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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Angelegenheit nicht viel zu sagen. Als Serge sich beim Klang von Stefans Stimme umdrehte, nahm er sie mit sich, den Arm noch immer fest um ihre Taille gelegt. Dieses Manöver stellte sie an die vorderste Front, wo sie dem durchbohrenden Blick dieser Teufelsaugen voll ausgesetzt war. Und falls ihre Worte nicht bereits dieses unheilvolle Glühen in seinen Augen geweckt hatten, dann war es jetzt eindeutig ihr ungewaschenes Gesicht, das Öl ins Feuer goß.
    Aber als er langsam auf sie zukam, wandte er sich nicht an sie, sondern an seine Freunde. »Ihr zwei habt nicht rein zufällig versucht, ihr zuzureden — ganz freundlich —, das zu tun, was ich ihr aufgetragen habe, oder?«
    »Aber natürlich nicht«, versicherte Lazar ihm. »Wir haben lediglich über solche Dinge wie Verantwortung diskutiert.«
    »Und sie davon abgehalten, ohne uns zu verschwinden«, fügte Serge hinzu.
    »Ah! Also müssen wir auch das noch im Auge behalten, ja?«
    Tanyas Stiefelabsatz bohrte sich fest in Serges Zehen, um ihm für sein vorlautes Mundwerk zu danken. Serge ächzte, ließ sie aber trotzdem erst los, als Stefan vor ihr stand. Dabei gab er ihr einen leichten Schubs, so dass sie torkelnd das Gleichgewicht verlor und direkt an Stefans Brust landete. Er fing sie auf, und seine Arme schlössen sich wie ein Stahlkäfig um sie. Seine Hände wühlten sich in ihr Haar, das ihr bis zur Taille herabhing, so dass sie der Länge nach an ihn gepreßt wurde. Sie bildete sich ein, das Pulsieren seines Zorns spüren zu können, das sie in Wellen umspülte.
    »Laßt mich ...«, setzte sie an, nur um von einem entschiedenen »Nein!« unterbrochen zu werden. Dann fügte er unheilverkündend und nur für ihre Ohren hörbar hinzu: »Ihr werdet noch zu Gott beten, Ihr hättet mir gehorcht, Tatiana!«
    Unter der grauen Blässe ihrer Schminke wurde sie schneeweiß. Aber nach etwa zehn Sekunden fiel ihr wieder ein, dass sie für diese Männer ja nur eine Ware darstellte, mit der sie einen gewissen Preis erzielen wollten. Und eine Ware würden sie nicht mit Absicht beschädigen, gleichgültig wie wütend einer von ihnen auf sie sein mochte. Stefans Worte musste n sich also auf diese Kinderstrafe beziehen, die er ihr versprochen hatte-Und das war ihrer Meinung nach nichts, worüber sie sich Sorgen machen musste .
    In der Zwischenzeit hörte sie genau zu, worüber die Männer sprachen. Sie erfuhr, dass eine Kutsche bereitstand, dass ein Mann namens Sascha die Anweisung erhalten hatte, sich mit ihrem Reisegepäck am Hafen einzufinden, und dass sie es für eine glückliche Fügung hielten, ihre Beute rechtzeitig gefunden zu haben, um noch mit der Lorelei die Stadt verlassen zu können. Aber sie durften trotzdem keine Zeit mehr verschwenden. Der Flußdampfer sollte noch in dieser Stunde ablegen.
    Dann schwiegen sie plötzlich, und Tanya hatte das Gefühl, als würde sie von allen drei Männern gleichzeitig abschätzig gemustert. Um sich von diesem Eindruck wirklich zu überzeugen, hätte sie sich jedoch den Hals verrenken müssen. Sie war noch immer so dicht an Stefan gepresst , dass sie kaum etwas sehen konnte. Warteten sie etwa auf eine Reaktion von ihr? Sie hatte alles mit angehört, und schließlich war sie nicht schwer von Begriff. Die Männer hatten die Absicht, sie mit auf das Boot zu nehmen, aber vielleicht war es ihnen endlich in den Sinn gekommen, dass sie sich darüber Gedanken machen musste n, wie das ohne ihre Mithilfe vonstatten gehen sollte.
    Anscheinend hatte sie die Situation richtig gedeutet, denn Stefans nächste Worte lauteten: »Eine Holzkiste, würd' ich meinen.«
    Tanya versteifte sich und setzte bereits zu einem hitzigen Protest an, aber zu ihrer Überraschung kam Lazar ihr zuvor. »Sie ist eine königliche Prinzessin«, erinnerte er Stefan.
    Die Komödie sollte also weitergehen. Die königliche Prinzessin hätte spöttisch aufgelacht, wenn Stefans beiläufige Erwiderung nicht das Faß zum Überlaufen gebracht hätte.
    »Wenn sie anfängt, wie eine Prinzessin auszusehen, kann sie meinetwegen auch wie eine solche behandelt werden.«
    Tanya drehte sich zu Lazar und Serge um, was in ihrem Stahlkäfig einen wahren Kraftakt erforderte. Dann fragte sie die beiden Männer: »Wollt Ihr ihm das einfach so durchgehen lassen, nur weil er wütend auf mich ist?«
    Serge mied ihren Blick. Lazar wirkte, solchermaßen in Verlegenheit gebracht, äußert mißmutig und sagte: »Ich glaube, man hat Euch bereits erklärt, wessen Autorität Ihr untersteht, Tatiana.

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