Geheimnis um ein gestohlenes Bild
das nicht ein glänzender Einfall? Was Dicki wohl dazu sagen würde?
Ein paar Beobachtungen
Zwei Tage vergingen. Die Spürnasen studierten eifrig die Zeitungen, erfuhren aber nicht viel Neues über die Lorenzos. Man vermutete, daß sie sich irgendwo versteckt hielten, um mit einem Flugzeug ins Ausland zu flüchten, nachdem sich die Aufregung über den Bilderdiebstahl gelegt hatte.
„Es muß doch sehr schwer sein, sich zu verstecken, wenn man von der Polizei gesucht wird”, meinte Gina. „In allen Zeitungen sind Fotografien von den Lorenzos erschienen.”
„Du vergißt, daß sie Schauspieler sind”, erwiderte Dicki.
„Sie können sich maskieren, so daß kein Mensch sie erkennt.”
„Richtig, daran hatte ich nicht gedacht. Wenn man dich verfolgte, könntest du dich auch so gut verkleiden, daß dich niemand erkennt.”
„Ach, Dicki, verkleide dich doch einmal wieder”, bat Betti. „Du bist so braungebrannt, daß man dich glatt für einen Inder oder so was halten könnte.”
„Mal sehen, vielleicht tue ich es.” Dicki nahm sich im stillen vor, Bettis Vorschlag zu befolgen und eine kleine Maskerade zu veranstalten. „Ich möchte nur wissen, was Ern eigentlich macht. Bisher hat er nichts von sich hören lassen.”
Ern fühlte sich sehr wohl bei den Wuschs, seitdem er die beiden Mädchen unter seiner Fuchtel hatte. Sie gehorchten ihm aufs Wort, und ihre Verehrung fiel ihm sogar schon manchmal lästig, weil sie ihm wie zwei Hündchen überallhin nachliefen. Er stellte sie als Handlanger bei dem Bau des Baumhauses an und ließ sich von ihnen wegen seiner Kunstfertigkeit bewundern. Der Onkel, der ebenfalls sehr gern tischlerte, half ihm auch viel. Die Tante dagegen hielt das Unternehmen für völlig unsinnig.
„Warum müßt ihr ausgerechnet auf einem Baum rumwirtschaften!” schimpfte sie. „Dabei macht ihr euch nur schmutzig. Wie sehen die Kinder nur wieder aus!”
Ihr Mann musterte die beiden Mädchen und meinte trocken: „Sehen nicht anders aus als sonst. Sind immer schmutzig.” Damit ging er aus dem Haus, während die Tante hinter ihm herschimpfte. Ern folgte ihm.
„Frauen!” knurrte der Onkel verächtlich und deutete mit einer Kopfbewegung zum Haus zurück.
Ern nickte verständnisvoll. Er hatte sich bei der Arbeit recht gut mit dem Onkel angefreundet.
Endlich war das Haus auf dem Baum fertig. Es hatte drei Wände aus starken Brettern und ein sonderbares Dach, das mit großer Kunst zwischen den Zweigen angebracht war. Die zum Nachbargarten hin gelegene Seite war offen.
Frau Wusch gab den Kindern ein paar angeschlagene Tassen und Teller, so daß sie auch auf dem Baum vespern konnten. Sie saßen nun fast den ganzen Tag oben, und die Mädchen schleppten allerlei Spielzeug hinauf. Aber Ern fand es am schönsten, wenn er allein war. Wie herrlich war es doch, in dem von ihm selbst gezimmerten Beobachtungsstand zu sitzen und durch die grünen Zweige zu spähen! Zum Zeitvertreib lutschte er Pfefferminzbonbons und las hin und wieder in einem Indianerbuch. Manchmal glaubte er wirklich, ein richtiger Indianer zu sein.
Die Larkins ahnten nichts davon, daß sie beobachtet wurden. Für die Mädchen war natürlich alles nur ein Spiel, aber Ern nahm die Sache sehr ernst. Er wollte ja seinem verehrten Dicki helfen. Vielleicht konnte er Indizien für ihn finden, oder entdeckte sonst etwas Wichtiges. Ja, womöglich gelang es ihm sogar, das Geheimnis aufzuklären, aber das war natürlich nur ein kühner Traum. Unermüdlich beobachtete er das Haus der Larkins und wartete gespannt, ob sich dort etwas Verdächtiges zeigte.
Der alte Larkin tat nicht gerade viel, wie er bald bemerkte. Manchmal holte er etwas Gemüse aus dem Garten, oder er ging einkaufen, oder er ließ Pünktchen heraus und rief ihn nach kurzer Zeit wieder ins Haus zurück. Der kleine Pudel machte einen bedrückten Eindruck. Wahrscheinlich sehnte er sich nach seiner Herrin.
Frau Larkin war fast niemals draußen zu sehen. Sie schien stark erkältet zu sein. Oft hörte Ern sie husten. Als sie einmal hinter dem Haus Wäsche aufhängte, schnüffelte und hustete sie abwechselnd. Und jedesmal, wenn sie sich nach ihrem Wäschekorb bückte, stöhnte sie laut. Den kleinen Pudel behandelte sie recht unfreundlich.
Ern schrieb ein paar Bemerkungen über sie in sein Notizbuch. Die Seite mit den Notizen, die er gemacht hatte, als seine Tante ihm von den Lorenzos erzählte, hatte er herausgerissen. Beim späteren Durchlesen konnte er in einzelnen
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