Geheimnis des Verlangens
Ihr wißt bereits, wie diese Konsequenzen aussehen.«
Wehe dir, wenn du noch einmal rot wirst, Missy. Er versucht nur, dir Angst zu machen — Angst vor ihm. Alle seine Drohungen sind keinen Schuss Pulver mehr wert, wenn du ihm erst entkommen bist.
Zu ihm sagte sie: »Wenn Ihr es so verflucht eilig habt, von hier wegzukommen, wäre es dann nicht langsam an der Zeit, mich loszulassen?«
»Ich finde, dass zuerst einmal unser Abkommen besiegelt werden muss — mit einem Kuss .«
»N ...!« war alles, was sie noch hervorstoßen konnte, bevor seine Lippen die ih r en bedeckten.
Tanya hätte sich von Anfang an gegen diesen Kuss gewehrt, wenn ihr nicht plötzlich die Idee gekommen wäre, dass dies eine einmalige Gelegenheit war, Stefan auf einen Irrweg zu locken. Zumindest, was ihre Gefühle betraf. Wenn er arrogant genug war zu denken, seine Küsse gefielen ihr, und sie würde sich deshalb um so eher in ihr Schicksal ergeben, dann würde er vielleicht nicht mehr so sehr auf der Hut sein. Vielleicht würde ihr die Flucht dadurch leichter gemacht. Das Fatale war nur, dass ihr seine Küsse wirklich gefielen. Es war ihr nicht im geringsten unangenehm, wie sein Mund sich langsam und sinnlich über den ihren bewegte. Und ihre Hingabe an diesen Kuss war nicht gespielt.
Aber diese Strategie barg auch ihre Risiken, eine Entdek-kung, die sie machte, als er sie endlich von sich wegschob und sie einen langen, verträumten Augenblick brauchte, um wieder in die Gegenwart zurückzufinden. Es hatte nicht zu ihrem Plan gehört, sich an seinen Kuss zu verlieren. Genausowenig hatte sie damit gerechnet, dass sie ein starkes Verlangen verspüren könnte, ihn zurückzuholen, um noch mehr zu bekommen ...
Hastig kämpfte sie diesen verrückten Wunsch und das schwache, flaumweiche Gefühl in ihrem Innern nieder. Dieser verdammte Teufel verfügte über eine Macht, die sie besser nicht noch einmal herausforderte. Aber als sie ihn ansah, hatte sie den Eindruck, dass er über das Ergebnis seines kleinen Experiments nicht glücklicher war als sie selbst.
Und seine nächsten Worte bestätigten ihren Verdacht: »Und zu denken, dass ich tatsächlich begonnen hatte, mich zu fragen, ob nicht vielleicht doch ein Irrtum vorliegen könnte, dass Ihr vielleicht — wundersamerweise — noch unberührt seid. Das war wirklich dumm von mir, nicht wahr?«
Tanya kämpfte gegen diese Woge glühender Hitze, die über ihren Nacken kroch und ihre Wangen überflutete. Sie haßte den Gedanken, er könne bemerken, wie leicht er einen weiteren Treffer erzielt hatte. Sie war verlegen und vor allem wütend darüber, dass er so etwas überhaupt sagen konnte, nur weil sie seinen Kuss erwidert hatte. Ihr Zorn gab ihr die nächsten Worte ein.
»Nun, da könnt Ihr Euch niemals ganz sicher sein, oder?« höhnte sie.
Stefan lächelte nur. Es war ein selbstgefälliges kleines Lächeln, das seine Gedanken ebenso klar ausdrückte, als hätte er sie in Worte gefaßt: Das glaubst du aber nur. Und er hatte ihr ja auch in dieser Hinsicht etwas versprochen, irgend etwas in der Richtung, dass sie sein Bett teilen würde, noch bevor ihre Reise endete. Warum waren sie nur alle so sehr davon überzeugt, sie sei eine Hure? Um ein Haar hätte sie ihn danach gefragt, aber sie glaubte nicht, dass sie im Augenblick noch mehr Beleidigungen ertragen konnte. Und es blieb ihr wohl auch keine Zeit mehr dazu, falls sie die plötzliche Ungeduld in seinen Augen richtig interpretierte.
Sie hatte sich auch nicht geirrt, denn er griff nach ihrem Arm und war im Begriff, auf die Treppe zuzugehen. »Komm mit, Tati...«
»Einen Augenblick!« unterbrach sie ihn scharf. »Was ist mit meinen Sachen?«
Er warf nicht einmal einen Blick über die Schulter, während er sie mit sich fortzog. »Das nächste Mal werdet Ihr vielleicht tun, was man Euch sagt, wenn man es Euch sagt.«
Mit anderen Worten, sie hatte ihre einzige Chance verloren, wenigstens ein paar Kleider zum Wechseln mitzunehmen. Tanya wollte gerade wie angewachsen stehenbleiben und lauthals gegen diese Behandlung protestieren, aber dann wurde ihr klar, dass es gar keine so schlechte Idee war, all ihre Habseligkeiten hierzulassen, wo sie bei ihrer Rückkehr auf sie warten würden. Das war auf alle Fälle besser, als das Risiko einzugehen, irgend etwas bei diesen Teufeln zurücklassen zu müssen, wenn sich die Gelegenheit ergab, sich von ihrer Gesellschaft zu befreien. Sie war sich allerdings bewusst , dass Stefan glaubte, sich so auf subtile
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