Geheimnis des italienische Grafen
und Blumen herabblickten. Sie stellte sich vor, sie würde im Schatten eines Portals auf einer kühlen Marmorbank sitzen, den plätschernden Brunnen lauschen, das süße Aroma der Sommerrosen einatmen. In diesem Tagtraum saß Marco neben ihr, warf ihr eine Blüte auf den Schoß, und sie lachten fröhlich. „Wie wundervoll das klingt, einfach perfekt …“
„Beinahe ist es das. Bedauerlicherweise müsste der Rest des Hauses gründlich renoviert werden. Wegen meiner Arbeit fand ich keine Zeit dafür. Und seit dem Tod meiner Mutter gibt es niemanden, der sich um so etwas kümmert. Die Villa braucht Fürsorge und Aufmerksamkeit – jemanden, der sie liebt. Aber ich fürchte, eine solche Bürde will kein Mensch auf sich nehmen.“
„Sicher könnte man schwierigere Aufgaben meistern als die Restaurierung eines architektonischen Renaissancekunstwerks!“, protestierte Thalia. „Wenn es doch wieder in seinem ganzen alten Glanz erstrahlen würde!“
„Wer immer sich dazu entschließt, müsste mich erdulden. Und alle meine Verwandten, die zwischen Venedig und Neapel leben – und ganz genau wissen, was für ein Leben ich führen sollte!“
„Irgendwie erinnert mich das an meine eigene Familie. So rechthaberisch wie die Chases ist niemand. Bei uns weiß jeder, was für seine Angehörigen am besten ist.“
„Seid ihr wirklich keine Italiener?“, fragte Marco belustigt.
„Manchmal glaubte ich, das wären wir. Aber da wir gerade von meiner Familie reden – heute Abend musst du nicht mit uns dinieren und Karten spielen, falls du etwas anderes vorhast, Marco. In keiner Weise sollst du dich … verpflichtet fühlen.“ Als sie sich an seinen kurzen Brief erinnerte, wuchs ihre Verwirrung.
Aber er griff über den Tisch hinweg und umfasste zärtlich ihre Hand, vor den Augen aller sensationslüsterner Klatschmäuler. „Nirgendwo möchte ich heute Abend lieber sein.“
„Und …“ Hastig senkte sie ihre Stimme. „Und das Silber?“
Marco schaute aus dem Fenster, und sie beobachtete einen Muskel, der in seinem Kinn zuckte. „Weißt du, dass morgen Abend in den Sydney Gardens eine Feuerwerksgala stattfindet, cara ?“
Erstaunt blinzelte sie ihn an. Was hatten Feuerwerke mit dem Silber zu tun? Oder mit irgendetwas ? „Ja, natürlich. Cameron hat Eintrittskarten für uns besorgt. Aber was kann denn … Oh!“ Plötzlich fühlte sie sich albern. Diese Gala sollte von irgendwelchen Aktionen ablenken. „Darf ich dich begleiten?“, flüsterte sie.
Entschieden schüttelte er den Kopf. „Es war schon ein Fehler, dich in die Höhle mitzunehmen, Thalia. Wenn wieder etwas passiert …“
„Sicher wird nichts passieren“, unterbrach sie ihn und hielt seine Hand fest. „Wäre ich nicht bei dir in der Höhle gewesen, hättest du keinen so guten Vorwand für deine Anwesenheit gefunden. Womöglich hätten die Schurken dich verletzt.“
Bei dem Gedanken, Marco könnte allein in der kalten Höhle liegen, hilflos und blutüberströmt, krampfte sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Ständig wollte er sie schützen. Und jetzt verspürte sie den inbrünstigen Wunsch, auch ihn zu schützen. Sie brauchten einander, selbst wenn er es nicht zugab.
„Irgendwas anderes hätte ich mir bestimmt ausgedacht“, entgegnete er. „Und dann würdest du dich jetzt nicht in dieser – unerwarteten Lage befinden.“
„Aber wäre dir so schnelletwas eingefallen?“ Herausfordernd lächelte sie ihn an. „Ich bin eine ziemlich gute Schauspielerin, nicht wahr?“
„Ach, bella !“ Etwas gequält erwiderte er das Lächeln. „Sogar viel zu gut.“
„Also kannst du mir verraten, was während der Gala geschehen soll. Ich werde dir nicht in die Quere kommen. Das verspreche ich.“
„Hier dürfen wir nicht darüber reden.“
Thalia schaute sich im voll besetzten Caféhaus um und musterte all die neugierigen Leute, die ihre Kuchen und Eiscremes aßen. „Dann gehen wir spazieren. Ich brauche ohnehin frische Luft.“
Aber auch der Spaziergang ermöglichte ihnen kein ungestörtes Gespräch. So viele Leute blieben stehen, gratulierten ihnen und stellten indiskrete Fragen. Kein einziges privates Wort konnte Thalia mit Marco wechseln. Resignierend überlegte sie, ob ihre Schwestern vor der Hochzeit jemals allein mit ihren Verlobten gewesen waren.
„Bis heute Abend“, flüsterte sie in einem unbeobachteten Moment. „Nach den ersten Kartenpartien treffen wir uns im Flur vor meinem Zimmer. Niemand wird uns vermissen.“
Während einer
Weitere Kostenlose Bücher