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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Vasili jetzt an Lazar: »Hast du gehört, was sie gesagt hat?«
    »Natürlich, sie hat durchblicken lassen, dass es ihr gelungen ist, ihre Tugend zu bewahren, und zwar mit Hilfe dieser > grässlichen < Maskerade, die nicht einmal wir durchschaut haben.«
    »Die Leute haben aber gesagt, sie sei für ein paar Münzen zu haben, Lazar«, erinnerte ihn Vasili .
    Das holte Tanya endlich wieder auf die Erde zurück, und es gelang ihr sogar weiterzuatmen. Dann fuhr sie herum und sah Vasili direkt in die Augen. » Wer hat das gesagt?«
    »Die Stammkunden in Eurem Schankraum. Zwei von ihnen, um genau zu sein.«
    Das konnte er nur erfunden haben. »Sie haben gesagt, Tanya Dobbs sei zu haben?«
    »Ja — nein, sie sagten, die Tänzerin sei zu haben. Und Stefan hat uns versichert, Ihr wäret diese Tänzerin gewesen.«
    Gott helfe ihr, all diese Verachtimg ergoß sich nur deshalb über sie, weil April sich den Fuß gebrochen hatte. Sie hätte eigentlich lachen sollen. Es war wirklich komisch. Nein, das war es nicht.
    »Das muss man sich mal vorstellen«, sagte sie, fing Vasili s Blick auf und hielt ihn mit einem Ingrimm in ihren Augen fest, der ihrem plötzlichen Lächeln zuwiderlief. Und sie hatten recht, die Tänzerin war für ein paar Münzen zu haben. Jeder wusste das, außer Dobbs natürlich, weil er keine Hurerei unter seinem Dach duldete. Wenn er es jemals herausgefunden hätte, hätte sie seine Stiefel zu spüren bekommen. Trotz der Tatsache, dass ihre Vorstellung das einzige war, womit das Harem Geld verdiente.
    »Ihr leugnet es also nicht?«
    »Wie könnte ich? Ich habe sie sogar selbst einmal mit hochgehobenen Röcken erwischt.«
    »Sie?«
    »April!« schleuderte sie ihm entgegen. Ihr Zorn stand jetzt in voller Blüte. »Unsere Tänzerin. Das Mädchen, das sich unvorsichtigerweise an jenem Tag den Fuß verstauchte und mich im Stich ließ. Ich hätte mutterseelenallein in einem leeren Schankraum gesessen, wenn ich an diesem Abend nicht an ihrer Stelle getanzt hätte. Ich habe nicht mehr auf dieser Bühne gestanden, seitdem ich dreizehn — vierzehn war... Wie alt, zum Teufel, bin ich überhaupt?«
    »O Gott«, stöhnte Vasili .
    »Ihr seid in diesem vergangenen Juni zwanzig geworden, Hoheit«, sprang Serge ein. »Der erste Juni ist Euer Geburtstag.«
    »Der erste Tag im Juni«, flüsterte sie. Aber sie hatte nicht die Absicht, sich jetzt vom Thema ablenken zu lassen. Nicht einmal von dieser Information, auf die sie ein Leben lang gewartet hatte. »Also war ich vierzehn, als ich das letzte Mal getanzt habe. Ich musste aufhören, als einige der Stammkunden langsam dahinterkamen, dass ich auf der Bühne stand statt unserer ersten Tänzerin, die davongelaufen war. Dobbs wollte nicht, dass sie auf die Idee kämen, ich könne auch anderweitige Talente besitzen. Und ich wollte das auch nicht. Daher suchte er mir Mädchen, denen ich den Tanz beibringen konnte. Nur war er leider zu geizig, um mehr als eine gleichzeitig einzustellen. Aber das ist alles, was ich in den letzten sechs Jahren getan habe — ich habe die Mädchen unterrichtet, die kamen und gingen, und mich ansonsten auch um alles andere gekümmert, das getan werden musste .« Und dann konnte sie nicht widerstehen hinzuzufügen: »Aber verlaßt Euch nicht auf das, was ich sage. Huren sind notorische Lügnerinnen, nicht wahr?«
    Aber diesmal funktionierte der Trick nicht. Vasili sah aus, als schmore er schon in der Hölle. »Tanya ...«
    »Nein!« zischte sie.
    »Tanya, bitte ...«
    »Untersteht Euch! Von Euch würde ich keine helfende Hand akzeptieren, selbst wenn ich irgendwo am Ende der Welt in Vergessenheit geriete.«
    »Aber ich liebe ihn!« sagte Vasili leidenschaftlich. »Ich konnte es nicht ertragen, dass er gezwungen werden sollte, eine Frau zu heiraten, die ihn unweigerlich hintergehen würde, einfach weil es so in ihrer Natur läge!«
    »Na schön, ich akzeptiere das. Ich kann ein solches Motiv womöglich sogar verstehen, wenn ich ein wenig darüber nachdenke. Aber mehr dürft Ihr nicht von mir verlangen, nicht jetzt.«
    »Stefan muss das erfahren«, sagte Lazar, der plötzlich sehr still geworden war, hinter ihr.
    Sie drehte sich wieder zu ihm um, aber ihr Blick irrte in Richtung Achterdeck. Aber Stefan war nicht mehr da, und er war auch sonst nirgendwo an Deck. Ob er zurück in seine Kabine gegangen war? Wohin verschwand er eigentlich immer, sobald sie an Deck erschien? Ob er sie überhaupt bemerkt hatte? Verdammt, sie hatte ihn kaum zu Gesicht bekommen!

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