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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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standen, hatten dieselbe Größe. Eines war ein beigegrundiges Plaid, das andere ein leuchtendgelbes Gewand aus Halbatlas mit Bischofsärmeln und passenden Schuhen. Die Schuhe waren ein wenig klein, aber beide Kleider paßten ihr besser, als sie zu hoffen gewagt hatte. Das einzige Problem stellte ein kleiner Bereich dar — genau über ihren Brüsten. Offensichtlich hatten die Männer die Kleider von der Stange gekauft, und zwar für eine Frau mit kleinerem Busen, als sie ihn vorzuweisen hatte.
    Die Ausschnitte beider Kleider waren der Mode entsprechend freizügig: Sie entblößten die Schultern, den Nacken und einen guten Teil des Oberkörpers, um sich dann bis zu einem Punkt kurz über den Brüsten zu senken. Dieser Punkt war bei beiden Kleidern ziemlich tief angesetzt. Ein Leibchen hätte diese Gegend noch um ein wenig Spitze bereichern können, aber Stefan hatte ja gesagt, dass er vergessen würde, irgendwelche Unterwäsche einzukaufen. Und ob er es nun wirklich vergessen hatte oder seinem Tun eine Absicht zugrunde lag, jedenfalls war nichts dergleichen bei den beiden Kleidern zu entdecken.
    Unter normalen Umständen wäre Tanya viel zu unsicher gewesen, um eines dieser Kleider zu tragen. Sie hatte ihre Brüste immer unter hochgeschlossenen Hemden aus dicken Stoffen versteckt, so dass sie nahezu unsichtbar waren. Hier entblößte sie nun fast alles, sozusagen, oder wenigstens jedoch die oberen Wölbungen ihrer Brüste. Und der stramme Sitz des Kleides ausgerechnet dort machte alles noch schlimmer, weil ihre Brüste obendrein auch noch zusammengequetscht wurden. Aber das hier waren eben keine normalen Umstände. Und tatsächlich konnte sie bei ihrem Blick in den großen Spiegel über dem Ankleidetisch der Kabine nur an eines denken: Stefan würde sie so sehen, und es würde ihm überhaupt nicht gefallen. Und diese Überlegung bekräftigte sie in ihrem Entschluss , die Kleider genau so zu tragen, wie sie waren.
    Sie wählte das leuchtend zitronengelbe Kleid für den kommenden Abend, einfach weil seine Farbe so ganz anders war, als die der faden Kleider, die sie für gewöhnlich trug. Außerdem paßte sie sehr gut zu ihrem dunklen Haar. Nicht einmal ihr Tanzkostüm schmeichelte so sehr ihrer Figur, und das ohne die Unterstützung eines Korsetts. Tanya war zufrieden, mehr als zufrieden. Sie hätte nie geahnt, dass sie so aussehen könnte.
    Es gab allerdings nicht viel, was sie mit ihrem Haar tun konnte, außer es zurückzubinden, aber sie benutzte die breite, spitzenbesetzte Zierschleife, die hinten an ihrem Kleid befestigt war, um ihr Haar statt dessen im Nacken zusammenzubinden. Natürlich hätte sie diesen gelben Stoffstreifen auch in ihr tiefes Dekollete stecken können, um dem Kleid einen etwas sittsameren Anstrich zu geben, aber da Stefans Reaktion in ihren Gedanken die erste Stelle einnahm, zog sie das nicht einmal in Erwägung.
    Sie machte sich dann jedoch noch ein paar Sekunden lang Gedanken darüber, als Vasili ungebührlich lange auf ihren Busen starrte. Aber dann wurde auch der Rest von ihr einer gründlichen Untersuchung unterzogen, und so ließ sie den Gedanken zum zweitenmal fallen.
    »Ihr seht hinreißend aus, Prinzessin.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ein Kompliment von Euch? Geht es Euch wirklich gut, Vasili ?«
    Er lachte und bemerkte: »Ihr seid, wenn schon nichts anderes, amüsant. Aber Ihr solltet mich nicht allzu hart beurteilen, nachdem ich Euretwegen so viele Schwierigkeiten auf mich genommen habe.« Er streckte seine Hand aus, in der ungefähr ein Dutzend Haarnadeln verschiedenen Stils lagen, und gestand dann: »Zwei Frauen an Bord nehmen jetzt an, ich sei an ihnen interessiert, obwohl das bedauerlicherweise nicht der Fall ist. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, welche Schwierigkeiten das für den heutigen Abend nach sich ziehen kann.«
    »Ich frage mich, warum ich nicht das geringste bißchen Sympathie für Euch aufbringen kann«, erwiderte Tanya.
    Er grinste jungenhaft, und für einen Augenblick begriff sie, warum die Frauen ihn so unwiderstehlich fanden. »Ich glaube, mir ist bisher entgangen, wie witzig Ihr sein könnt, Prinzessin. Es war zu egoistisch von Stefan, Euch auf der ganzen Reise für sich selbst zu behalten.«
    »Hat er Euch beauftragt, diese Dinger aufzutreiben?« Sie nahm die Haarnadeln aus seiner Hand.
    »Er hat vorgeschlagen, dass einer von uns den Versuch machen sollte, falls wir nicht wollten, dass Ihr wie eine Schlampe ausseht. Natürlich wurde ich dafür

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