Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
sein eigenes hellrot anlief. »Es tut mir leid, Prinzessin. Ich fürchte, ich habe es alles wieder vor mir gesehen ...«
    »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen«, versicherte sie ihm, während sie sich daran erinnerte, wie lange diese Ereignisse jetzt zurücklagen. Das elende Gefühl in ihrem Magen war also völlig überflüssig. »Ich wollte es ja hören, nicht wahr?«
    »Könnt Ihr jetzt hinter diese Narben sehen?« wollte Vasili wissen.
    Tanya seufzte. »Wenn irgend jemand hier ein Problem mit Stefans Narben hat, dann seid Ihr es. Als ich ihn zum erstenmal sah, haben mich diese glühenden Augen dermaßen närrisch gemacht, dass ich dachte, ich stünde dem Teufel höchstpersönlich gegenüber. Es hat eine ganze Weile gedauert, bevor ich überhaupt bemerkt habe, dass der Teufel Narben hatte. Und als ich es dann bemerkte, empfand ich ...«
    »Abscheu?«
    Dass er zu seiner alten Gewohnheit zurückgekehrt war, nur das Schlimmste von ihr zu vermuten, brachte ihr zu Bewußtsein, dass er einen Augenblick zuvor Serge angefahren hatte — ihretwegen. Und das überraschte sie so sehr, dass es ihr plötzlich unmöglich war, auf ihn wütend zu sein.
    »Ich wollte sagen, dass er mir leid tat wegen des Schmerzes, den er erlitten haben musste . Schmerz ist nämlich ein Gefühl, das ich selbst nur allzugut kenne.«
    Er sah sie skeptisch an. »Prinzessin, wir alle haben gesehen, wie ihr seine Berührung zurückgewiesen habt.«
    »Den Teufel habt Ihr getan. Wann?«
    »Im Schankraum Eurer Taverne, als er Euch nach dem Mal befragte, das Sandor Euch beigebracht habt. Er streckte nur seine Hand nach Eurem Gesicht aus, um Eure Aufmerksamkeit wiederzuerlangen, aber Ihr seid vor ihm zurückgewichen. Was soll das denn gewesen sein, wenn nicht Abscheu?«
    »Idiot! Das war Selbstschutz!« Soviel zu ihrer Duldsamkeit Vasili gegenüber. »Er hätte den Puder auf meinem Gesicht verschmiert, wenn er es berührt hätte. Ich habe nie jemanden erlaubt, mein Gesicht zu berühren. Und nur zu Eurer Information, die einzigen Gelegenheiten, bei denen ich Stefan abscheulich finde, sind die, wenn er sich so benimmt, wie Ihr es tut.«
    Irgend etwas an ihren Worten hatte Vasili so sehr überrascht, dass er nicht einmal auf ihre Beleidigung reagierte. Serge dagegen sprang auf ihre letzte Bemerkung an und versuchte, seinen König gegen sie zu verteidigen.
    »Stefans Gefühle haben bei diesem Ereignis mit den Wölfen mehr gelitten als sein Gesicht. Er ist immer noch verbittert darüber, dass alles umsonst war. Sein Bruder ist gestorben. Und diese Bitterkeit ist es, die manchmal seine Gedanken und sein Verhalten beherrscht.«
    Diese tiefgründige Bemerkung aus Serges Mund machte sowohl Tanya als auch Vasili einen Augenblick lang sprachlos. Tanya vergaß sogar kurzfristig ihren Ärger. Vasili schüttelte den Kopf, zog eine Grimasse und heftete dann seinen Blick fest auf Tanya. Er wirkte nur halb so bedrohlich wie Stefan, dafür aber genauso unbestechlich und kritisch.
    »Selbstschutz?« fragte er. »Ihr habt diese Eure gräßliche Maskerade geschützt? Ihr wolltet wirklich nicht von Männern belästigt werden, nicht wahr?«
    Hinter ihrem Rücken hörte sie Lazar, der plötzlich hinter ihnen aufgetaucht war, leise kichern. »Vorsichtig, Vasili , oder du muss t dich entschuldigen, noch bevor du auch nur die Hochzeitslaken gesehen hast.«
    Sie drehte sich um, um Lazar mit einem strafenden Blick zu bedenken. Dann aber nahm etwas anderes ihre ganze Aufmerksamkeit gefangen. Stefan tauchte am Achterdeck am anderen Ende des Schiffes auf, und ihre Augen folgten ihm, während er sich dem Kapitän näherte und die beiden Männer ein Gespräch begannen. Begierig nahm sie jede Einzelheit in sich auf: die Art, wie er sich zu dem kleineren Mann hinunterbeugte, die Bewegung seiner Hand, als er auf die Küste zeigte, die kleine Geste, mit der er sich eine schwarze Locke aus dem Gesicht strich, die der Wind dort hingeweht hatte. Sein Haar war gewachsen, obwohl es nicht so lang war wie das einiger Seeleute. Er hatte es sich anscheinend irgendwann während der Reise schneiden lassen. Und er trug diesen fremdartig aussehenden, mit Pelz gesäumten Mantel, ein seltsames Kleidungsstück, in das man sich einwickelte und das man dann mit einem Gürtel statt mit Knöpfen zusammenhielt. Sie hatte sich gerade eben daran gewöhnt, diese Art von Mantel an den anderen zu sehen, aber an Stefan wirkte das Kleidungsstück nicht länger fremd, sondern genau richtig.
    Hinter ihr wandte sich

Weitere Kostenlose Bücher