Geheimnis um ein gestohlenes Bild
fast von der Kiste gefallen.
Zwei krebsrote, vor Wut verzerrte Gesichter sahen zu ihm auf. Sie gehörten Onkel Theophil und seinem Begleiter. Die Helme der Polizisten hingen an der Wand.
„Mach die Tür auf, Ern!” rief Herr Grimm. „Mach sofort die Tür auf und laß uns raus!” Er war sehr erstaunt, plötzlich seinen Neffen am Fenster auftauchen zu sehen, aber gleichzeitig auch sehr erleichtert. Nun konnten sie endlich aus ihrem stickigen Gefängnis heraus, nun konnten sie endlich etwas essen und trinken.
„Wären wir nur nicht hier reingegangen!” stöhnte er, während Ern sich bemühte, den großen Schlüssel in dem verrosteten Schloß umzudrehen. „Aber draußen war es so kalt und ungemütlich. Warum sollten wir nicht die Heizung anstecken und uns ein bißchen aufwärmen?”
„Wir hätten wenigstens die Tür auflassen sollen”, meinte der andere Polizist bedrückt. „Ich glaube, die Kohlengase haben uns betäubt, so daß wir eingeschlafen sind. Mir ist, als wollte mein Kopf zerspringen. Warum schließt der Junge nicht endlich die Tür auf?”
„Beeil dich, Ern!” rief Herr Grimm ungeduldig.
„Ich möchte nur wissen, wer uns eingeschlossen hat”, sagte sein Begleiter. „Es werden doch nicht etwa die Lorenzos gewesen sein. Ob sie zurückgekommen sind?”
„Ach wo! Ich sage Ihnen, das war Dietrich Kronstein. Der Bengel hat nichts als dumme Streiche im Kopf. Aber diesmal ist er zu weit gegangen. Das wird er noch bereuen. Ich werde mich beim Chef über ihn beschweren. Uns im Kesselhaus einzuschließen, wo wir hätten ersticken können! Ern, was fummelst du bloß so lange mit dem Schlüssel herum? Du brauchst ihn doch nur umzudrehen. Schläfst du, oder was ist los?”
„Ich tue ja schon mein Bestes, um dich zu befreien”, erwiderte Ern ärgerlich. „Das Schloß ist verrostet, und der Schlüssel will sich nicht drehen. Wenn du noch weiter schimpfst, geh’ ich fort und laß dich da drin stecken.”
Herr Grimm war überrascht, daß sein Neffe ihm so frech antwortete, aber er mußte seine Wut hinunterschlucken, sonst lief Ern womöglich wirklich fort.
„Hör mal, Ern”, sagte er einlenkend, „es ist nur – wir ersticken hier. Ich weiß natürlich, daß du dein Bestes tust. Ah, gut, endlich dreht sich der Schlüssel!”
Als die beiden Männer durch die Tür stürzten, floh Ern Hals über Kopf davon. Die Polizisten gingen in möglichst würdiger Haltung an dem Pförtnerhaus vorbei.
Larkin steckte den Kopf zur Tür hinaus und fragte krächzend: „Was war denn los?”
„Ach, nichts”, antwortete Herr Grimm, der gern vermeiden wollte, daß sich sein Ungemach in ganz Peterswalde herumsprach. „Wir haben nur Nachtwache gehalten, aber nichts Verdächtiges bemerkt.”
Sobald Herr Grimm zu Hause angekommen war, nahm er mit entschlossener Miene den Telefonhörer ab und gab einen kurzen Bericht zum Polizeipräsidium durch, der dort großes Aufsehen erregte. Sogar der Chef selber kam an den Apparat.
„Was ist das für eine Geschichte von Dietrich Kronstein, Grimm? Ich kann sie kaum glauben.”
„Aber sie ist wahr! Ich erzähle Ihnen doch keine Märchen. John war dabei und kann Ihnen bestätigen, daß wir den Jungen gegen Mitternacht im Garten dabei erwischten, wie er uns nachspionierte. Er fand es wohl sehr witzig, uns im Kesselhaus einzuschließen.”
„Aber was taten Sie im Kesselhaus? Sie hätten doch draußen sein müssen.” Die Stimme des Chefs klang recht scharf.
„Wir guckten nur einmal hinein. Da hörten wir draußen Schritte, die Tür wurde zugeschlagen und der Schlüssel umgedreht. Darauf ertönte ein gellendes Lachen und …”
„Das genügt, Grimm”, unterbrach ihn der Direktor. „Ich werde der Sache nachgehen. Haben Sie sonst noch etwas Verdächtiges gehört oder gesehen?”
„Nein, überhaupt nichts.”
Damit war das Gespräch zu Ende. Herr Grimm rieb sich zufrieden die Hände. „Das bricht dir den Hals, du frecher Bengel!” murmelte er.
Endlich freie Bahn!
Als Dicki zum Frühstück nach unten ging, fuhr ein großer schwarzer Wagen vors Haus, und heraus stieg Polizeidirektor Jenks.
Froh lief Dicki ihm entgegen. Vielleicht brauchte der Direktor seine Hilfe in dem Fall Lorenzo oder brachte wichtige Neuigkeiten.
Aber der Direktor begrüßte ihn ziemlich frostig. „Ich muß mit dir reden”, sagte er kurz angebunden, und Dicki führte ihn etwas erstaunt in das Arbeitszimmer seines Vaters.
Dort warf ihm Direktor Jenks einen strengen Blick zu und sagte: „Was
Weitere Kostenlose Bücher