Geheimnis um ein gestohlenes Bild
Fälle zu beobachten.
Als Dicki durch die Pforte ging, sah er zu dem kleinen Pförtnerhaus hinüber. Bei den Larkins war alles still und dunkel. Er versteckte sich hinter einem Busch und gab Ern das verabredete Zeichen. Sogleich kam Erns Antwort aus dem Baum – ein täuschend echt klingender Eulenschrei.
Dicki nickte zufrieden und ging langsam weiter. Das große Haus lag still und verlassen da. Dicki wünschte, es möchte plötzlich ein Licht darin aufflackern zum Zeichen, daß dort jemand -sein Unwesen trieb, aber alles blieb dunkel.
Nun kam wieder ein Eulenschrei von Ern und ehe Dicki antworten konnte ein zweiter und kurz danach ein dritter.
Was sollte das bedeuten? Dicki blieb verwundert stehen. Dann lachte er leise. Diesmal waren es gewiß echte Eulen gewesen. Sie jagten ja gerne im Mondschein. Für den Fall, daß doch Ern gerufen hatte, schickte er einen langgezogenen Eulenschrei in die Nacht.
Sofort kam eine Antwort. Es klang fast ängstlich. Ob Ern ihn vor irgend etwas warnen wollte?
Dicki blieb im Schatten eines Gebüschs stehen und horchte angespannt. In der Stille der Nacht konnte man das kleinste Geräusch hören. Ein paar Minuten lang blieb alles still.
Aber dann hörte er ganz deutlich ein leises Knirschen, so als ginge jemand sehr behutsam über gefrorenes Gras.
Dickis Herz begann heftig zu schlagen. Ob es einer von den Lorenzos war? War der Mann oder seine Frau nach Hause gekommen, um etwas zu holen? Sie besaßen doch sicherlich einen Hausschlüssel. Plötzlich kam der Mond aus den Wolken hervor, und der Garten war taghell erleuchtet. Dicki spähte vorsichtig um das Gebüsch herum.
Nichts zu sehen! Alles war totenstill. Nun verschwand der Mond hinter einer großen Wolke und würde eine Zeitlang verborgen bleiben. Wieder hörte Dicki das leise Knirschen. Jemand mußte auf der anderen Seite des Hauses sein.
Plötzlich ertönte ganz nah ein Eulenschrei, so daß Dicki erschrocken zusammenfuhr. Diesmal war es wirklich eine Eule gewesen. Schattenhaft sah er ihre großen Flügel; sie flog völlig lautlos.
Dann war wieder das Knirschen zu hören. Hinter dem Haus schien ein Mensch zu stehen und sich hin und wieder die Füße zu vertreten. Dicki beschloß, sich Gewißheit zu verschaffen. Falls es Lorenzo war, wollte er schnell nach Peterswalde laufen und Direktor Jenks anrufen. Herr Grimm konnte es nicht sein; der hätte sich durch sein schnaufendes Atmen verraten. Von diesem Menschen aber hörte man außer dem leisen Knirschen keinen Ton.
Da der Mond noch hinter den Wolken war, schlich Dicki leise zum Haus und dann an der Mauer entlang. Auf seiner Seite war das Gras zum Glück nicht gefroren. Aber nach ein paar Schritten trat er auf trockene Blätter und verursachte ein Rascheln. Erschrocken blieb er stehen. Hatte man ihn gehört? Er war schon ganz nah an der Hausecke.
Vorsichtig schlich er weiter und steckte langsam den Kopf um die Ecke.
Neben einem Fenster sah er eine schattenhafte Gestalt stehen. Einzelheiten konnte er nicht erkennen, aber der Mann war groß und schlank. Herr Grimm war es also nicht. Schon wollte Dicki seine Taschenlampe anknipsen, um ihn überraschend anzuleuchten, da kam wieder der Mond hervor, und es wurde taghell.
Dicki starrte auf einen großen Polizisten mit einem Helm, der ihn einen Augenblick ebenso erstaunt anstarrte, dann jedoch eine Trillerpfeife ertönen ließ und schnell auf Dicki zukam.
„Es ist nichts”, sagte Dicki leise. „Ich wollte nur – –”
Aber da kam auch schon Herr Grimm angelaufen. Als er Dicki erblickte, riß er erstaunt den Mund auf. Dann stürzte er wütend auf ihn zu.
„Du – du – Was suchst du hier? Hast du das Eulengeschrei gemacht? Das werde ich dem Direktor erzählen. Die Polizei bei der Ausübung ihrer Pflicht zu stören! Sich in Anlegendheiten der Behörde einzumischen! Eine Frechheit ohnegleichen!”
„Ich wußte nicht, daß Sie hier sind, Herr Grimm”, entschuldigte sich Dicki. „Es tut mir leid, daß ich Sie gestört habe. Ich habe es nicht mit Absicht getan.”
Der andere Polizist musterte Dicki erstaunt. „Wie heißt du?” fragte er und nahm sein Notizbuch hervor.
„Ich kenne seinen Namen!” rief Herr Grimm aufgebracht. „Ich kenne ihn nur zu gut. Der Bengel heißt Dietrich Kronstein. Verhaften Sie ihn, weil er unbefugt ein Privatgrundstück betreten hat!”
„Halt, halt, nicht so hastig!” erwiderte der andere Polizist. „Ist das wirklich Dietrich Kronstein? Er ist doch mit dem Chef befreundet und hilft ihm
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