Geheimnis des italienische Grafen
sizilianischen Kirche. Natürlich möchte ich nicht im Schatten der beiden stehen.“
„Sicher wird das nicht passieren“, meinte Calliope. „Immerhin bist du die modischste Chase-Muse, Thalia. Eine schönere Braut als dich hat es noch nie gegeben.“
„Vielleicht sollten Sie in einem römischen Tempel heiraten, Miss Chase“, schlug Lord Knowleton vor. „Für ein Brautpaar, das die Antike so sehr liebt, wäre das ein geeigneter Rahmen.“
Vor seinem geistigen Auge sah Marco, wie seine Verlobte zwischen die Säulen eines schattigen Tempels trat, einen dünnen Schleier über dem goldenen Haar. So gut harmonierte sie mit der Schönheit der alten Welt, die viele Jahrhunderte zurücklag. Und sie war ein Teil von ihm , von allem, was er so hoch schätzte, was er liebte.
Aber dann lachte sie, und die ätherische Vision löste sich in Luft auf. Nun war sie wieder Thalia, die Frau, die ihm so viel bedeutete, dass es schmerzte. Zu viel bedeutete sie ihm, und er fürchtete, daran würde sich nichts ändern, obwohl er dagegen ankämpfte. Obwohl er ihr ständig zu verstehen gab, sie wären nur zum Schein verlobt …
„Sagen Sie das bloß nicht in der Gegenwart meines Vaters, Lord Knowleton!“, mahnte sie. „Sonst würde er sofort anfangen, einen Tempel zu bauen.“
„Und das würde Ihre Hochzeit erst recht hinauszögern, Miss Chase“, meinte Anne betrübt.
„Und was halten Sie von solchen Hochzeitsplänen, Conte?“, fragte Lady Knowleton, die ihrem Mann beim Kartenspiel zuschaute.
„Was meine Braut beglückt, erfreut auch mich“, antwortete Marco lächelnd.
„Sehr gut, Conte di Fabrizzi“, lobte Lord Westwood. „Offenbar begreifen Sie sehr schnell, worauf es in einer Ehe ankommt.“
Plötzlich spürte Marco die zarte Liebkosung zierlicher Zehen an seinem Fußknöchel und seiner Wade. Anscheinend hatte Thalia unter dem Tischtuch einen Schuh ausgezogen. Über den Rand ihrer Spielkarten hinweg lächelte sie ihn unschuldig an.
Nein, diese falsche Verlobung würde kein gutes Ende nehmen.
„In der Tat, er ist ein gelehriger Schüler“, murmelte sie und ließ ihren kleinen Fuß noch höher gleiten.
Unauffällig griff Marco unter den Tisch, umfasste ihren Fußknöchel und streichelte den Spann durch den Seidenstrumpf hindurch.
Verwirrt schnappte sie nach Luft und biss sich auf die Lippe. „Nicht so gelehrig wie du, Thalia.“
Nun öffnete sich die Salontür, und der Butler trat ein. „Mylady – Lady Riverton und Signor de Lucca.“
„Oh, meine liebe Lady Westwood“, flötete Lady Riverton und rauschte in einer Wolke aus wippenden blauen Federn und schwülem Jasminduft herein, eine Hand auf Domenicos Arm. „Verzeihen Sie die Verspätung, wir kommen gerade aus dem Theater.“
„Dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen“, erwiderte Lady Westwood kühl, aber höflich. „Soeben wollten wir das Spiel unterbrechen und Tee trinken.“
„Wie nett!“, gurrte Lady Riverton. „Ich musste einfach hierherkommen und dem frischverlobten jungen Paar alles Glück dieser Erde wünschen. Das dachte ich mir sofort – die beiden sind füreinander geschaffen, nicht wahr?“
„Ohne jeden Zweifel.“ Marco stand auf und verbeugte sich formvollendet. Ausdruckslos erwiderte sie seinen Blick, und nichts verriet, was sie von der Höhle wusste. Oder von dem gefährlichen Spiel, das sie auf der ganzen Reise von Sizilien nach England getrieben hatten.
„Dann müssen wir auf das junge Paar trinken“, entschied Lord Westwood. „Wir brauchen Champagner!“
„Oh, wie zauberhaft!“, rief Lady Riverton und klatschte in die Hände. „Ich liebe Champagner. Und Signor de Lucca auch, nichtwahr?“
Obwohl Domenico lächelte, musterte er Marco und Thalia mit frostigen Blicken. „Selbstverständlich. Aber ich ziehe es vor, bei einer noch erfreulicheren Gelegenheit Champagner zu trinken – zum Beispiel bei einer Hochzeit. Heute Abend würde ein Frizzante vielleicht besser passen, weil der Bräutigam mein Landsmann ist.“
„Leider kann ich nicht mit italienischen Weinen dienen“, wandte Lord Westwood in freundlichem Ton ein. „Als Contessa di Fabrizzi wird Thalia mir vielleicht helfen, diesen Mangel in meinen Keller zu beheben.“
„Di Fabrizzi – ein sehr alter Name“, bemerkte Domenico mit belegter Stimme.
Besorgt überlegte Marco, ob der Mann im Theater zu viel getrunken hatte. Das Einzige, was er noch schlimmer als einen Hitzkopf fand, war ein alkoholisierter Hitzkopf. Betont lässig ging er auf Domenico
Weitere Kostenlose Bücher