusste, dass es jetzt kein Zurück mehr gab.
19. KAPITEL
Während Thalia im dunklen Korridor zwischen ihrer Zimmertür und einem Konsoltisch hin und her schlenderte, spähte sie immer wieder zum Treppenabsatz. Am Ende des Flurs brannte eine einzelne Lampe, deren Licht sie kaum erreichte.
Genauso düster war ihre Stimmung. Warum war Lady Riverton auf der Party erschienen, ausgerechnet mit Domenico de Lucca? War er ihr neuer italienischer Gespiele, nachdem sie Marco verloren hatte? Oder steckte mehr dahinter, was nicht erstaunlich wäre, sobald es um die Viscountess ging?
Und warum will sie in unserer Nähe bleiben, nachdem sie uns ohnehin schon in die Enge getrieben hat?
Und das Tempelsilber befand sich immer noch in ihrem Besitz …
Endlich hörte Thalia leise Schritte auf den Stufen. Sie fuhr herum und sah Marco auf dem Treppenabsatz stehen. Sie eilte zu ihm, ergriff seine Hand und zog ihn in ihr Zimmer. Hastig schloss sie die Tür. Jetzt waren sie allein.
„Hier sollten wir uns nicht treffen, Thalia mia , nicht im Haus deiner Verwandten“, flüsterte er heiser. Aber er drückte sie gegen die Tür und umfasste ihre Hüften. Vielleicht empfand er, ebenso wie sie, diese unwiderstehliche Sehnsucht nach Umarmungen und Küssen.
Bei dem Gedanken, er könnte sie genauso begehren
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