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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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noch einmal ins Wasser einzutauchen und es dann vorsichtiger zu verlassen als beim ersten Mal, um nicht wieder so verdreckt an Land zu kommen. Aber die zusätzliche Tarnung dieser beiden Bäume brachte sie auf die Idee, dass sie wohl ein paar Minuten mehr erübrigen konnte, um ihre Kleider ordentlich zu schrubben und auch sich selbst gründlich zu waschen. Es war ihr dermaßen unwohl in ihrer Haut, und es juckte sie am ganzen Körper, dass sie es kaum aushalten konnte.
    Forschend suchte sie zunächst das gegenüberliegende Ufer ab, von dem kaum mehr als eine schwarze Silhouette zu erkennen war. Dann warf sie einen Blick hinter sich in den Wald, über dem tiefe Schatten lagen. Aber es war ganz still. Tanya machte sich daran, alles abzustreifen bis auf ihre Stiefel. Wenn sie irgend etwas in den langen Jahren bei Dobbs gelernt hatte, dann war es rasches, gründliches Arbeiten, selbst wenn sie noch so müde war. Sie brauchte höchstens fünf Minuten zusätzlich, bevor sie wieder das Wasser aus ihren Stiefeln kippte. Zitternd, aber sauber wünschte sie sich, die Zeit zu haben, die Kleider erst trocknen lassen zu können, bevor sie sie wieder anzog. Aber Zeit hatte sie nicht. Und obwohl in ihrem kleinen Versteck am Ufer die Nacht schwarz war wie die Sünde, war sie zu befangen, um auch nur einen Augenblick länger nackt zu bleiben als unbedingt nötig.
    Sie quetschte gerade noch ein paar Tropfen Wasser aus ihrem Rock, als sie hinter sich das Knirschen von Blättern hörte und förmlich zu Eis erstarrte. Sie betete, dass es ein Tier war, ein Hund, selbst ein wilder, aber wenn es schon ein Mann sein musste — bei dem Gedanken an ihre augenblickliche Nacktheit hoffte sie, dass es nur Stefan war und nicht irgendein Fremder, der vielleicht... War sie denn jetzt völlig verrückt geworden? Stefan? Laß es Serge sein ... Nein, nicht einmal er. Vasili . Vasili würde keinen roten Heller dafür geben, sie nackt zu sehen. Und noch viel weniger würde ihn dieser Umstand in Versuchung führen — O Gott, sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen! Aber die Stimme hinter ihr war klar und wohlvertraut und so kalt wie das Flußwasser, das noch immer aus ihren Haaren tropfte.
    »Zuerst das weiße Hemd und jetzt das Leuchten Eures weißen Körpers. Wenn ich es nicht besser wüßte, Prinzessin, würde ich denken, dass Ihr gefunden werden wolltet.«

Kapitel 19

    A llein die Idee, von ihm gefunden werden zu wollen, war so absurd, dass sie keinerlei Erwiderung verdiente. Nicht dass Tanya überhaupt irgend etwas eingefallen wäre, das sie in diesem qualvollen Augenblick hätte sagen können. Sie wusste , dass Stefans Augen auf ihr ruhten und wahrscheinlich gerade eben so hell glühten, dass sie nicht überrascht wäre, wenn sie jetzt mitten in zwei leuchtenden Strahlen gelben Lichtes stünde. Und dieses grässliche Wort — >gefunden<. Er hatte sie gefunden, weil er das verdammte weiße Hemd, das sie trug, ausgemacht hatte, sein weißes Hemd. Es war ihr keinen Augenblick in den Sinn gekommen, wie auffällig dieses Kleidungsstück in der Dunkelheit sein würde.
    All ihre schönen Vorsichtsmaßnahmen umsonst. Gefangen ... Nein! Bei Gott, nicht bevor sie seine Hände auf sich spürte.
    Tanya wirbelte herum und schwang dabei ihren nassen Rock so hoch sie nur konnte, in der Hoffnung, dass Stefan nahe genug war — und allein. Er war beides. Der schwere Rock schlug ihm ins Gesicht und machte ihn für ein paar Sekunden blind. Die Sekunden, die sie brauchte, um an ihm vorbeizustürmen.
    Sein wütendes Knurren jagte ihr einen panischen Schrecken ein; das Geräusch klang mehr wie das Grollen eines Tieres und trieb sie noch schneller vorwärts. Wenn er vorher nicht schon außer sich vor Zorn gewesen war, dann hatte sie diesem Zorn jetzt ganz sicher noch das i -Tüpfelchen aufgesetzt. Sie rannte einfach drauflos, mitten durch das Gestrüpp, und zur Hölle mit dem Lärm, den sie dabei machte. Sie musste Abstand von ihm gewinnen, und zwar genug, um einen Platz zu finden, wo sie sich verstecken konnte.
    Der erste scharfe Schlag eines Astes gegen ihre Hüften erinnerte sie daran, dass sie Stiefel trug und sonst nichts. Um Gottes willen, was glaubte sie denn, wo sie nackt hingehen konnte? Aber darüber konnte sie sich jetzt keine Gedanken machen, nicht mit diesem wütenden Teufel, der ihr dicht auf den Fersen war. Sie konnte ihn zwar nicht hinter sich hören, aber sie machte selbst zuviel Lärm, um irgend etwas anderes hören zu können. Und dieser Umstand

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