Geheimnis des Verlangens
Letzt doch noch zu akzeptieren. Sie war es wirklich leid, ihnen immer wieder zu erklären, dass das bei ihr einfach nicht funktionieren würde.
»Ich war nicht verzagt, Lazar, ich war wütend«, stellte sie fest. »Das würdet Ihr auch sein, wenn irgend jemand plötzlich auftauchte und versuchte, Euer ganzes Leben auf den Kopf zu stellen.«
»Nicht wenn es eine Veränderung zum Guten bedeuten würde«, beharrte er. »Man musste Euch dazu zwingen einzusehen, dass Euer Leben dort vorüber war. Und Ihr werdet glücklich sein in Cardinia, Tanya. Ihr werdet Reichtum haben, Macht...«
»Einen Ehemann?«
»Jede Frau will heiraten.«
»Das muss man sich mal vorstellen! Jede einzelne? Und da habe ich immer geglaubt, ich sei auch eine Frau.«
Ihr übertriebener Sarkasmus ließ ihn zusammenzucken. »Ihr wollt wirklich nicht heiraten?«
»Nein.«
»Nicht einmal Vasili ?«
»Erst recht nicht Vasili .«
Zwei Hände legten sich auf ihre nackten Schultern, und warmer Atem bewegte leise das Haar an ihren Ohren. »Vorsichtig, Tatiana, so nst fange ich noch an, das zu glauben, und werde so verletzt sein, dass ich meinen ganzen Charme spielen lassen muss , um Eure Meinung zu ändern.«
Vasili , nicht Stefan. Sie hatte die Stimme erkannt. Ihr Herz verlangsamte seinen Schlag.
Bevor sie jedoch eine Antwort auf diesen ungeheuerlichen Vorschlag ersinnen konnte, fragte Lazar Vasili : »Du konntest ihn also nicht davon losreißen?«
»Er sagte, er würde sich später zu uns gesellen — vielleicht.«
Tanyas Schultern sackten zusammen. Stefan würde sich nicht zu ihnen gesellen. Sie wusste es so sicher wie die Tatsache, dass sie hier saß. Er hatte ihr befohlen, präsentabel auszusehen, aber er hatte nicht die Absicht, sich das Ergebnis anzusehen, falls sie diesem Befehl Folge leistete. Wie konnte er es wagen, ihr auch noch den Spaß an ihrem heutigen Aussehen zu verderben! Das würde sie nicht zulassen. Nicht nach alledem, was sonst schon geschehen war.
»Wenn Stefan sich später nicht zu uns gesellt«, sagte sie kühn, »dann müssen wir uns eben zu ihm gesellen.«
Der Vorschlag stieß auf eisiges Schweigen, bis Lazar endlich hervorstieß: »Das ist absolut unmöglich, Prinzessin.«
»Ich bestehe darauf.«
»Aber Stefan wird es gar nicht gefallen ...«
»Du hast sie gehört, Lazar«, fiel Vasili ein. »Sie besteht darauf. Und ihr Rang ist höher als deiner.«
Ungläubig wandte Tanya sich an Vasili . »Wirklich?«
»Aber natürlich. Lazar ist schließlich nur ein Graf.«
Lazar biß nun tatsächlich die Zähne zusammen. »Es ist nicht gerade der günstigste Zeitpunkt, um das zu betonen, Eure Majestät.«
»Immer mit der Ruhe, mein Freund. Soll doch Stefan sich mit der Angelegenheit beschäftigen, wenn er irgendwelche Einwände hat. Er braucht ohnehin etwas, das ihn aus seiner gegenwärtigen Stimmung reißt.«
Tanya interessierte sich im Augenblick nur für eines. »Heißt das, dass ich rangmäßig auch über Stefan stehe?«
»Wie hoffnungsvoll Ihr ausseht.« Vasili grinste. »Aber ich muss Euch enttäuschen. Welchen Rang Stefan auch immer bekleidet, er allein trägt die volle Verantwortung für Euch, bis wir nach Cardinia zurückkehren. Und daher müßt Ihr Euch in allen Punkten seinem Wunsch unterwerfen. Falls Ihr es vorzieht, darüber zu streiten ... Aber Ihr seid ja bisher gut mit ihm zurechtgekommen, nicht wahr? Er ist derjenige, der Schwierigkeiten damit zu haben scheint, mit Euch zurechtzukommen.«
Tanya gelang es, ihre Enttäuschung zu verbergen. Sie hätte wissen können, dass sie nicht so weit gehen würden, um ihre Geschichte glaubwürdiger zu machen.
»Das denkt Ihr also?« sagte sie in einem neutralen Ton. »Mir ist es bisher nicht aufgefallen.« Oh, wie sehr sie sich doch wünschte, dies möge die Wahrheit sein, denn jede Schwierigkeit, die sie Stefan bereiten konnte, würde sie in helles Entzücken versetzen.
Kapitel 26
S ie traten ein, von Stefan unbemerkt, und blieben hinter ihm stehen, so dass er auch weiterhin keine Ahnung davon hatte, dass sie im Spielsalon waren. Das gefiel Tanya. Sie hatte keine Eile, ihn mit der Tatsache zu konfrontieren, dass sie sich im selben Raum befand wie er. Sie genoß die Vorfreude auf ihre Begegnung um so mehr, als Lazar und Serge beide sicher waren, dass Stefan über ihre Anwesenheit alles andere als erfreut sein würde.
Sie waren so sicher, dass sie sich geweigert hatten mitzukommen, und daher stand nur Vasili als ihr Begleiter neben ihr. Wenn er nicht gewesen
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