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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Drohung wahrzumachen. Sie forderte die Männer nicht einmal zum Gehen auf. Und während die beiden noch unbeweglich dastanden und Tanyas Messer anstarrten, machte sie selbst ein paar Schritte rückwärts, drehte sich um und rannte rasch durch die Hintertür aus dem Zimmer.
    Sobald das Mädchen außer Sichtweite war, wandte Stefan sich mit einem wütenden Knurren an seinen Freund: » Vasili , du hast etwa so viel Feingefühl wie ein Schwein.« Im selben Augenblick stieß Vasili ungläubig hervor: »Dieses Miststück hat mich mit einem Messer bedroht!«
    »Kein Wunder! Du warst schließlich drauf und dran, sie zu schlagen«, sagte Stefan voller Abscheu.
    »Und vollkommen zu recht! Sie hat mich geohrfeigt!«
    »Was du eindeutig verdient hattest.«
    Vasili zuckte mit den Schultern und begann zu grinsen. »Was macht das schon. Hauptsache, du hast mir dieses dumme Gerede von vorhin verziehen. Also, soll ich jetzt diese Tänzerin für dich auftreiben oder nicht?«
    »Idiot! Das war die Tänzerin.«
    Nur ein winziges Zucken seiner Augenlider verriet Vasili s Überraschung, bevor er zu einer überwältigend anmaßenden Bemerkung ansetzte: »Dann bin ich ja gerade noch rechtzeitig gekommen, um dich zu retten. Du darfst dich später bei mir bedanken.«

Kapitel 5

    N achdem Serge ihnen die entmutigende Nachricht überbracht hatte, dass auch die Frau namens Dobbs schon seit vielen Jahren tot war, hatte Vasili eine sofortige Rückkehr ins Harem vorgeschlagen, aber Stefan hatte ihn überredet, bis zum Morgen damit zu warten. Es war eine Ironie des Schicksals, dass sie, ohne es zu ahnen, ihrem Ziel bereits so nahe gewesen waren. Die Taverne gehörte einem gewissen Dobbs, wie Serge herausgefunden hatte. Und dieser Dobbs war kein anderer als der Ehemann der Frau, deretwegen sie hierhergekommen waren. Er lebte seit über zwanzig Jahren in dieser Stadt und war ihre letzte Hoffnung, etwas über den Verbleib Tatianas zu erfahren.
    In Wahrheit war es Stefan einfach zu peinlich, der kleinen Tänzerin noch einmal unter die Augen zu treten. Er konnte es sich nicht verzeihen, tatenlos zugesehen zu haben, wie Vasili sie mit seiner Arroganz verletzte. Zugegeben, Vasili s Gefühllosigkeit hatte ihn für einen Augenblick so überwältigt, dass es ihm die Sprache verschlagen hatte. Aber das war keine Entschuldigung. Er hatte sich das Mädchen für diesen Abend ausgesucht, und sie stand damit gewissermaßen unter seinem Schutz. Er hätte für sie eintreten müssen, als es noch nicht zu spät dazu war.
    Natürlich hatte er nicht lange gebraucht, um zu verstehen, was seinen Freund so aufgeregt hatte, dass er ohne zu überlegen einfach eine fremde Frau beleidigte. Vasili hatte sich selbst die Schuld an dieser ganzen Situation gegeben, sich und seiner unbedachten Bemerkung. Natürlich wollte er seinen Fehler so schnell wie möglich wiedergutmachen. Und Verachtung war eine besondere Spezialität von ihm, ein Angriffsmittel, das er bis zur Perfektion beherrschte.
    Stefan wollte es unter allen Umständen vermeiden, in die Taverne zurückzukehren, bevor er nicht sicher sein konnte, das Mädchen dort nicht mehr vorzufinden. Das Lokal war morgens geschlossen, und er wiegte sich daher in Sicherheit. Aber wer öffnete auf Serges Klopfen hin die Tür? Keine andere als genau die Frau, der Stefan gern aus dem Wege gegangen wäre. Und als sie die Besucher erkannte, hatte sie nichts Eiligeres zu tun, als die Tür wieder zu schließen — und das nicht gerade sanft.
    Es war eine völlig neue Erfahrung für alle vier, dass ihnen jemand die Tür vor der Nase zuschlug. Sie reagierten auf die unterschiedlichste Art und Weise. Serge wurde aggressiv und fragte: »Soll ich sie einschlagen?«
    Bevor noch ein anderer antworten konnte, machte Vasili seiner Empörung Luft: »Dieses unverschämte Ding! Als wäre das gestern abend nicht schon empörend genug gewesen! Ich finde, wir sollten sie gehörig in ihre Schranken weisen. Oder bist du immer noch anderer Meinung, Stefan?«
    Stefan war ganz damit beschäftigt, mit seinem Abscheu vor sich selbst fertig zu werden, denn seine erste Reaktion auf die geschlossene Tür war Erleichterung gewesen, eine Regung, die den unangenehmen Beigeschmack von Feigheit hatte — und feige war er noch nie gewesen. Daher klang seine Stimme ein wenig schneidend, als er zurückblaffte: »Und was sind ihre Schranken deiner Meinung nach? Sie ist keine cardinische Bäuerin, weißt du.«
    »Sie ist eine amerikanische Bäuerin. Wo bitte ist da der

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