Geheimnis einer Wuestennacht
dankbar dafür seinâ, versicherte Tahir hastig. âSonst hätte ich doch nie erfahren, dass sie mich nicht nur liebt, sondern sich die ganzen Jahre um mich gesorgt hat, aber sich von mir fernhalten musste, um nicht den Jähzorn meines Vaters zu erregen. Er hat ihr gedroht, mich bis ans Ende der Welt zu verfolgen, sollte sie es wagen, mit mir in Verbindung zu treten.â
âAber Tahir! Das ist doch monströs!â
âJaâ, sagte er müde. âAber genau das war er ⦠ein Monster. Selbst nach seinem Tod hatte meine Mutter Angst, meine Gefühle zu sehr verletzt zu haben, als dass ich ihr je verzeihen könnte. Sie hat wirklich geglaubt, nach allem was passiert war, würde ich sie hassen.â
Spontan beugte sich Annalisa zu ihm hinüber und zog seinen Kopf an ihre Brust. Sie wusste, dass es für so grausame Verletzungen nur ein Heilmittel gab.
Die Liebe . Aber würde Tahir es zulassen, dass sie ihn liebte? Und würde er jemals in der Lage sein, ihre Liebe zu erwidern?
Die Antwort darauf bekam Annalisa wenige Stunden später, als sie beschloss, endlich in die Offensive zu gehen.
Nach der letzten Nacht in Tahirs Schlafzimmer konnte es keine lebende Seele im Palast mehr geben, die nicht von ihrer Liaison mit dem König wusste. Warum dann nicht den Stier bei den Hörnern packen und reinen Tisch machen, da ihre Hochzeit ohnehin in einer Woche stattfinden sollte.
Also nahm sie allen Mut zusammen, kleidete sich mit Sorgfalt an und machte sich auf den Weg. Ihr Herz war so übervoll von Zärtlichkeit und Liebe, dass sie Tahir unbedingt daran teilhaben lassen wollte. Doch ihre Zuversicht erlitt einen ziemlichen Dämpfer, als sie unterwegs immer wieder Dienstboten begegnete, die rasch den Blick senkten oder zu flüstern begannen, kaum dass sie an ihnen vorbeigegangen war.
Also hatte sich der Palastklatsch noch schneller verbreitet, als sie es erwartete. Auch gut! dachte sie und änderte ihre Strategie. Anstatt gleich zu Tahir zu eilen, suchte sie zunächst seinen Privatsekretär auf.
âVerzeihung, da ich vermute, dass Sie sich im Terminkalender des Königs besser auskennen als er selbst, wollte ich Sie um eine kurze Information bittenâ, erklärte sie mit süÃem Lächeln, um dem steifen jungen Mann den Wind aus den Segeln zu nehmen. âEs geht um unsere Hochzeit, die in wenigen Tagen stattfinden soll. Der genaue Termin und Ort würden mir schon reichen.â
Sie hatte ja alles Mögliche an Reaktion erwartet, aber nicht, was sich ihr jetzt bot. Tahirs Privatsekretär schluckte trocken, dann nahm sein Gesicht eine beängstigend rote Farbe an, und schlieÃlich griff er sich auch noch an den Hals, als würde er keine Luft bekommen.
âAber ist denn nicht ⦠hat denn niemand â¦?â Hilflos brach er ab und lieà die schmalen Schultern kraftlos nach vorn sinken. âEs tut mir auÃerordentlich leid, Miss ⦠aber ich bin natürlich davon ausgegangen, dass Sie es längst wissen.â
âWissen? Was?â Annalisa fühlte, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten.
âSeine Hoheit, der König ⦠er hat die Hochzeit abgesagt.â
âSind Sie sich ganz sicher?â, fragte sie wie betäubt.
Der arme Kerl schüttelte automatisch den Kopf, riss sich dann sichtlich zusammen und nickte heftig. âErst vor wenigen Stunden. Wenn Sie vielleicht selber mit ihm reden würden â¦?â
âDas scheint mir das Vernünftigste zu seinâ, stimmte Annalisa ihm mit so viel Haltung zu, wie sie noch aufbringen konnte, dann lächelte sie gezwungen und zog sich zurück. Wie eine Marionette lief sie durch die langen Gänge des Palastes, bis sie sich irgendwann vor Tahirs Arbeitszimmer wiederfand.
Während sie noch fiebrig überlegte, was sie tun sollte, drangen durch die halb geöffnete Tür Stimmen nach drauÃen. Eine davon gehörte unverkennbar ihrem Bräutigam .
âHätte ich auf Ihre Ratschläge gehört, Akmal, dann wäre ich längst gekrönt und mit einer ausländischen Prinzessin verheiratet, die neben ihrem blauen Blut auch noch Eis in den Adern hätte!â
Annalisa schloss gequält die Augen und bis sich auf die Lippe. Sie wollte nicht lauschen, aber Tahir in dieser Sekunde zur Rede zu stellen, wie es ihr Plan gewesen war, dem fühlte sie sich plötzlich auch nicht mehr gewachsen.
âWenigstens hätte das
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