Geheimnis um ein gestohlenes Bild
„Ja, ich hörte ein summendes Geräusch. Dachte zuerst, es wär’ ein Flugzeug, aber es kann auch ein Auto gewesen sein.”
„Aha! Sonst noch etwas?”
„Dann hörte ich Wasser plätschern und sah die Schwäne weiß wie Geister auf dem Fluß schwimmen. Später war mir so, als hörte ich Stimmen und Hundegebell.”
Dicki spitzte die Ohren. „Stimmen und Hundegebell? Glaubst du, daß es Pünktchen war, der bellte?”
„Ja. Es klang hell und hoch, eigentlich mehr wie Quieken.”
„Wann hast du die Stimmen und das Bellen gehört?”
„Eine ganze Weile, nachdem du fortgelaufen warst. Ich war schon halb eingeschlafen.”
„Die Menschen, die gesprochen haben, müssen ziemlich nah an deinem Baum gewesen sein”, meinte Dicki nachdenklich. „Glaubst du, daß sie in dem Haus der Larkins waren?”
„Wenn sie im Haus gewesen wären, hätte ich sie wohl kaum gehört. Vielleicht standen sie vor dem Haus.”
„Hörte sich Pünktchens Bellen ängstlich oder froh an?”
„Froh”, antwortete Ern, ohne zu zögern.
„Aha! Das ist interessant, sehr interessant. Wahrscheinlich sind die Lorenzos nachts zu den Larkins gekommen, um den Pudel zu holen – und vielleicht noch etwas aus ihrem Haus. Als sie am Kesselhaus vorbeikamen und die Polizisten darin schlafen sahen, haben sie sie einfach eingeschlossen.”
„Ja, so muß es gewesen sein.” Ern sah Dicki bewundernd an. „Wunderbar, wie du das alles herausbekommst! Wenn Pünktchen verschwunden ist, wissen wir bestimmt, daß die Lorenzos hier waren und die Polizisten eingeschlossen haben.”
„Aber das nützt uns leider nicht viel. Wir wollen ja vor allen Dingen wissen, wo die Lorenzos jetzt sind und wo das Bild steckt.”
„Das wirst du auch bald heraus haben”, sagte Ern überzeugt.
„Wer weiß? Geh jetzt bitte zu den anderen Spürnasen und sag ihnen, sie sollen in meinen Schuppen kommen. Wir müssen beraten, was weiter zu tun ist.”
Nach kurzer Zeit waren alle Kinder im Schuppen versammelt, und Dicki erzählte von den Ereignissen in der Nacht. „Jetzt müssen wir zuerst zu den Larkins gehen und sehen, ob Pünktchen noch da ist”, sagte er. „Ist er verschwunden, so wissen wir, daß die Lorenzos ihn geholt haben, und dann fragen wir die Larkins gründlich aus.”
„Ja, los, gehen wir!” rief Rolf.
„Mit Frau Larkin werden wir aber nicht sprechen können”, sagte Ern. „Sie ist krank, wie mir ihr Mann heute früh sagte.”
„Na, vielleicht erfahren wir etwas von ihm”, meinte Dicki.
Tatendurstig holte er sein Rad aus dem Schuppen und setzte Purzel vorn in den Korb. Die anderen Kinder waren auch mit ihren Rädern gekommen, und bald war die ganze Gesellschaft unterwegs. Sie nahmen wieder den Flußpfad, weil das der nächste Weg zu den Larkins war. Dort lehnten sie ihre Räder an den Zaun, gingen auf das Pförtnerhaus zu und klopften an die Tür.
Larkin kam heraus, wie gewöhnlich mit Mütze und Schal, aber diesmal ohne seinen alten Mantel und in einer schmuddligen Jacke.
„Was wollt ihr?” fragte er krächzend und musterte die Kinder durch seine dicken Brillengläser. Als er Purzel erblickte, zog er die Tür hastig hinter sich zu.
„Könnten wir wohl einmal mit Ihnen sprechen, Herr Larkin?” fragte Dicki höflich.
„Sogar ganz umsonst”, antwortete Larkin. „Was soll’s?”
„Hm. Könnten wir nicht hineingehen? Hier draußen ist es so kalt.” Dicki glaubte, Larkin habe die Tür zugemacht, damit sie nicht bemerkten, daß der Pudel fort war.
Aber Larkin antwortete ruhig: „Dann müßt ihr euren Hund draußen lassen, sonst erschreckt sich Pünktchen wieder vor ihm. Er ist heute sehr nervös.”
Dicki starrte ihn durchdringend an. War der Pudel wirklich noch da?
„Er liegt neben dem Bett von meiner Frau”, setzte Larkin hinzu und hustete.
Aha, das war schlau ausgedacht! Die Frau liegt krank im Bett, und der Hund leistet ihr angeblich Gesellschaft – obwohl er in Wirklichkeit längst fort ist. Sicherlich hatten die Lorenzos den Larkins gesagt, sie sollten diese Ausrede gebrauchen, falls jemand nach Pünktchen fragte.
„Ich möchte den kleinen Pudel gern einmal sehen”, sagte Betti, da sie merkte, daß Dicki nicht recht weiterkam.
„Darf ich zu Ihrer Frau gehen und ihn streicheln?”
„Nein!” antwortete Larkin kurz.
Die Kinder warfen sich verstohlene Blicke zu. Das war sehr verdächtig. Da hörten sie zu ihrer Überraschung Hundegebell aus dem Haus. Und gleich darauf erschien der kleine weiße Pudel am Fenster und
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