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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ist.«
    Diese Bemerkung klang so ernst, dass Tanya eine Gänsehaut bekam. Aber ihre einzige Antwort war: »Ich stelle fest, dass Ihr zu guter Letzt doch noch Fantasie entwickelt, Vasili .«

Kapitel 32

    E rst kurz vor Ende dieser langen Reise kam es Tanya wieder in den Sinn, nach Stefans Narben zu fragen. Diesmal war sie mit Vasili und Serge an Deck, und die Männer erklärten ihr gerade, dass es keine gute Möglichkeit gab, Cardinia auf dem Seeweg zu erreichen. Es lag ungefähr gleich weit entfernt von drei verschiedenen Meeren, von der Adria im Süden, dem Schwarzen Meer im Osten und der Ostsee im Norden. Auf dem Mittelmeer bestand immer die Gefahr, von Piraten aufgehalten zu werden, und das Schwarze Meer, dessen Eingang von den unberechenbaren Ottomanen kontrolliert wurde, barg ebenfalls seine Risiken. Nur aus diesem Grunde hatten sie sich für die nördliche Route entschieden.
    Tanya wusste ohnehin nicht genug über Europa, und so war es ihr egal, auf welchem Wege sie sich dem Kontinent näherten. Sie wusste bereits, dass das Schiff den Hafen von Danzig an der preußischen Küste ansteuerte. Von dort aus würden sie dann auf dem Landweg Weiterreisen , und diese Reise würde nochmals zwei bis drei Wochen dauern, je nachdem, wie das Wetter wurde. Der Weg durch die südlichen Gewässer hätte nur einen einzigen Vorteil für Tanya mit sich gebracht, das wärmere Klima. Auf der Nordsee herrschte Ende Oktober, besonders vor der dänischen Küste, eine Kälte, wie sie sie noch nie in ihrem Leben erlebt hatte.
    Aber der Anblick der französischen und der holländischen Küsten entschädigten sie einigermaßen dafür, vor allem dann, wenn das Schiff irgendwo vor Anker ging, um Vorräte an Bord zu nehmen. Bei diesen Gelegenheiten hatte sie sich die fremdländischen Häfen näher ansehen können. Dagegen waren die glatten Sandstrände entlang der preußischen Küste beinahe schon langweilig. Von der Unterhaltung konnte man das jedoch nicht sagen. Ihre Begleiter ließen niemals ein Gefühl der Langeweile aufkommen. Entweder lernte sie etwas über das Land, dem sie sich langsam näherte, oder die Männer brachten ihr etwas über die Etikette bei Hofe bei. Letzteres geschah jedoch auf höchst unbeholfene Art und Weise, denn die drei Männer, zwei Grafen und ein Baron, gaben selbst keinen Pfifferling auf die höfische Etikette. Eine andere Art der Ablenkung verschaffte ihr Vasili mit seinem diabolischen Witz. Und viel häufiger, als es ihr selbst bewusst war, lenkte sie das Gespräch auf Stefan.
    Als sie jetzt auf Stefans Narben zu sprechen kam, erhob Vasili keine Einwände. Er betrachtete sie nur vorsichtig, und diese Tatsache hätte ihr eigentlich Warnung genug sein müssen, dass ihr etw a s Unerfreuliches bevorstand. Auch Serge versuchte diesmal nicht, um den heißen Brei herumzureden. Kurz und bündig erzählte er, was sich damals zugetragen hatte: »Die königliche Familie war auf dem Weg zu ihrer Jagdhütte in den Wäldern hoch im Norden, wo sie jedes Jahr einige Wochen verbrachte — Sandor, Stefan, sein jüngerer Bruder Peter und ungefähr fünfzehn Männer aus dem königlichen Gefolge. Es war Frühling. Der Winter war in diesem Jahr ganz besonders hart gewesen, und einigen Berichten zufolge waren in der Gegend, durch die sie kamen, Dorfbewohner von Wölfen angegriffen worden. Man hatte Peter gewarnt, sich nicht allein aus dem Lager zu wagen. Aber mit seinen zehn Jahren tat er nur selten, was man ihm sagte. Stefan hörte seine Schreie und erreichte ihn als erster.«
    »Das ist genug«, flüsterte Tanya, aber bei dem starken Wind an Deck hörte Serge sie nicht.
    »Ich war dort. Ebenso Vasili und einige Wachen, aber wir waren alle zu weit hinter Stefan, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Er ging auf das Rudel Wölfe los, um seinen Bruder zu retten. Er schlug auf sie ein, er trat um sich, er riß sie von Peter weg, aber sie kamen immer wieder zurück. Als wir endlich nahe genug waren, um zu schießen, hatte Stefan schon vier der Bestien getötet. Eines der Tiere hatte es auf sein Gesicht abgesehen. Ein anderes klammerte sich immer noch an sein Bein, und er stieß mit seinem Messer zu, wieder und wieder... und wieder.«
    »Um Himmels willen, Serge«, fuhr Vasili auf, und Tanya zuckte zusammen. »Du sollst hier keine Bande von Trunkenbolden unterhalten, die diese Ströme von Blut sicher zu schätzen wüßten. Ein paar einfache Worte hätten völlig genügt.«
    Serge warf einen Blick auf Tanyas weißes Gesicht, während

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